Programmatik der Stadterneuerung | 29. und 30. Juni 2017

Die Tagung mit dem Titel „Programmatik der Stadterneuerung – Aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen zwischen Vielfalt und Bündelung" wurde vom  Fachgebiet Stadterneuerung/Stadtumbau der Universität Kassel und dem Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen am 29. und 30. Juni 2017 durchgeführt.

Die Stadterneuerung in Deutschland ist eng verknüpft mit dem Besonderen Städtebaurecht und der (Bund-Länder-)Städtebauförderung. Deren Programmatik wurde in den letzten drei Jahrzehnten stark ausdifferenziert. Prägend für das Erneuerungsgeschehen in Westdeutschland waren vor allem in den 1980er Jahren das Förderprogramm „Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen“ und die Strategie der bewohnerorientierten „Behutsamen Stadterneuerung“. Spätestens seit der Vereinigung Deutschlands haben sich veränderte und zusätzliche Aufgaben der Erneuerung ergeben, und zahlreiche neue Programme wurden aufgelegt. Dazu gehörten Sonderprogramme für Ostdeutschland wie „Planungsförderung“, „Stadtumbau Ost“ oder das inzwischen zum gesamtdeutschen Programm aufgewertete Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“. Hinzu kamen infolge der Diversifizierung der Herausforderungen und flankiert durch die Förderalismusreform neue Programme wie „Stadtumbau West“, „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“, „Kleine Städte und Gemeinden“ und ab 2017 „Zukunft Stadtgrün“. Insbesondere das Programm „Soziale Stadt“ reagierte schon Ende der 1990er Jahre auf die zunehmenden Probleme sozialräumlicher Polarisierung und stärkte integrierte Handlungsansätze und nicht-investive Maßnahmen.

In den „neuen“ Städtebauförderprogrammen sind zahlreiche innovative Ansätze der Stadterneuerung entstanden oder erprobt worden, wie z. B. Quartiersfonds, öffentlich-private Partnerschaften, Standortgemeinschaften, die Aktivierung zivilgesellschaftlicher Potenziale und integrierte Stadtentwicklungskonzepte. Insbesondere die Herangehensweise in der Sozialen Stadt ist zu einer Art „Leitprogramm“ für die Stadterneuerung geworden. Die Programme „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau“ wurden 2004 im Baugesetzbuch (BauGB) verankert und als zentrale Aufgaben anerkannt, die besonderer rechtlicher Regelungen bedürfen. Das „Besondere Städtebaurecht“ erfuhr damit eine Erweiterung des Handlungsrahmens mit einer Vielzahl von Festlegungsmöglichkeiten über die Sanierungssatzung (im einfachen oder umfassenden Verfahren), die Stadtumbausatzung, die Erhaltungssatzung bis hin zur einfachen Gebietsfestlegung etwa bei privaten Initiativen zur Stadtentwicklung. 

Alle Programme wurden in den vergangenen 15 Jahren umfassend evaluiert und stetig angepasst oder ergänzt. Neue gesellschaftliche Herausforderungen und veränderte Rahmenbedingungen bieten immer wieder Anlass, das Vorhandene grundlegend auf den Prüfstand zu stellen. Nachdem vor wenigen Jahren das Programm „Sanierung und Entwicklung“ nicht mehr weiter verlängert wurde, prüft die aktuelle Evaluierung des Stadtumbaus eine Zusammenlegung der Programme in Ost und West. Der politische Stellenwert der Städtebauförderung war in den vergangenen Jahrzehnten „konjunkturellen“ Schwankungen ausgesetzt, die sich vorwiegend in einer wechselnden Ausstattung der einzelnen Programme mit Fördermitteln niederschlugen. In den Bundesländern gibt es eine sehr unterschiedliche Anwendungspraxis - während z. B. in Bayern und Baden-Württemberg weiterhin fast alle Programme über die Sanierungssatzung umgesetzt werden, gibt es in NRW oder in den Stadtstaaten ausdifferenzierte Programmumsetzungen ohne Satzungsbeschluss. Auch in den Städtebauförderrichtlinien der Länder wird die Programmatik des Bundes sehr unterschiedlich interpretiert und umgesetzt.

Auf der Tagung wurden die Städtebauförderung hinsichtlich ihrer Programmatik und ihres Innovationsgehalts näher beleuchtet und daraus Folgerungen für eine mögliche Weiterentwicklung der Programme und der Stadterneuerung insgesamt abgeleitet.

Wesentliche Ergebnisse der Tagung sind im Jahrbuch Stadterneuerung erschienen: Altrock, U., Kurth, D., Kunze, R., Schmitt, G., Schmidt, H. (Hrsg.): Programmatik der Stadterneuerung. Wiesbaden 2019 (Bestellmöglichkeit hier).

Programm


DONNERSTAG, 29. JUNI 2017

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13:30 Uhr Ankunft und Registrierung mit Kaffee und Tee

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14:00 Uhr Einführung | Uwe Altrock, Universität Kassel

ab 14:30 Uhr I. Der Beitrag neuer Akteure (Moderator: Holger Schmidt)

Die Rolle von Stiftungen in der Stadterneuerung | Rolf Novy-Huy, Stiftung Trias

Die Rolle wohnungswirtschaftlich getragener Quartiersmanagements für die Weiterentwicklung der Städtebauförderung | Arvid Krüger, Bauhaus-Uni Weimar

„Mut-Bürger“, die neuen Investoren unserer Städte? Zivilgesellschaftlich getragene Stadtentwicklung im Rahmen des Förderprogramms Initiative ergreifen in Nordrhein-Westfalen | Anne Kück, Deutsche Reihenhaus AG / TU Kaiserslautern

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16:00 Uhr - Kaffeepause -

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ab 16:30 Uhr II. Kultur, Kunst und Kreativität (Moderator: Uwe Altrock)

Neue disziplinäre Zugänge zur Stadterneuerung – kulturelle Prozesse | Thomas Fischer, TU Kaiserslautern

Urbanism Crowdfunding als neues Instrument für eine lebendige Stadtentwicklung? | Melana Jäckels, TU Berlin

Nutze die Stadt – Urban Art | Delia Rothas, Universität Kassel

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ab 18:00 Uhr  III. Podiumsdiskussion mit:

Christoph Haller, Bundestransferstelle Stadtumbau / Aktive Stadt- und Ortsteilzentren
Michael Joost, Stadt Wolfhagen
Theodor Winters, S.T.E.R.N. GmbH

Moderation: Uwe Altrock

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19:30 Uhr Abschluss des ersten Tages

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FREITAG, 30. JUNI 2017

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ab 09:00 Uhr IV. Entwicklungstendenzen von Programmen und Instrumenten (Moderator: Ronald Kunze)

Geschichte und Perspektiven der Programmatik in der Städtebauförderung | Detlef Kurth, HfT Stuttgart

Leitprogramm Soziale Stadt – Herausforderungen für ressortübergreifende Kooperation und Bündelung nicht-investiver Maßnahmen | Uwe Altrock, Universität Kassel

Stadt – Raum – Entwicklung | Philipp Kopp, Ulm / TU Berlin

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10:30 Uhr - Kaffeepause - 

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ab 10:45 Uhr V. Umwelt und Nachhaltigkeit in der Stadterneuerung (Moderatorin: Gisela Schmitt)

Biologische Vielfalt und Stadterneuerung – Potenziale und Grenzen der Städtebauförderung | Elisa Böhme u.a., Interdisziplinäres Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau

Das verkannte Ausmaß ökologischer Herausforderungen und wie sie die Stadterneuerung beeinflussen (müssten) | Felix Ekardt, Universität Rostock

Climate Improvement Districts – erste Ansätze zur Gestaltung eines neuen Instruments für die Umsetzung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen in Wohngebieten | Jens Kunert, BTU Cottbus

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12:15 Uhr - Kaffeepause - 

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ab 12:30 Uhr VI. Neue Herausforderungen und neue Ansätze der Stadterneuerung (Moderator: Detlef Kurth)

Die digitale Revolution und ihre Folgen für die Stadterneuerung | Stefan Höffken

Erfolgsfaktoren und Herausforderungen von Innenstadtmanagementprozessen in der Stadterneuerung | Alessa Strubel, Universität Kassel

Vom integrierten Stadtentwicklungskonzept zum Laboratorium responsive planning | Markus Hirth, projekt.stadt

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14:00 Uhr Abschluss der Tagung

Kontakt


Gabriele Schimanski
(Sekretariat)
+49 561/804‐2371
schimanski[at]asl.uni‐kassel[dot]de

Prof. Dr. Uwe Altrock
+49 561 804-3225
altrock​@​asl.​uni-kassel.​de

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