2013 Fachgespräch Heuwerbetechnik

Mehr als 50 TeilnehmerInnen interessierten sich für die Technik der Heubereitung während eines Fachgesprächs zu diesem Thema auf dem Versuchsgut der Universität Kassel. Es wurde vom Fachgebiet Agrartechnik am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel gemeinsam mit dem KTBL veranstaltet.

Heu ist seit jeher ein weitverbreitetes Futter für zahlreiche Tierarten wie Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine und Kleintiere, doch in der jüngeren Zeit auf dem Rückzug. Viele Landwirtinnen und Landwirte greifen zunehmend auf Silage zurück. Der Grund: Silage kann sehr rasch eingefahren werden, da sie mit einem Feuchtegehalt von 60 Prozent bis 65 Prozent siliert wird. Heu darf höchstens mit einem Feuchtegehalt von 13 Prozent eingelagert werden darf, um Qualitätsverluste durch Schimmel oder die gefürchtete Selbstentzündung zu vermeiden.

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer waren Praktiker, die vor allem Heu für die eigene Käseherstellung und zur Rationsergänzung bei der Fütterung benötigen. Sie schätzen aber auch, dass Heu zu hohen Milchleistungen aus dem Grundfutter und zu einer sehr guten Tiergesundheit und damit hohen Lebensleistung beitragen kann. Darüber hinaus wird der Kraftfutterbedarf minimiert. Der Beitrag des Bioland-Landwirts Josef Braun aus Freising begeisterte die ZuhörerInnen: Er erreicht mit hochwertigem Heu aus artenreichen Ackerfutterbau eine durchschnittliche Milchleistung von 6.000 – 6.800 Litern je Jahr bei einer Lebensleistung von 8-9 Jahren ohne Kraftfuttergaben. Das Heu benötigt es zur Fütterung seiner 24 Milchkühe deren Milch verkäst und direkt vermarktet wird. Bei der Heubereitung fährt er das Heu noch mit einem Feuchtegehalt von 45 % mit dem Ladewagen in die Trocknungsbox und trocknet es in drei bis fünf Tagen auf einen Wassergehalt von 8 % herunter. Zur Erwärmung der Trocknungsluft nutzt er eine Hinterlüftung der 90 kW Photovoltaikanlage auf der Trocknungsscheune. Über einen Ventilator wird die warme Luft aus dem Dachbereich durch den Heustock geblasen. Eine Vollkostenrechnung im Rahmen einer Bachelorarbeit an der TU München wies die die Anlage mit doppelschaligem Dach als wirtschaftlich sehr interessant aus.

Björn Bohne vom Fachgebiet Agrartechnik stellte erste Ergebnisse aus seinen Untersuchungen im Projekt „ Verbesserung der Heubergetechnik“ vor, ein Verbundprojekt der Universität Kassel und des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), welches durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) mit rund 300.000 Euro gefördert wird.

Ziel des Projekts ist es vor allem die Anforderungen an die geeignete Werbe- und Bergetechnik für blattreiches Heu, vor allem Luzerneheu, zu definieren. Ein wichtiger Parameter für die Beurteilung sind die bei der Heubereitung entstehenden Verluste, diese setzen sich im Wesentlichen aus Atmungs- und Bröckelverlusten zusammen. Ordnet man nun diese Verluste dem jeweiligen Verfahrensschritt in der Heubereitung zu so ergibt sich beim Mähen ein Wert von 2,2 bis 4,4 %, beim Zetten, Wenden und Schwaden ein Wert von 6 bis 20 % und bei der Bergung von 4,4 bis 11 %. Der Werbung kommt daher eine Schlüsselrolle zu, wenn es um die Minimierung von Bröckelverlusten geht. Folglich wurde sich im ersten Versuchsjahr schwerpunktmäßig mit den Bröckelverlusten bei der Heuwerbung befasst. Dabei musste zuerst die Methodik zur Erfassung der Bröckelverluste optimiert werden. Durch die intensive Weiterentwicklung der Methodik, wird eine bessere Reproduzierbarkeit erreicht. Als besonders geeignet stellte sich die innovative „Besenmethode“ dar.

Die Form des Schwads hat deutlichen Einfluss auf die Dichteverteilung im Rundballen: damit entscheidet der Schwad auch über die Trocknungseigenschaften der Ballen auf einer Belüftungsanlage. Im Versuchsjahr 2013 lag daher der Schwerpunkt im Bereich der Heuwerbung, insbesondere im Schwaden. Im Jahr 2014 kommt die Heubergung und -belüftung hinzu.

Der Verkaufsleiter für Deutschland, Heinrich Bührke, des finnischen Landtechnikherstellers ELHO stellte seine spezielle Schwadlüfter- und Schwadertechnik vor: Beide Techniken haben sich in Finnland in der Heu- und Strohbergung seit Jahren bewährt, da sie für geringe Verluste und hohe Hygienequalität stehen. Auch auf mit Wirtschaftsdüngern gedüngten Flächen werden Kontaminationen minimiert, da das Futter beim Wenden und Schwaden wenig Bodenkontakt hat. Von besonderem Interesse ist dabei die Trommelschwadertechnik, welche in den 1950er Jahren als Schubrechwender in Deutschland sehr verbreitet war. Ein großes Problem waren damals die gefürchteten Trommelwickler wobei langes Heu sich um die Wendertrommeln wickelte. Heute ist dies durch den Einbau von Abstreifern und durch die Verwendung von verbesserten Zinken kein Thema mehr. Die einfache Veränderbarkeit der Trommeldrehzahl durch den hydraulischen Antrieb ist zur Anpassung an unterschiedliche Einsatzbedingungen sehr hilfreich. Insbesondere das luftige Schwad mit einer guten Seitenfüllung macht den Trommelschwader, der der Gruppe der Mittelschwader zuzuordnen ist, zu einem guten Partner zur Rundballenpresse.

Peter Weinand Spartenleiter Futterernte des deutschen Landtechnikherstellers CLAAS stellte die aktuelle Futtererntetechnik vor und beeindruckte mit technischen Innovationen. Er spannte den Bogen von der Mähtechnik bis zur Ladewagen- bzw. Pressentechnik und hob die korrekte Maschineneinstellung als das größte Potential zur Verringerung von Futterverlusten hervor. Die Fa. CLAAS im Bereich Heubergetechnik noch deutliches Potential: Verbessert werden sollten Einsatzsicherheit, Schlagkraft, Schonung des Futters und der Grasnarbe, Trocknungsdauer, Verschmutzungsgrad und Futterverluste. Einige Innovationen zur Erreichung dieser Ziele sind von der Fa. CLAAS schon auf den Weg gebracht worden, als Beispiel können hier der optimale Auflagedruck des Mähwerkes „Active Float“ und die höhere Aufnahmeleistung beim Zetten „Max Spread“ gelten. Andere Sensoren und Systeme für Feuchtemessung und automatische Maschinensteuerung kommen in den nächsten Jahren auf den Markt.

Jochen Burmester vom DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel in Groß-Umstadt erläuterte ausführlich die verschiedenen Testverfahren und die Messtechnik der DLG. Dabei stellte er sowohl das Testportfolio Pflanzenbautechnik vor, als auch explizit die Verfahren in der Grünlanderntetechnik. Hier werden Trocknungsverlauf, Querverteilung, Schwadprofile und Rechverluste ebenso ermittelt wie Ballengewicht, Ballendichte und Leistungsbedarf. Diese Ergebnisse münden dann in die verschiedenen Prüfzeichen der DLG z.B. in den DLG Fokustest, welcher dem Landwirt eine Unterstützung beim Maschinenkauf ist.

Alfred Pöllinger von der LFZ Raumberg-Gumpenstein legte den Schwerpunkt auf die schonende Heutrocknung. Er erläuterte die Einsatzgrenzen der Heutrocknung und stellte verschiedene Systemlösungen vor. Dabei ging er besonders auf bauliche und technische Umsetzungsdetails ein. Die Rundballentrocknung hat aus seiner Sicht einige wichtige Vorteile, so ist diese Technik in der Praxis gut bekannt und arbeitswirtschaftlich erfolgreich durchführbar. Der Lagerraumbedarf ist praktisch um 20 % geringer und die Ballen können einfach gehandhabt werden. Allerdings ist Rundballenheu auch besonders schimmelgefährdet und die Luftführung in den Ballen wird schon bei der Pressung bestimmt. Die Kapazität dieser Anlagen ist in der Regel geringer als bei Trocknungsanlagen für loses Grünfutter. Die Einsatzgrenze einer Rundballenbelüftung beschreibt er mit einem Wassergehalt von 30 %. Er ging weiterhin auf Kennzahlen von Aufnahme- und Bröckelverlusten ein sowie auf deren Bestimmung ein. Als wichtige Voraussetzungen für eine funktionierende Rundballenbelüftung nannte er außerdem eine Pressdichte von 130 kg TM/m³, einen Ballendurchmesser von 1,50 m in Doppelreihen bzw. Doppelstocktrocknung, ein druckstabiles Gebläse mit Frequenzumwandler und die Anwärmung der Trocknungsluft. Dies kann durch die Abwärme einer Biogasanlage oder durch eine Holzheizung auf max. 50°C erfolgen, durch solare Unterdachabsaugung. Der Einsatz eines Luftentfeuchters kann die Trocknung beschleunigen.

Susanne Jakschitz-Wild von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising zeigte in Ihrer Präsentation sehr anschaulich und fundiert viele Praxisbeispiele von Trocknungen für loses Heu und Rundballen. Derzeit arbeitet Sie an der Erstellung einer Datenbank zu Heubelüftungen in Bayern in der auch Betriebsparameter aufgenommen werden, welche am Ende zu Einstellungsempfehlungen führen sollen.

Zum Abschluss war noch die Möglichkeit zur Diskussion und Vertiefung von Themen gegeben, wovon auch rege Gebrauch gemacht wurde. Björn Bohne bedankte sich bei Referenten und Teilnehmern und bat die Teilnehmer darum bei Interesse am Projekt gerne die Kontaktdaten zu hinterlassen um eventuell als Versuchsbetrieb in den nächsten Jahren mitzuwirken.

 

 

Pressemitteilung 04.12.2013 Ein unterschätztes Futtermittel: Fachgespräch in Frankenhausen zu modernen Heubergetechniken