Workshop "Partizipative & sozialverantwortliche Technikgestaltung" auf der Mensch und Computer 2020

Mensch und Computer 2020. Digitaler Wandel im Fluss der Zeit

Digitaler Wandel im Fluss der Zeit

6. - 9. September 2020, digitale Konferenz
Die „Mensch und Computer“ bietet eine Plattform für Beiträge und Diskussionen zu innovativen Formen der Interaktion zwischen Menschen und Technik, zu nutzerorientierten Entwicklungsmethoden, interaktiven Anwendungen und weiteren Themen aus dem Spannungsfeld zwischen NutzerInnen, Organisationen und Gemeinschaften einerseits sowie zu ihren Informations- und Kommunikations­techno­logien andererseits. Ziel der Tagung ist es, innovative Forschungsergebnisse zu diskutieren, den Informations­austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern, die Relevanz nutzungs- und aufgabengerechter Technikgestaltung in Wissenschaft und Öffentlichkeit zu sensibilisieren sowie Forschungsaktivitäten und Ausbildung in diesem Feld anzuregen.

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Call for Participation 2020 - Partizipative & sozialverantwortliche Technikgestaltung

Im Workshop treffen sich Forscher*innen und Praktiker*innen zu Austausch und Diskussion über die Beteiligung von Nutzer*innen an Technikentwicklungsprozessen. Sie gehen dabei der Frage nach, wie Partizipation dem Anspruch auf Demokratisierung und Empowerment in Forschung und Praxis gerecht werden kann. Im diesjährigen Workshop soll insbesondere diskutiert werden, inwieweit selbstlernende, KI-basierte Systeme partizipativ gestaltet werden können. Positionsbeiträge werden auf Wunsch der Teilnehmer*innen im Workshopband der Konferenz veröffentlicht.

Details zum Workshop

  • Einreichung eines kurzen Positionsbeitrags bis 19. Juni 2020
  • Teilnehmer*innen laden ihre Positionsbeiträge über das Konferenztool der MuC 2020 hoch

Partizipative Technikentwicklung geht davon aus, dass eine direkte Zusammenarbeit zwischen denen, die Technik entwickeln und denen, die sie nutzen, zu technischen Lösungen führt, die den Bedürfnissen der Nutzer*innen entspricht. Das Partizipative Design (PD) der Skandinavischen Schule spricht sich explizit für die Beteiligung marginalisierter Bevölkerungs- und Nutzungsgruppen an Technikentwicklungsprozessen aus. Der Ansatz geht auf das „Cooperative System Design“ der 1970er Jahre zurück, der den vornehmlich gewerkschaftlich vorangetriebenen politischen Anspruch der Arbeitsplatz-Demokratisierung verfolgte und durch den Einbezug von Arbeitnehmer*innen in die Technikentwicklung eingelöst werden sollte.

Was sich jedoch hinter dem Begriff der Partizipation verbirgt und wie diese gehandhabt wird, kann von Projekt zu Projekt sehr verschieden sein. Pelle Ehn, Pionier auf dem Gebiet des Partizipativen Designs Skandinavischer Schule, und Richard Badham kritisierten bereits 2002, dass die Praxis partizipativer Technikentwicklung ihren politischen Anspruch auf Demokratisierung und Empowerment der jeweiligen Nutzungsgruppe und damit letztendlich dem nach sozialer Gerechtigkeit eingebüßt hätte. PD sei zu einer „weichen Technokratie des  Nutzer*inneneinbezugs” geworden, die vorrangig in akademischen Technikentwicklungsbereichen und weniger in Unternehmen angewandt wird. Aktuelle Untersuchungen partizipativer Technikentwicklungsprojekte stützen diese These.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie sich Partizipation angesichts neuer soziotechnischer Entwicklungen auf Gebieten wie Künstliche Intelligenz, Automatisiertes Fahren, Digitale Transformation, Internet of Things und den damit verbundenen Veränderungen von Infrastrukturen, Machtverhältnissen und Prekarisierungen ermöglichen lässt.

Ausgehend von diesen Herausforderungen, möchten wir uns gemeinsam mit Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen technischen Kontexten und Disziplinen mit den Potenzialen und Grenzen des Partizipativen Designs im Hinblick auf eine sozialverantwortliche Technikentwicklung auseinandersetzen. Dabei geht es um die Diskussion der Frage: Inwieweit führt die Beteiligung von Nutzer*innen zu einer sozialverantwortlichen Technikentwicklung? Und wie lässt sich diese auf selbstlernende, Künstliche Intelligenz und Big Data basierte Systeme anwenden?
Auf der Grundlage unserer Erfahrungen und denen der Teilnehmer*innen möchten wir einen ungeschönten Blick auf die Prozesse, Herangehensweisen, Beteiligungs- und Einflussverhältnisse partizipativer Technikentwicklungsprojekte werfen und diese anhand von Ansprüchen wie demokratische Teilhabe aller Beteiligten, gleichberechtigter Einbezug marginalisierter Nutzungs- und Bevölkerungsgruppen, wechselseitiger Lernerfahrungen, kritische Reflexionen und kontrovers-konstruktive Aushandlungsprozesse erörtern. Ziel ist, gemeinsam Kriterien zu sammeln und Rahmenbedingungen zu definieren, die erfüllt sein müssen, damit die Beteiligung von Nutzer*innen zu sozialverantwortlicher und inklusiver Technik führt.

Forscher*innen und Praktiker*innen sind eingeladen, ihre Erfahrungen mit der Beteiligung von Nutzer*innen in der Technikentwicklung anhand folgender Fragen zu reflektieren:

  • Wie sahen die Beteiligungsstruktur und Interessenverhältnisse des Projektes aus?
  • Nach welchen Kriterien wurden Nutzende ausgewählt? Wurden dabei Gender- und Diversity-Aspekte berücksichtigt?
  • Wie sah der Forschungs- und Entwicklungsprozess aus? Wer war an welchen Wissens- und Entscheidungsprozessen beteiligt? Wieviel Einfluss bzw. Entscheidungsmacht hatten die Nutzer*innen?
  • Welche Methoden kamen zum Einsatz? Wie haben sie die Beteiligungs- und Einflussverhältnisse beeinflusst, ermöglicht oder auch unterbunden?
  • Wie werden Prozess und Projekt hinsichtlich der Ansprüche des Partizipativen Designs und letztendlich hinsichtlich ihres Beitrags zu sozialverantwortlicher Technik bewertet?

Bis 19. Juni 2020: Einreichung der Kurzbeiträge

Bitte erstellen Sie einen kurzen Positionsbeitrag im Format Ihrer Wahl (z.B. Pictorial, Video, Animation, Abstract von 1-2 Seiten) unter Verwendung des Formats für MuC Beiträge oder anderer Formate. Reichen Sie die Beiträge über das ConfTool bis zum oben genannten Zeitpunkt ein. Beiträge, deren Formate sich nicht über das Konferenztool einreichen lassen, könne an die Veranstalter*innen des Workshops (Siege E-Mails unten) zugesandt werden. Bitte teilen Sie uns bei Einreichung mit, ob Sie Ihren Kurzbeitrag veröffentlichen wollen (Workshopband der MuC mit ISBN).

Bis 01. Juli 2020: Benachrichtigung über Annahme sowie Feedback zu den Beiträgen

Die Begutachtung, Auswahl der Beiträge und Rückmeldung an die Teilnehmer*innen erfolgt durch die Workshop-Veranstalter*innen.

Bis 10. Juli 2020: Einreichung der überarbeiteten, finalen Beiträge

Nach Einreichung der finalen Beiträge über das Konferenztool (unbedingt beachten!!!) wird ein detailliertes Programm für den Workshop erstellt und bekanntgegeben, zu dem die Autor*innen gebeten werden, kurze Präsentationen vorzubereiten. Neben der Diskussion der Beiträge werden wir uns mit den Herausforderungen einer partizipativen, sozial verantwortlichen Technikgestaltung von und mit KI-basierten Systemen auseinandersetzen sowie die nächsten Schritte für die neu gegründete Fachgruppe „Partizipation“ im Fachbereich Mensch-Computer-Interaktion (MCI) der Gesellschaft für Informatik (GI) planen.

Aktualisierte Einreichungsfristen!
Submission: 19.06.2020
Notification: 01.07.2020
Camera Ready: 10.07.2020

Veranstalter*innen

Arne Berger
Fachbereich 5: Informatik und Sprachen, Hochschule Anhalt

Sandra Buchmüller & Julia Stilke
Institut für Flugführung, Technische Universität Braunschweig

Claude Draude
Wissenschaftliches Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG), Fakultät Elektrotechnik/Informatik, Universität Kassel

Sara Klüber
Lehrstuhl für Psychologische Ergonomie im Institut Mensch-Computer-Medien der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Henrik Mucha
Fraunhofer IOSB, Karlsruhe