Governance in and for the peripheries: Transit-Oriented-Development and Integrated Urban Development as schemes to develop rural smalltowns in the peripheries of Germany and Japan
Das Forschungsprojekt beruht auf einem Stipendium der Japan Society for the Promotion of Science und wird von deren Seite wie folgt erläutert: “The JSPS Summer Program is implemented as a component of the JSPS Postdoctoral Fellowships for Research in Japan. Carried out in partnership with The Graduate University for Advanced Studies (SOKENDAI), the program provides opportunities for young pre- and post-doctoral researchers from North America and Europe to receive an orientation on Japanese culture and research systems and to pursue research under the guidance of host researchers at a Japanese university or research institute … .” https://www.jsps.go.jp/english/e-fellow/e-summer/index.html
Ausgangspunkt des Forschungsprojekts “Governance in and for the peripheries: Transit-Oriented-Development and Integrated Urban Development as schemes to develop rural municipalities in the peripheries of Germany and Japan” war das, was man im Deutschen Daseinsvorsorge nennt: die Aufgabe der öffentlichen Hand, die Lebensverhältnisse in Stadt und Land durch eine sozio-infrastrukturelle Versorgung gleichermaßen stabil zu halten. Mehrere Verwaltungsebenen setzen dies durch die Bereitstellung öffentlicher, meist sozialer, Infrastruktur um. Aus wissenschaftlicher Sicht geht der Begriff der sozialen Infrastruktur über das Verwaltungsverständnis einer alleinigen Verankerung in den Sozialressorts hinaus. Sie geht über den bloßen Zweck der Bereitstellung einer bestimmten Dienstleistung (z.B. Bibliothek, Bahnhof) hinaus und hat von Haus aus eine zusätzliche Funktion: nämlich den sozialen Zusammenhalt – aus städtebaulicher Sicht lässt sich dies als quartiersbezogener öffentlicher Raum oder urbanes Straßenleben übersetzen.
Diese Aufgabe steht vor demographischen Herausforderungen. In weiten Teilen Deutschlands und Japans, beides reife westliche Gesellschaften, schrumpft nicht nur die Bevölkerung (ohne Ersatzzuwanderung), sondern es kommt auch zu Binnenwanderungen, so dass manche Regionen größere Bevölkerungsverluste erleiden, während vor allem die Ballungsräume zulegen. Aus geografischer Sicht ergeben sich räumliche Ungleichheiten, die räumlich als Zentrum-Peripherie-Problem analysiert werden können.
Der zweite Ansatzpunkt ist die Erreichbarkeit mit der Bahn – ein Thema, das in Zeiten des Klimawandels und der Transformation der Mobilität weg vom Auto immer wichtiger wird. Deutschland und Japan gehören zu den führenden Nationen im Bereich der (Hochgeschwindigkeits-)Bahnsysteme; dennoch sind die Unterschiede zwischen beiden Systemen offensichtlich. Bei der Verbindung ländlicher und großstädtischer Räume mit der Bahn, sowohl im Hochgeschwindigkeits- als auch im Nah- und Vorortverkehr, können Deutschland und Japan jedoch durchaus mancherorts Gemeinsamkeiten aufweisen, da zum Beispiel, wo beide Länder integrierte Systeme aufweisen (z.B. in Japan mit dem Akita und Yamagata Shinkansen).
I. Welche unterschiedlichen Rollen spielen die Bahnhofsbereiche in Japan und Deutschland in peripheren Kleinstädten im Hinblick auf eine zentrale Knotenfunktion und als räumliche Bündelung von Dienstleistungen von allgemeinem Interesse?
II. Mit welchen Unterschieden entstehen Cluster dieser Leistungen der Daseinsvorsorge in Zentralen Orten (Deutschland) oder im Rahmen von Transit Oriented Development (Japan)? Wie sieht die kommunale Governance der Planung solcher Cluster aus? Gibt es vergleichbare Erkenntnisse über „Dritte Orte“ und die soziale Bedeutung von Infrastruktur (siehe oben)?
Aufgrund der veränderten bürokratischen Rahmenbedingungen, die zu einer minimierten Erreichbarkeit ländlicher Fallregionen in ganz Japan führte, wurde das Projekt in mehrere kleinere Teilprojekte aufgeteilt:
1) Verbindungen zwischen Stadt- und Schienenverkehrsplanung in demographisch herausgeforderten ländlichen Gebieten mit touristischem Potential: Kleinstädte auf der Boso-Halbinsel in Chiba (Tokioter Bucht) und des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte: kommunaler Umgang mit gegebenen Bedingungen der Erreichbarkeit per Bahn.
2) Bewertung des öffentlichen Raums in kleinstädtischen Bahnhofsgebieten in Nord-Honshu im Vergleich zu geeigneten Beispielen in (Ost-)Deutschland – letzten Endes kombiniert mit Nr. 4 als ein Vergleich von klein- und mittelstädtischen Bahnhofsvierteln entlang von Hochgeschwindigkeitsstrecken in Nordjapan (Tohoku sowie die Präfekturen Nagano und Niigata) und Deutschland.
3) Vergleich der jüngsten Planungen, Hochgeschwindigkeitszüge in eine ländliche Großstadt zu bringen, im Kontext eines anerkannten Nachhaltigkeitsansatzes innerhalb kommunaler Entwicklungsstrategien – Suche nach Governance-Verbindungen (Toyama und Erfurt).
4) HGV-Haltestelle als Anreiz der Stadtentwicklung, Vergleich von Bad Hersfeld mit Kleinstädten entlang der nördlichen Shinkansen-Linien (Yamagata, Joetsu, Hokuriku).
5) Nebenprojekt: Eine fotoessayistische Betrachtung von Parklösungen in einem kleinstädtischen urbanen Umfeld in Tokios Low-Rise-Wards.
Die Projekte 1-4 basieren auf dem ursprünglichen Forschungsplan, wurden aber wegen notwendiger unterschiedlicher methodischer Ansätze (z.B. die beabsichtigten Interviews mit Stadtplanern finden in Projekt 1 statt, der Toyama-Fall erschien von eigener Relevanz durch etablierte Kontakte zu Professorenkollegen, mit denen man persönlich sprechen konnte) und des unterschiedlichen Rahmens der Reisen (z.B. der ad-hoc entwickelte Vor-Ort-Analyse-Ansatz für die Projekte 2+4 nach dem Verfügbarkeit von Tarifen bei der JREast) getrennt. Die Projekte 1-4 werden mit den deutschen Pendants in den vier ähnlichen methodischen Ansätzen, die in den ersten Wochen des JSPS-Aufenthalts in Tokio entwickelt wurden, weiterverfolgt. Sie werden in separaten wissenschaftlichen Artikeln münden, die 2024 eingereicht werden können sollen. Projekt 5 geht auf eine frühere Idee des heimatlichen Fachgebiets zurück, Fotoausstellungen zur internationalen Stadtforschung zu kuratieren. Zusätzlich wird Dr. Arvid Krüger in die Arbeit mit Studierenden der Graduate School of Engineering; International Development and Regional Planning Lab, bei Prof. Fumihiko Seta einbezogen.
Dr. Arvid Krüger (Wissenchaftlicher Mitarbeiter I Fachgebiet Stadterneuerung und Planungstheorie)
- Telefon
- +49 561 804-2934
- arvid.krueger[at]asl.uni-kassel[dot]de
- Standort
- Gottschalkstraße 30
34127 Kassel
- Raum
- Gottschalk 30, Raum 1005