Lehrangebot

 

Wintersemester 2008/09

 Projekt
"Superkilen"

“Dinge so anzusehen, als sähe man sie zum ersten Mal, ist eine Methode, um an ihnen bisher unbeachtete Aspekte zu entdecken. Es ist eine gewaltige und fruchtbare Methode, aber sie erfordert strenge Disziplin und kann darum leicht mißlingen. Die Disziplin besteht im Grunde in einem Vergessen, einem Ausklammern der Gewöhnung an das gesehene Ding, also aller Erfahrung und Kenntnis von dem Ding. Dies ist schwierig, weil es bekanntlich leichter ist zu lernen als zu vergessen. Aber selbst wenn die Methode des Absichtlichen
Vergessens nicht gelingen sollte, so bringt ihre Anwendung doch Überraschendes zutage, und zwar tut sie das eben dank unserer Unfähigkeit, sie diszipliniert anzuwenden.“(Vilém Flusser: “Dinge und Undinge, Phänomenologische Skizzen”, Verlag: Carl Hanser (März 1993) Edition Akzente)


„Da die Phänomene nicht mehr in konsequentem Determinismus miteinander verkettet sind, obliegt es dem Hörer, sich bewußt in ein Netz unerschöpflicher Relationen zu stellen, sozusagen selbst den Grad seiner Annäherung, seiner Orientierungspunkte, seiner Bezugsskala zu bestimmen (dabei wohl wissend, daß seine Wahl bestimmt ist durch den Gegenstand, den er anschaut); er ist es jetzt, der bestrebt sein muss, gleichzeitig die größte Zahl möglicher Abstufungen und Dimensionen zu verwerten, seine Aufnahmeinstrumente zu
dynamisieren, zu vervielfachen, bis zu den Grenzen ihrer Möglichkeiten auszuweiten.“ (Posseur, a.a..O., Umberto Eco: „Das offene Kunstwerk“, Suhrkamp, 1993)


Das Projekt Superkilen erprobt eine Möglichkeit der Herangehensweise an einen Entwurf. Eine Herangehensweise, die versucht sich anhand künstlerischer Strategien dem Entwurf zu nähren. So stellt sie sich als ein langsamer Prozess dar, der Schritt für Schritt die Entwurfsthemen einkreist, anstelle sich direkt auf jene zu stürzen - ein Prozess in dem der Weg das Ziel ist, der Überraschungen bereithält und eben nicht das Erwartete bedient.
Am Anfang stand die Auseinandersetzung mit den grundsätzlichen Phänomenen
des Seins, die Annäherung an sich Selbst und an den Ort. Anhand katalysatorischer Sensibilisierungsübungen sollten sich die Studenten für den Ort aber auch für ihre eigenen Wünsche sensibilisieren. Sie sollten sich so ihrer eigenen Motivation bewusst werden und sich selbst in diesem Kontext näher kommen. Diese Sensibilisierung passierte auf verschiedenen Ebenen. So ging es in den ersten Übungen um die Ausseinandersetzung mit den allgemeinen Phänomenen der Zeit, der Bewegung und des Konflikts. Diese Phänomene sollten innerhalb eines immer gleichen Rahmens fassbar und begreifbar gemacht werden. Sie aus eigener Perspektive, je nach Wahrnehmung künstlerisch darzustellen und zu erklären war hier die Aufgabe.
Mit dem Objet Trouvè sollte ein vor Ort gefundenes Objekt aus seinem Kontext gerissen, völlig neu betrachtet und weiterentwickelt werden. Über das Objet Trouvè sollten die Studenten Inspiration und Zugang zu einer Formensprache und letztendlich zum Entwurf finden. Der Prozess der Übersetzung vom Objet Trouvè zum Entwurf fand in einem schrittweisem Vorgehen statt - von einem langsames Herrantasten an die Formulierung eines Programms bis hin zur dreidimensionalen Darstellung. Herraus kamen Überraschungen und das Unerwartete, deren Entstehung und Begleitung
mir viel Spaß gemacht hat .

 

Exkursion nach Kopenhagen

Wir machen eine Studienreise in die dänische Hauptstadt. Geplant ist der Besuch von historischen, bedeutenden und innovativen Gartenanlagen, Gebäuden und städtebaulichen Entwicklungsgebieten älteren und jüngeren Datums. Zudem stehen Bürobesuche bei national und international agierenden dänischen Landschaftsarchitekten, Architekten und Ingenieuren auf dem Programm und deren Vorstellung aktueller Projekte.
Weiterhin soll es eine Exkursion ins Umland nach Nærum und Malmö geben. In Vorbereitung auf die Exkursion soll jeder Exkursionsteilnehmer ein Kurzreferat zu jeweils einem Objekt, welches wir anschauen werden, vorbereiten und vor Ort vortragen. Aus den Kurzreferaten, Fotos und Reiseberichten soll ein Reisereader entstehen.

 

Seminar
Danish Dorma

„ We have always realized that after the war Denmark was one of the pioneering countries that was introducing us to the new world“
(Geoffrey Jellicoe - Landschaftsarchitekt, 1989, England)

Ziel der Übung ist es anhand von Recherche und der Ausarbeitung von Referaten und Texten eine Überblick über die modernen dänische Gartenkunst zu bekommen. Im Mittelpunkt stehen hierbei die stilprägenden, dänischen Landschaftsarchitekten C.Th. Sørensen, G.N.Brandt und Sven-Ingvar Andersson. Darüber hinaus sollen die Besonderheiten dänischer Landschaftsarchitektur im europäischen Vergleich betrachtet werden und ihr Einfluss auf heute agierende
Landschaftsarchitekten wie Stig.L. Anderson, Steen Hoyer...untersucht werden.
Was also macht dänische Landschaftsarchitektur so besonders und woher nehmen die dänischen Landschaftsarchitekten ihre Inspiration. Im Großen und Ganzen sind es 2 Aspekte, die die Reputation der dänischen Landschaftsarchitektur erklären - die Natur und die Kunst. Denkt man an Skandinavien - denkt man meist zuerst an die nordische Landschaft und die starke Identifikation der Skandinavier mit ihr. Im Kontrast aber zu Norwegen und Schweden findet man in Dänemark kaum noch natürliche Landschaften. Dänemark ist durch eine landwirtschaftlich geprägte, offene, sehr weite leicht wellige Landschaft geprägt. Trotz dessen oder gerade deswegen haben sich die Dänen das Wesen des Gartens als einen abgeschirmten, von Hecken umschlossenen Ort bewahrt. Er steht somit im Kontrast zu den eher offenen Gärten in Schweden und Norwegen, die zudem oft existierende Waldbestände mit einbeziehen. Die Hecke als eines der wichtigsten Gestaltungselemente in der Dänischen Landschaftsarchitektur war Raumgrenze und zu Skulpturen formbare Masse zu gleich. Die nicht mehr vorhandene unberührte Natur hat die Dänen zudem für einheimische Pflanzen und natürlich anmutende Pflanzungen sensibilisiert.
Eine weitere Besonderheit der dänischen Landschaftsarchitektur ist wohl, die Betrachtung der Profession der Landschaftsarchitektur als eine, die ihre Wurzel in der Kunst hat und somit das Schaffen des Landschaftsarchitekten als ein Künstlerisches. Die teilweise direkte Übertragung der Formensprache der modernen Kunst in Gärten und Parks ließ formal, einzigartige Anlagen entstehen. Herausragend ist außerdem, dass schon in den frühsten Jahren der Entstehung der Profession, Landschaftsarchitekten, immer eine enge und gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Architekten, Ingenieuren und Künstlern anstrebten. Die entstanden dänischen Gärten und Parks zeichnen sich so auch immer durch eine besondere Qualität in ihrer Ausführung aus.

 
Seminar
Ästhetik in der Gartenkunst

Ziel des Seminars ist es, einen Überblick über die differenzierte Wahrnehmung, die ästhetischen Werkzeuge und die verschiedenen Konzepte der Bearbeitung der Freiräume unterschiedlicher Epochen zu geben. Hierbei soll es nicht darum gehen einen chronologischen Abriss der Geschichte der Gartenkunst zu geben. Vielmehr soll anhand der Betrachtung konkreter Gartenanlage, Biographien wesentlicher Akteure und Persönlichkeiten und auch vorherrschender Kunstrichtungen Zusammenhänge erkannt werden um die eigene Wahrnehmung zu schulen und für den Fundus der Geschichte zu sensibilisieren.
Jeder Garten spiegelt in seiner Gestaltung die Gedanken, politischen Verhältnisse, Wertevorstellungen, technischen Möglichkeiten und auch modische Vorlieben seiner Entstehungszeit und des wirkenden Gartenarchitekten wieder. Wie kommt dies in der gewählten Anlage zum Ausdruck und welcher Mittel bedient sich der Gartenarchitekt? Wozu diente der Garten und wie reflektierte er dies in seiner Gestaltung? Ist der Garten ein phantastischer Ort - ein Ort der Flucht vor der Realität in eine andere Welt? Ist er ein Ort, der die Macht über Mensch und Natur und die ingenieurstechnischen Meisterleistungen seines Besitzers präsentiert und zu dessen Bühne wird. Oder idealisiert und kopiert er gar existierende Kultur - und Naturlandschaften in denen Bewegung und die dadurch zu erlebende Abfolge von Bildern und Szenen zum Hauptanliegen wird?
Welches Inventar erzielt und unterstreicht die gewollten Wirkungen und wie werden diese Brunnen, Wasserbecken, Statuen, Pavillons, Gartenhäuser ... eingesetzt? Wie werden Räume und Raumabfolgen gebildet und wie sollen diese erlebt werden? Welche Rolle spielt die Pflanze und der Umgang mit ihr?
Was also macht die Anlage aus? Was sind die wesentlichen Charakterzüge. Was unterscheidet sie zu anderen Anlagen aus anderen Epochen. Und welche Schlüsse ziehen Sie daraus.
Erklären und zeigen Sie anhand von Plänen und Illustrationen die wesentlichen Gestaltungsmerkmale der Anlagen im Kontext ihrer Entstehungszeit. Setzen Sie sich formal - ästhetisch mit der Anlage in Bezug auf: DURCHWEGUNG,
ABGRENZUNG, TOPOGRAFIE, WASSER und BEPFLANZUNG auseinander. Diese Auseinandersetzung soll zeichnerisch passieren. Auf Grundlage eines Plan oder einer anderen Darstellung der Anlage sollen abstrahierte, piktogrammartige
Darstellungen entstehen die das Wesentliche der Anlage wiedergeben
- ohne den Plan 1:1 zu kopieren.