Nicola Sekler
Kurzexposé zur Promotion von Nicola Sekler:
Posneoliberalismo – bloße Anti-Haltung oder zukunftsweisende Projekte?
Eine Analyse postneoliberaler Konzepte und Strategien in Lateinamerika
Die Wahlsiege linker Parteien bzw. Parteienbündnisse und das Wiedererwachen sozialer Bewegungen in Lateinamerika seit Mitte der 90er Jahre haben eine breite wissenschaftliche und politische Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen progressiver Kräfte und Projekte unter den herrschenden ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen entfacht. Hinter diesen, auch als „Linksruck“ bezeichneten politischen Umbrüchen stehen sehr unterschiedliche Akteure mit ihren Strategien und Projekten, entstanden in unterschiedlichen sozialen Kontexten. Sie alle verbindet vor allem die Ablehnung des je spezifisch wahrgenommenen und interpretierten „Neoliberalismus“ und das Streben nach politischen, ökonomischen und kulturellen Alternativen. Die mannigfaltigen Ansätze sollen hier unter dem aus aktuellen lateinamerikanischen Diskussionen entlehnten Sammelbegriff Posneoliberalismo gefasst werden. Postneoliberalismus verstehe ich dabei als „perspektivierenden“ Sammelbegriff, als Horizont, der Blicke auf und das Verständnis für vielfältige, widersprüchliche und auf unterschiedlichen Ebenen stattfindende Suchprozesse öffnet.
Bei der Untersuchung konzentriere ich mich auf Argentinien und Venezuela sowie die konzeptionell-strategische Ebene und gehen der Frage nach ob sich in den heterogenen Konzepten, Diskursen und „anti-neoliberalen“ Strategien in Lateinamerika über eine bloße Anti-Haltung hinaus „postneoliberale“ Perspektiven und gesellschaftliche „Kompromisse“ abzeichnen, welche Möglichkeiten und Akteurskonstellationen sich für Projekte ergeben, welche Durchsetzungskraft sie besitzen und welche Rolle Intellektuelle im Sinne einer breit angelegten gramscianischen Konzeption bei der Formulierung und Durchsetzung spielen.
Als theoretischer Rahmen für die Bearbeitung der Fragestellung dient insbesondere die Hegemonietheorie Antonio Gramscis und ihre diskurstheoretische Reformulierung sowie interpretative Ansätze, die stärker auf den unmittelbaren Akteurskontext einzugehen vermögen.
Eigene Publikationen dazu:
Brand, Ulrich & Nicola Sekler (2008): Struggling between Autonomy and Institutional Transformations. Social Movements in Latin America and the Move towards Post-Neoliberalism. In: Macdonald, Laura & Arne Ruckert (Hrsg.): Post-Neoliberalism in the Americas: Beyond the Washington Consensus? (im Erscheinen).
Sekler, Nicola (2007): Postneoliberalimus. In: Brand, Ulrich; Lösch, Bettina und Stefan Thimmel (Hrsg): ABC der Alternativen. Von "Ästhetik des Widerstands" bis "Ziviler Ungehorsam", Hamburg, S. 172-173 (im Erscheinen).