Yvonne Rückert
Kurzexposé zur Promotion von Yvonne Rückert:
Die Globalen Gewerkschaftsorganisationen im System des Global Governance - Die Verankerung von gewerkschaftspolitischen Forderungen in den Bretton Woods Institutionen
Im letzten Jahrzehnt führte die wirtschaftliche Globalisierung, d.h. die Liberalisierung des Handels, die Zunahme ausländischer Direktinvestitionen, globale Produktionsprozesse und die Entstehung grenzüberschreitender Finanzströme zu einer verstärkten Marktintegration und einem verschärften globalen Wettbewerb. Zu den verschiedenen, miteinander verwobenen, Entwicklungen und Prozessen die Globalisierung bedingen, gehört auch die Koordinationsfunktion der internationalen Finanzinstitutionen. Mittels Kredite, die an die Durchführung von Strukturanpassungsprogrammen gebunden sind, sollen die Entwicklungsländer zu einer marktwirtschaftlichen Entwicklung befähigt werden. Die Programme der beiden Institutionen erzielten jedoch in der Vergangenheit nur geringe und ungleich verteilte Wachstumserfolge und wurden häufig von zivilgesellschaftlicher Seite kritisiert. So wehren sich bspw. die Global Unions gegen ein einfaches Freihandelsdogma, das die vorteilhafte Wirkung ungehinderter Handels- und Kapitalströme überbewertet und die Nachteile verschweigt (vgl. Global Unions, 2002, S.10).
In meiner Dissertation verfolge ich das Ziel, zwei zentrale Strategieinstrumente der Global Unions sowie deren Wirkungsweise empirisch untersuchen. Als Strategieinstrumente möchte ich die Lobbyarbeit und den Dialog als unabhängige Variable bezüglich der Durchsetzung von Sozialstandards und der Armutsminderungsstrategiepapiere (PRSP) seit 1999 analysieren. Die Effektivität dieser von den Global Unions eingesetzten Instrumente soll anhand der Veränderungen in der Geschäftspolitik der Bretton Woods Institutionen als abhängige Variable, die als Instrumente der währungs- und entwicklungspolitischen Kooperation gegründet wurden (vgl. Huffschmid, 2000, S.1347), nachvollzogen werden. Dabei soll insbesondere untersucht werden, welche konkreten Handlungen von Seiten der internationalen Finanzinstitutionen erfolgt sind.
Seit Mitte der 90er Jahre hat die Weltbank Fortschritte bei der Verbesserung ihres Images und ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Dies wird deutlich am ernsthafteren Kampf gegen Armut und Korruption sowie dem Beitrag der Weltbank zur gestiegenen Lebenserwartung und der Reduktion des Analphabetentums. Ein ähnlicher Prozess zeichnete sich beim IWF ab. In den 70er und 80er Jahren ging mit der Veränderung der Zielgruppe dieser Institution, der Abkehr von den Industrie- hin zu den Entwicklungsländern, eine Veränderung der Bedingungen der Kreditvergabe einher. Mit der steigenden Anzahl der Entwicklungsländer, die an dem Programm des IWF partizipierten, stand die Institution zunehmend im Blickwinkel der Öffentlichkeit und ihre politische Verletzlichkeit nahm zu.
Ausgehend von der institutionellen Trennung zwischen marktschaffender und marktkorrigierender Regulierung im internationalen System, geht die Arbeit unter anderem der Frage nach, wie entscheidend sich die Forderung nach marktkorrigierender Regulierung durch internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) als externe Rahmenbedingung, auf die Effektivität der gewerkschaftlichen Strategieinstrumente auswirkt.
Der Arbeit liegen die folgenden forschungsleitenden Fragestellungen zugrunde:
- Welche organisationsinternen und - externen Bedingungen beeinflussen die Effizienz der von der Globalen Gewerkschaftsbewegung angewandten Strategieinstrumente Dialog und Lobbyarbeit und wie beeinflussen sie diese?
- Welche Fortschritte konnte die internationale Gewerkschaftsbewegung bezüglich der Durchsetzung von Sozialstandards und der Umsetzung der Armutsminderungsstrategiepapiere bei der Weltbank bzw. dem IWF erreichen (Effektivität der Instrumente)?
- Durch welche Mechanismen werden die zwischen den internationalen Finanzinstitutionen und den Global Unions getroffenen Vereinbarungen kontrolliert (Machtverhältnis und Potenzial der Instrumente)?
Für die Beantwortung der Forschungsfragen, möchte ich verschiedene Methoden miteinander kombinieren. Ein methodisches Instrument, um Fortschritte in der Zusammenarbeit zwischen den Globalen Gewerkschaftsorganisationen und den Bretton Woods Institutionen darzustellen, ist die Inhaltsanalyse von im Forschungszeitraum entstandenen Arbeits- bzw. Konferenzpapieren. Um die Handlungsorientierungen und Motive der verschiedenen Akteure offen zulegen, plane ich die Durchführung von ca. 25 bis 30 Experteninterviews.