Social Link
„Always Online?“ – ein neues Kommunikationsparadigma für die Kommunikationsgesellschaft (Social Link)
Die hohe Verbreitung und die schnellen Innovationen moderner Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), insbesondere des Internets und des Mobilfunks, prägen die moderne Informationsgesellschaft nachhaltig. Die Technik ermöglicht eine jederzeitige Kommunikationsbereitschaft unabhängig von Ort und Zeit im Sinne des „always online“. Hierdurch entstehen vielfältige Veränderungen des Kommunikations- und Informationsverhaltens in der Gesellschaft und insbesondere im Arbeitsleben.
Die herkömmlichen sozialen Regeln der Kommunikation, wie z.B. Beschränkung der Telekommunikation auf Geschäfts- und Tageszeiten oder der bei herkömmlichen Informationsmedien rein faktisch begrenzte Informationszugang, gelten im modernen Kommunikations- und Informationszeitalter nicht mehr: Die Trennung zwischen beruflichem und privatem sowohl räumlich als auch zeitlich wird zunehmend aufgehoben. Dies ermöglicht neue Chancen, birgt aber auch Risiken – wie insbesondere das Risiko der permanenten Überforderung des Einzelnen. Die Teilnahme an Kommunikation und die Verarbeitung von Informationen jederzeit und in erheblich gesteigertem Umfang kann nicht mehr bewältigt werden, da sie die begrenzte Aufmerksamkeit eines Menschen übersteigt.
Zentrales Ziel des Forschungsprojekts ist die interdisziplinäre Erforschung und Konzeption eines neuen gesellschaftlichen Kommunikationsparadigmas (Social Link), welches eine optimierte Gestaltung der Arbeit sowie der Work-Life-Balance unterstützt. Neuere Forschungen zeigen, dass dafür entscheidend ist, wie die Grenzen zwischen den beiden Bereichen Arbeit und Privatleben durch einen Mitarbeiter gestaltet werden. Hier wird das Projekt ansetzen und erstmals untersuchen, wie das neue Kommunikationsparadigma und dessen technologische Umsetzung hilft, die Schnittstelle zwischen Arbeit und Privatleben mit den Zielen einer ausgeglichenen Work-Life-Balance und effizienten Arbeitsweise zu optimieren.
Hierfür soll das neuartige Kommunikationsparadigma die benötigte Aufmerksamkeit des Senders signifikant reduzieren und den Empfänger durch selektive Informationszufuhr (z.B. basierend auf dem Benutzerkontext) entlasten.
Die Bearbeitung der rechtswissenschaftlichen Aspekte erfolgt durch die Projektgruppe verfassungsverträgliche Technikgestaltung (provet) an der Universität Kassel. Dabei sollen die folgenden Fragestellungen untersucht werden:
- Wie können die durch IKT nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Information und Kommunikation durch normative Grenzen sozialverträglich gestaltet werden?
- Welche verfassungsrechtlichen Implikationen ruft eine unklare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit hervor und inwieweit ist der bestehende Grundrechtsschutz für diese Entwicklungen ausreichend?
- Wie sind die personenbezogenen Daten aus der Kontexterfassung des Benutzers datenschutzrechtlich zu behandeln?
- Inwieweit haben sich die Verwirklichungsbedingungen von Grundrechten durch Mobilkommunikation und die Verarbeitung von Kontextinformationen verändert?
- Welche Auslegung oder Änderung bestehender Rechtsregeln können das Erreichen des Kommunikationsparadigmas unterstützen?
Projektpartner
"Always Online?" - ein neues Kommunikationsparadigma für die Kommunikationsgesellschaft (Social Link)
Fachgebiet Kommunikationstechnik, Prof. Dr. Klaus David
Fachgebiet Marketing und Personalmanagement, Prof. Dr. Ruth Stock-Homburg
Fachgebiet Multimedia Kommunikation, Prof. Dr. Ralf Steinmetz und Dr. Doreen Böhnstedt
Fachgebiet Softwaretechnik und Ubiquitous-Computing-Anwendungen, Prof. Dr. Arno Wacker
Fachgebiet Wirtschaftspsychologie, Prof. Dr. Sandra Ohly
Projektinfos
Finanzierung:
Das Projekt „Social Link“ wird im Rahmen der 6. Förderstaffel der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) gefördert.
Laufzeit:
Jan. 2014 - Dez. 2017
Projektverantwortliche:
Prof. Dr. Alexander Roßnagel
Dr. Silke Jandt
Ansprechpartner:
Natalie Maier, LL.M.
Verena Ossoinig, LL.M.
Projektverlauf
- Veranstaltung Kick-Off Veranstaltung in Kassel. (Januar 2014)
- Vortrag Maier/Ossoinig, Profilbildung durch Handy-Apps, Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Seminar: Datenschutz ist Verbraucherschutz, Hannover. (März 2015)
- Vortrag Maier/Ossoinig, Komplexitätserhöhung der Arbeitswelt durch ständige Erreichbarkeit – rechtliche und technische Lösungsansätze, 18. Plattform Jahresworkshop, Human Factors in der digitalen Welt, Plattform Menschen in komplexen Arbeitswelten e.V., Köln. (April 2015)
- Veröffentlichung Maier/Ossoinig, Erreichbarkeit steuern, Arbeitsrecht im Betrieb (AiB), 36. Jg. (2015), Heft 9, S. 32-34. (September 2015)
- Vortrag Maier/Ossoinig, Welche Rahmenbedingungen setzt das Recht für die Gewährleistung von work-life-balance?, 9. Fachgruppentagung Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie (AOW), Menschen Medien Möglichkeiten, Mainz. (September 2015)
- Veröffentlichung Maier/Ossoinig, Rechtsfragen und praktische Tipps bei der Ortung durch Smartphone-Apps, Verbraucher und Recht (VuR), 30. Jg. (2015), Heft 9, S. 330-336. (September 2015)
- Veröffentlichung Maier/Ossoinig, Freizeit und Beruf – Rechtliche und technische Unterstützung der Work-Life-Balance, Der Betrieb (DB), 68. Jg. (2015), Heft 41, S. 2391-2396. (Oktober 2015)
- Veranstaltung Durchführung einer zweitägigen Simulationsstudie mit dem Solin-Demonstrator. (November 2015)
- Veröffentlichung Roßnagel (Hrsg.), Arbeitshilfe zur Datenschutz-Grundverordnung – Synopse der deutschen Übersetzung der DSGVO in der Entwurfsfassung vom 28. Januar 2016 zur verkündeten Fassung, Kassel 2016. (Juni 2016)
- Vortrag Maier, Freizeit und Beruf – Rechtliche und technische Unterstützung der Work-Life-Balance, Datenschutz- und Technologieberatung (dtb), Seminar: Gedopt und krank zur Arbeit – Ackern bis zum Umfallen?, Berlin. (September 2016)
- Vortrag Heißler, Schmitt, Maier, Ossoinig, Wojtek, Ohly, und David, Can you use innovative technology to reduce ICT demands? Managing smartphone-accessibility with implicit communication, 50. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPS), Leipzig. (September 2016)
- Veröffentlichung Maier, Freie Arbeitszeiteinteilung von Wissensarbeitern – Selbstbestimmung oder Ausbeutung? , Der Betrieb (DB), 69. Jg. (2016), Heft 46, S. 2723-2728. (November 2016)
- Veröffentlichung Maier/Ossoinig, Beschäftigtendatenschutz, in: Roßnagel (Hrsg.), Europäische Datenschutz-Grundverordnung. Vorrang des Unionsrechts – Anwendbarkeit des nationalen Rechts, Baden-Baden 2017, S. 224-233. (Januar 2017)
- Veröffentlichung Maier/Ossoinig, Behördliche und betriebliche Datenschutzbeauftragte, in: Roßnagel (Hrsg.) Europäische Datenschutz-Grundverordnung. Vorrang des Unionsrechts – Anwendbarkeit des nationalen Rechts, Baden-Baden 2017, S. 206-215. (Januar 2017)
- Veröffentlichung Maier, Der Beschäftigtendatenschutz nach der Datenschutz-Grundverordnung - Getrennte Regelungen für den öffentlichen und nicht öffentlichen Bereich? , Datenschutz und Datensicherheit (DuD), 41. Jg. (2017), Heft 3, S. 169–174. (März 2017)
- Veröffentlichung Maier/Schaller, ePrivacy-VO – alle Risiken der elektronischen Kommunikation gebannt? Entwurf ohne datenschutzrechtliche Regelungen für P2P-Kommunikationsdienste, Zeitschrift für Datenschutz (ZD), 7. Jg. (2017), S. 373-377. (Juli 2017)
- Vortrag Maier, Wearables als Tracking-Technologie: Treuer Assistent oder Trojaner am Körper?, Datenschutz- und Technologieberatung (dtb), Seminar: Gesundheitsdaten ohne Schutz? Der neue Datenschatz am Arbeitsplatz, Berlin. (September 2017)
- Veröffentlichung zum Projektabschluss Maier/Ossoinig, Forschungsprojekt: „Always Online? – ein neues Kommunikationsparadigma für die Kommunikationsgesellschaft (Social Link)“ abgeschlossen. (Dezember 2017)
- Veröffentlichung Maier/Ossoinig, Betriebliche und behördliche Datenschutzbeauftragte, in: Roßnagel (Hrsg.), Das neue Datenschutzrecht – Europäische Datenschutz-Grundverordnung und deutsche Datenschutzgesetze, Baden-Baden 2018, S. 220-228. (Januar 2018)
- Veröffentlichung Maier/Ossoinig, Beschäftigtendatenschutz, in: Roßnagel (Hrsg.), Das neue Datenschutzrecht – Europäische Datenschutz-Grundverordnung und deutsche Datenschutzgesetze, Baden-Baden 2018, S. 338-347. (Januar 2018)