Jubiläumsausstellung zu 35 Jahren Kuba-Kooperation Kassel – Santa Clara
Die Ausstellung "Vom Selbsthilfewohnungsbau zur Curriculumentwicklung. 35 Jahre Kuba-Kooperation Kassel – Santa Clara" ist einer der längsten aktiven Auslandskooperationen an der Universität Kassel gewidmet. Sie zeigt die vielfältigen Aktivitäten und Themen der seit 35 Jahren bestehenden Zusammenarbeit zwischen der Universität Kassel und der Universidad Central Marta Abreu de Las Villas in Santa Clara: von Exkursionen über bilaterale Workshops zur Klimaresilienz und Forschungsprojekte bis hin zur Entwicklung neuer Bauelemente und realer Wohnungsbauvorhaben in Santa Clara, Kuba. Mehrere Generationen von Studierenden und Lehrenden am Fachbereich ASL haben die Kooperation fortgeführt, die durch den Verein Cubanicay in Kassel über viele Jahre finanziell und ideell unterstützt worden ist.
Die Ausstellung wird am 20. Juni um 18 Uhr im Foyer des ASL-Neubaus eröffnet und läuft bis 6. Juli 2023. Sie ist Teil einer Ausstellungsreihe zum Jubiläum „50 Jahre Fachbereich Architektur – Stadtplanung – Landschaftsplanung“ an der Universität Kassel.
Hintergrund:
Die Zusammenarbeit begann 1988 eher zufällig. Der damalige kubanische Wohnungsbauminister war anlässlich eines internationalen Expertenseminars in Kassel und wohnte bei dem kürzlich verstorbenen Professor Michael Wilkens. Ihm gefiel das praxisbezogene Projektstudium an der GhK und so folgte die Einladung nach Kuba, wo Professor Wilkens die Zusammenarbeit mit der Universität Santa Clara einleitete, einer Stadt im Zentrum Kubas mit einer ähnlichen Einwohnerzahl wie Kassel und einer bedeutenden Universität.
Von Anfang an ging es darum, durch fachliches voneinander Lernen und reales Bauen (Lehr-) Erfahrungen zu ermöglichen und einen konkreten Beitrag zur Verbesserung der Wohnsituation in Kuba zu leisten. Es ging um die Unterstützung von Selbsthilfewohnungsbau. Von diesen Erfahrungen können die Studierenden auch in Deutschland profitieren. Die Kooperation weicht von Konventionen und Konformitäten ab: Zusammenarbeit mit einem sozialistischen Land, auf einem anderen Kontinent und in deutlich ärmeren Verhältnissen – das Beschreiten unkonventioneller Wege, die stets mit persönlichen Kontakten und Begegnungen gepaart wurden: Erlebnis und Erkenntnis mit praktischem Tun verknüpfen. Die Kooperation mit Kuba hilft uns, unsere eigene Position und Rolle in einer widersprüchlichen Welt außerhalb der „behüteten Bundesrepublik“ zu erkunden und zu reflektieren.
Die intensivste Phase war die erste unter Leitung von Professor Wilkens. Neben jährlichen Studentenaustauschen standen die Workshops und die praktische Zusammenarbeit mit der Selbsthilfeinitiative „Microbrigada Chichi Padrón“ im Vordergrund. In diesem Zusammenhang entstanden auch mehrere Häuser in der „Kasseler Straße“ in Santa Clara. In der folgenden Phase unter Professor Alexander Eichenlaub verlagerte sich der Schwerpunkt auf Fortbildung und Kurse für Dozent*innen in Santa Clara. Nach Unterbrechungen griff Professor Manuel Cuadra die Zusammenarbeit wieder auf und rückte die historische Forschung ins Zentrum. Schließlich übernahm Professor Harald Kegler und akzentuierte die Kooperation durch das für Kuba besonders relevante Thema der Klimaresilienz. Zu diesem Thema sollte die University of Miami, School of Architecture, in die Kooperation einbezogen werden. Zwei Exkursionen fanden statt, dann kam die Pandemie.
Nach Corona beginnt nun eine neue Phase unter Leitung mehrerer Hochschullehrer*innen. Während interkultureller fachlicher Austausch so aktuell wie eh und je ist, bleibt die Lage in Kuba mit den wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Folgen von Blockadepolitik, Pandemie, Verfassungs- und Währungsreform, Verwüstungen durch Hurrikan Ida und Ukraine-Krieg auch nach den Parlamentswahlen im Frühjahr 2023 instabil. Trotz knapper Personaldecke im Lehrkörper steuert die Hochschule in Santa Clara auf die Einführung eines „Diplomado“ zur Weiterbildung von Fachleuten in Verwaltungen zu. Das Interesse an einem Austausch ist auf beiden Seiten ungebrochen.
„Der Schlüssel für unsere erfolgreiche Kooperation ist das Zusammenwirken vieler Menschen in Kassel und in Santa Clara, die gemeinsam dieses Projekt tragen. Freundschaften, die entstehen und Vertrauen, das sich entwickelt. Und nicht zuletzt die Finanzierung. Hier ist neben Spender*innen und Sponsor*innen auch die jahrelange Förderung durch den DAAD zu erwähnen“, benennt Diplom-Ingenieurin Heike Vollmann, die das Projekt maßgeblich mitgestaltet hat, die Erfolgsfaktoren.
Die Ausstellung ist dem kürzlich verstorbenen Begründer der Kuba-Kooperation an der Universität Kassel, Prof. Michael Wilkens, gewidmet.
Die Präsentation ist eine von zehn Jubiläumsausstellungen in der Reihe „Das Kasseler Modell 1973-2023 // 50 Jahre Architektur – Stadtplanung – Landschaftsplanung an der Universität Kassel“. Diese präsentieren die Geschichte und das Profil des Fachbereichs und bilden die Schwerpunkte des Lehrens, Lernens und Forschens in den drei Instituten Architektur, Urbane Entwicklungen sowie Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung ab. Sie werden von verschiedenen Fachgebieten in Zusammenarbeit mit Studierenden organisiert und kuratiert. Die Ausstellungsreihe wird noch bis zum Sommersemester 2024 fortgesetzt.
Jubiläumsausstellung
Vom Selbsthilfewohnungsbau zur Curriculumentwicklung. 35 Jahre Kuba-Kooperation Kassel – Santa Clara
Di 20. Juni – Do 6. Juli 2023
Montag – Freitag 8-20 Uhr
Foyer des ASL Neubau
Universitätsplatz 9
34127 Kassel
Weitere Informationen zu den Ausstellungen und weiteren Jubiläumsaktivitäten: http://www.uni-kassel.de/go/jubilaeumASL