Futurische Idyllen: Zukunftsentwürfe und Impulse – Interdisziplinärer Workshop
Idyllen beziehen sich auf Vergangenes oder Zukünftiges, Arkadisches, Heterotopisches und/oder Elysisches (vgl. Jablonski 2018). Idyllische Konzepte und Verfahren (vgl. Gerstner/Heller/Schmitt 2022), aus denen sich verschiedene Gattungen und Genres ableiten, präsentieren, neben Kommentaren zur Gegenwart, alternative Weltentwürfe. Daher können idyllisierende Verfahren und Politiken als Gegenstand zur Beschreibung, Diskussion und letztlich Auseinandersetzung der Gegenwart mit ihren Verhältnissen und Perspektivierungen auf die Vergangenheit und die Zukunft begriffen werden. So werden Ästhetisierungen und Entwürfe einer (fiktiven) Vergangenheit geschaffen, auf der alternative Erzählungen von möglichen Zukünften aufbauen, die auch in der Vergangenheit platziert sein können.
Bislang lag der Fokus in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Idylle primär auf deren arkadischen Konfigurationen, d.h. auf deren idealisierten Beschreibungen einer verklärten Vergangenheit, bzw. auf daraus abgeleiteten Strategien und Verfahren. Die Auseinandersetzung und Phänomenologie von Idyllen innerhalb verschiedener geistes- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen bietet komplementäre Perspektiven auf gegenwärtige und zukünftige Problemkomplexe wie beispielsweise die Klimakrise, da hier Felder betrachtet werden, auf denen gegenwärtige gesellschaftliche Aushandlungs- und Vermittlungsprozesse stattfinden: Erzählungen einer idyllisierten Vergangenheit sind immer auch Reflexionen gegenwärtiger Ideale und Wünsche, aber auch der jeweiligen Ängste, aus denen sich die Inszenierung idyllischer Sehnsuchtsorte und Szenarien speist, und aus denen sich wiederum Zukunftsperspektiven ableiten lassen.
Dabei formulierte bereits im 18. Jahrhundert Friedrich Schiller in Reaktion auf zeitgenössische Idyllen und beispielsweise Salomon Gessners Verklärung eines problembefreiten Landlebens den Anspruch nach einer ›elysischen Idylle‹: Diese solle die Menschen, die »nicht mehr nach Arkadien« zurückkönnen, nicht in ein imaginiertes ›Goldene Zeitalter‹ versetzen, sondern »vorwärts [zur] Mündigkeit«, »bis nach Elysium« führen (Schiller 1795: Über naive und sentimentalische Dichtung). Dementsprechend »bekommt die elysische Idylle […] die Funktion, die geschichtsphilosophische Härte im ästhetischen Vorschein der Zukunft abzumildern und gleichzeitig das tätige Moment einer solchen futurischen Perspektive in sich aufzunehmen« (Gerstner 2022, 164). Produktiv weitergedacht wurde dieses ›Elysium‹ zuletzt von Nils Jablonski (2018) über ein ›elysisches Paradigma‹ der Idylle.
In unserem Workshop soll exploriert werden, inwiefern zeitgenössische Medien (Literatur, Games, Filme, Musik, uvm.) solche zukunftsgerichteten Idyllen bewusst oder unbewusst produzieren, indem sie sich nicht mit der Ästhetisierung einer imaginierten Vergangenheit begnügen, sondern in Auseinandersetzung mit Vergangenheit oder Gegenwart produktive Impulse für Gegenwärtiges oder Zukünftiges offenbaren.
Im Workshop wird aufbauend auf kurzen Impulsvorträgen (ca. 15 Min) ein produktiver Austausch unter den Teilnehmer:innen zentral sein. Interessierte, Gasthhörer:innen und Mitdiskutierende sind herzlich willkommen. Die Teilnahme ist kostenfrei; um eine vorherige Anmeldung unter f.mehmel[at]uni-kassel[dot]de wird gebeten.
Weitere Informationen, sowie ein Programmablauf findet sich hier.