ASL-Wissenschaftler:innen bei „Kassel wills wissen“
Die Universität Kassel hat gemeinsam mit der HNA das neue Veranstaltungsformat ins Leben gerufen, um den Wissenstransfer aus der Uni in die Stadt und Region zu stärken. Im Vorfeld waren die Leserinnen und Leser der HNA aufgerufen, Fragen zu stellen. Bei der Auftaktveranstaltung des neuen Formats im Gießhaus wurden diese kurzweilig und wissenschaftlich fundiert von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Uni Kassel beantwortet. Sie gaben informative Einblicke in ihre Arbeit. Besonders Themen aus dem Fachbereich Architektur - Stadtplanung – Landschaftsplanung stießen auf großes Interesse.
So beantworteten Architektin Prof. Dr. Gabu Heindl (Fachgebiet Bauwirtschaft | Projektentwicklung | Architektur, Stadt, Ökonomie) und Stadtplanerin Joana Al Samarraie (Fachgebiet Stadterneuerung und Planungstheorie) die Frage „Sind Holz-Aufstockungen eine Lösung für Wohnungsnot in Städten?“ mit einem eindeutigen Ja. Zusätzlichen Wohnraum könne man durch kluge Aufstockungen beispielsweise von Wohnhäusern, Bürogebäuden oder sogar Parkhäusern schaffen. Holz biete dabei viele Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch hier müsse auf den nachhaltigen Einsatz geachtet werden, denn auch dieser Rohstoff stehe nur begrenzt zur Verfügung. Gabu Heindls Fazit lautet daher: „Wir wollen bezahlbares Wohnen, aber auch, dass man im Wald spazieren gehen kann.“
Per Video beantwortete Frederik Ecke vom Fachgebiet Bau Kunst Erfinden die Frage „Kann man bei Neubauten die Ziegel auf der Südseite durch Solar-Module ersetzen?“ Ja, dafür gebe es bereits Produkte am Markt. Mehr Potenzial habe jedoch Photovoltaik an Fassaden, denn die Fassadenflächen an Häusern steigen proportional zu den Dachflächen. Ecke forscht zu bauwerkintegrierter Photovoltaik. Im Projekt „Solarchip“ werden Werkstoffe mit Photovoltaik kombiniert, um „ein resilientes, adaptives System zu schaffen“. Es gibt bereits Prototypen aus Beton, in die Photovoltaik-Module integriert sind. Die Wissenschaftler haben mit Partnern aus der Bauwirtschaft und Photovoltaik-Firmen geforscht und Clickbefestigungen entwickelt, mit denen die Module an der Fassade fixiert werden können. So können die Module leicht ausgetauscht werden, wenn sich die Technologie wandelt.
Prof. Dr. Jens Knissel vom Fachgebiet Technische Gebäudeausstattung antwortete ebenfalls per Video auf die Frage, ob nicht ganz trockenes Holz besser heizt als knochentrockenes. Eine Restfeuchte von 15 bis 20 Prozent sei optimal, erklärte Jens Knissel. Je feuchter das Holz, desto mehr Verbrennungswärme müsse aufgewendet werden, um die Feuchte zu verdampfen. Werde zu feuchtes Holz verwendet, liege die Verbrennungstemperatur niedrig, wodurch auch Schadstoffe wie Ruß oder Kohlenmonoxid entstehen. Ist das Holz zu trocken, ist die Verbrennungstemperatur sehr hoch, wodurch wiederum Stickoxide freigesetzt werden. Zudem verbrenne das Holz dann so schnell, dass die Wärmeabgabe an den Raum erschwert sei. Die Verbrennungswärme entweiche zum großen Teil durch den Schornstein. Fazit: Feuchtes Holz sei für Umwelt und Heizeffekt das Beste. Ist Heizen mit Holz überhaupt sinnvoll? Ja, sagte Knissel – sofern das Holz nachhaltig angebaut sei. Dennoch werde der Beitrag von Holz zum Beheizen von Gebäuden auch künftig deutlich unter zehn Prozent liegen, sagte er. Die umweltfreundlichste Energie sei die, die wir gar nicht benötigen, betonte Knissel. Er warb dafür, jede Gelegenheit zu nutzen, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern.