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07.03.2025

Expertenkommission Forschung und Innovation übergibt Gutachten an Bundesregierung

Digitalisierung und Dekarbonisierung sind geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu erhöhen, und tragen zum Erreichen der Klimaschutzziele bei. Allerdings bewirken sie auch gravierende Veränderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Während in vielen Bereichen Beschäftigung abgebaut wird und bestimmte Berufe verschwinden, findet in anderen ein Beschäftigungsaufbau statt und es werden neue Berufe und Kompetenzen nachgefragt. Wie gut Deutschland für einen transformativen Strukturwandel dieser Art gerüstet ist, untersucht die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem Jahresgutachten 2025, das sie heute an die Bundesregierung überreicht hat. Mitglied der EFI ist Prof. Dr. Guido Bünstorf von der Universität Kassel.

v.l. Friederike Welter, Christoph M. Schmidt, Carolin Häussler, Uwe Cantner, Kanzler Olaf Scholz, Irene Bertschek, Guido Bünstorf.

Kernbotschaft der EFI ist: Digitalisierung und Dekarbonisierung müssen weiter vorangetrieben werden; die Politik ist gefordert, bessere Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass im Zuge der strukturverändernden Innovationen zukunftsfähige neue Beschäftigung entsteht.

Innovationen tragen dazu bei, die Potenziale von Digitalisierung und Dekarbonisierung zu heben. Von der EFI durchgeführte Patentanalysen zeichnen ein für Deutschland durchwachsenes Bild der Technologieentwicklung in diesen beiden Bereichen. „Bei den Patentanmeldungen in den Technologiefeldern, die für die Digitalisierung zentral sind, hinken wir anderen Ländern hinterher,“ sagt Prof. Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und seit dem vergangenen Jahr Mitglied der EFI. Besser sieht es bei den für die Dekarbonisierung relevanten Patenten aus. „Bei neuen Ideen zur Dekarbonisierung liegt Deutschland in der Spitzengruppe der betrachteten Länder“, erläutert Schmidt.

Hohe Anteile automatisierbarer und umweltschädlicher Jobs

Erhebliche Auswirkungen von Digitalisierung und Dekarbonisierung erwartet die EFI auf dem Arbeitsmarkt. Mehr als jeder dritte Beschäftigte war 2022 in einem Beruf tätig, der durch Computer oder computergestützte Maschinen ersetzt werden kann. Jeder sechste hatte einen Beruf, der als umweltschädlich eingestuft wird und daher ebenfalls durch den Strukturwandel gefährdet ist. Besonders kritisch: Viele Jobs sind zugleich von der Digitalisierung und der Dekarbonisierung betroffen, vor allem in Teilen des Verarbeitenden Gewerbes.

Innovation und Beschäftigungsmobilität ermöglichen

„Die Politik sollte den mit Digitalisierung und Dekarbonisierung verbundenen Strukturwandel aktiv begleiten“, rät der Vorsitzende der EFI, Prof. Uwe Cantner von der Universität Jena. „Anstatt bestehende Strukturen zu konservieren, sollte die Politik die Entwicklung und Umsetzung innovativer digitaler und klimaschonender Neuerungen ermöglichen und damit den Strukturwandel vorantreiben.“ Bei der Förderung der Digitalisierung muss nachgelegt und vor allem müssen die digitale Infrastruktur und die Möglichkeiten zur Datennutzung ausgebaut werden. Als zentrales Politikinstrument zur Unterstützung der Dekarbonisierung mahnt die EFI an, die Effizienz des Klimaschutzes durch einen wirksamen und über alle Sektoren einheitlichen CO2-Preis zu erhöhen. Zudem sollten die Voraussetzungen für die Mobilität von Beschäftigten verbessert werden, um die Auswirkungen des transformativen Strukturwandels auf den Arbeitsmarkt aufzufangen. „Wenn Beschäftigte über Branchen- und Sektorengrenzen hinweg mobil sind, wechseln sie häufiger in Berufe, die weniger leicht automatisierbar oder weniger umweltschädlich sind“, stellt Kommissionsmitglied Prof. Guido Bünstorf von der Universität Kassel fest. Auch bei der Förderung der beruflichen Weiterbildung sollte der mögliche Wechsel zu einem branchenfremden Arbeitgeber mitgedacht werden.

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