Aktuelle Strategien zum Umgang mit einem dynamischen Stadtwachstum
Bei dem Forschungsvorhaben handelt es sich um eine Weiterführung des Forschungsprojektes „Bürgerbeteiligung in Stadtentwicklung und Wohnungsbau“, das als Vorstudie angelegt war. Gegenüber letzterer fokussiertw sich das Projekt auf ein etwas weiter gefasstes Verständnis baulich-räumlicher und funktionaler Strategien (insbesondere Innenentwicklung, Suburbanisierung und ggf. die vertikale Stadtentwicklung) sowie einhergehende prozedurale Strategien bzw. Governance-Konfigurationen deutscher Großstädte im städtebaulichen und planerischen Umgang mit dem zuletzt konstatierten dynamischen Stadtwachstum.
Das Projekt fragte erstens danach, mit welchen inhaltlichen (baulich-räumlichen/funktionalen) Strategien Städte den dringend erforderlichen Neubau von Quartieren, Infrastrukturen und Wohnungen zu bewältigen und zu gewährleisten versuchen. Zweitens ging es der Frage nach, inwieweit die jeweiligen Strategien den tiefgreifenden Anforderungen an eine nachhaltige, integrierte Stadtentwicklung gerecht werden. Aufbauend auf der systematisierten Aufarbeitung dieser Strategien der Städte, unterlegt und begründet durch anschauliche Fallbeispiele aus verschiedenen deutschen Großstädten (größere Quartiersentwicklungs- bzw. Wohnungsbauprojekte), standen drittens die jeweils vor Ort Anwendung findenden Governance-Konfigurationen im erweiterten Mittelpunkt des Forschungsinteresses (Akteure, Strukturen, Prozesse). Untersucht werden dabei die partizipativen/ deliberativen und ggf. ko-produktiven Ansätze, die von den Städten dabei verfolgt werden.
Ein besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt zu untersuchen, wie es den Städten gelingt, im Rahmen ihrer Innenentwicklung entstehende Konflikte projektbezogen und darüber hinaus zu bewältigen. Auf der projektbezogenen Ebene standen die partizipativen und deliberativen Ansätze im Mittelpunkt, die im Rahmen der Entscheidungsfindung in laufenden Planungsprozessen genutzt werden. Über das konkrete Planungsvorhaben hinaus wurde betrachtet, inwieweit in Einzelvorhaben aufbrechende typische Konflikte, die zu Widerständen im Planungsverfahren führen, durch argumentative und kompensatorische Ansätze in einem weiteren Kontext bewältigt werden. Beispielsweise konnte es dabei um Maßnahmen wie eine Aufwertung von Freiflächen, verkehrliche Entlastungsmaßnahmen, die Schaffung zu sätzlicher Infrastrukturangebote oder andere Verbesserungen der kleinräumigen Lebensqualität gehen, die zwar nicht direkt in einem Projektzusammenhang, aber doch als Teil einer stadtteilbezogenen Gesamtstrategie für eine verträgliche räumliche Entwicklung als Ausgleich für die Nachteile durch Nachverdichtungen an anderer Stelle realisiert werden.
Schließlich wurde beleuchtet, wie im Rahmen von Planungsprozessen über geplante Veränderungen informiert und über sie kommuniziert wird und wie weiterführende Maßnahmen zur Kompensation von befürchteten Nachteilen erläutert und erklärt werden. Dabei spielten der Zeitpunkt der Nutzung verschiedener kommunikativer Strategien, die Rolle der verschiedenen Akteure und die Möglichkeit, alternative Lösungen für problematisch aufgefasste Entwicklungen oder Elemente von Vorhaben zu diskutieren und ggf. Planungsideen abzuwandeln, eine besondere Rolle.
Ziel war es, anhand einer Analyse strategischer Ansätze der Städte zielführende Ableitungen für eine nachhaltige integrierte Stadtentwicklung vorzunehmen, die in den Rahmen einer starken, breit aufgestellten lokalen Demokratie und der sie begleitenden vielfältigen Instrumente und Mechanismen zur kollektiven Willensbildung eingebettet sind. Ausdrücklich galt es dabei, auf die Erfolgsfaktoren und Grenzen solcher Ansätze einzugehen.
Veröffentlichungen
Monografien
Grischa Bertram / Uwe Altrock (2021): Wachstumsschmerzen. Kommunale Strategien und ihre Wirkungen. vhw-Schriftenreihe, Band 30. Download der Online-Fassung
Uwe Altrock / Grischa Bertram (2021): Aktuelle Strategien zum Umgang mit einem dynamischen Stadtwachstum Wachstumsschmerzen. Endbericht. Download
Aufsätze
Grischa Bertram / Henriette Bertram (2019): Neuer suburbaner Protest? Von „NIMBYs“ über politischen Planungsprotest zu Antiwachstumskoalitionen. In: Raumplanung 204/6-2019, S. 48-54.
Kontakt
Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock (Fachgebiet Stadterneuerung und Planungstheorie)
- Telefon
- +49 561 804-3225
- altrock[at]asl.uni-kassel[dot]de
- Standort
- Gottschalkstraße 30
34127 Kassel
- Raum
- Gottschalk 30, Raum 1003