Dr. Juliane Dao
Als Entwicklungshelferin für die GIZ in Burkina Faso
Ich habe meinen Bachelor in Agrarökologie an der Universität Rostock, meiner Heimatstadt, gemacht und bin eigentlich nur aus biologischem Interesse und politischer Motivation in dem Landwirtschaftssektor eingestiegen. Neben meinem Bachelor habe ich mich viel ehrenamtlich engagiert. Ich war in der Hochschulpolitik aktiv, habe für Greenpeace gearbeitet und habe mich nach meinem Bachelor im Rahmen eins Weltwärts-Jahres in Indien zum Schutz der Meeresschildkröten eingesetzt.
Im Anschluss wollte ich einen Master machen, der international und nachhaltig ausgerichtet war. Ich hatte schon viel von Witzenhausen und dem ökologischen Studiengang gehört und erfuhr von einem neuen internationalen Studiengang, dem Master Sustainable International Agricultur (SIA). Das war genau was ich gesucht hatte. Allerdings benötigte man ein Englischzertifikat mit einer gewissen Punktzahl und mein Englisch war dürftig. Also investierte ich, nahm meinen Weltwärts-Jahresurlaub und büffelte an einem indischen Sprachinstitut für den Test. Es hat gerade so ausgereicht! Ich wurde 2009 für die erste Runde SIA genommen und verbrachte dann insgesamt fast zehn Jahre in Witzenhausen.
10 wundervolle Jahre in Witzenhausen
Der SIA war ein wunderbarer Studiengang. Wir waren nur eine Hand voll Deutsche, die anderen Kommiliton*innen kamen aus aller Welt. Da wir viele Projektarbeiten in Gruppen erstellen sollten, haben wir viel aus den anderen Ländern lernen können. Dazu lasen wir die neuesten Publikationen und diskutierten mit den Professor*innen über Nachhaltigkeit und den richtigen Weg die Welt zu ernähren. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich ein Jahr länger studiert habe als nötig, obwohl ich meine Module eigentlich schon zusammen hatte und zu dieser Zeit sogar Studiengebühren gezahlt werden mussten (wegen der Kooperation mit Göttingen). Für die Datenerhebung meiner Masterarbeit reiste ich nach Pakistan und sah wie Lohnarbeiter*innen sklavenartig an Bauerhöfe gebunden waren. Es prägte mich sehr und ich machte nach meiner Rückkehr eine Fotoausstellung zu diesem Thema, und natürlich machte ich meinen Abschluss.
Für die Doktorarbeit nach Afrika?
Bei meiner Verteidigung war ich schwanger und auf der Suche nach einem befriedigenden Beruf, der sich auch mit Kind und Auslandsaufenthalten vereinigen ließe. Ich war bereit etwas Neues zu starten. Also fragte ich meine Professor*innen um Rat, da ich wusste, dass diese selber als Doktorand*innen mit kleinen Kindern in Westafrika waren. Die Antwort kam prompt: ich könnte m Rahmen des Urban-Food-Plus Projektes meine Doktorarbeit scheiben und für die Datenerhebung nach Burkina Faso und Ghana reisen… mit meinem Baby auf dem Rücken und einem Kindermädchen im Schlepptau. Ob ich das wirklich machen sollte? Ich habe lange darüber nachgedacht und mich entschieden, es auf jeden Fall zu versuchen. Im Endeffekt war es nicht nur die schwerste, sondern auch die beste Entscheidung meines Lebens. Ich habe meine Doktorarbeit zu den Auswirkungen der Wasserqualität auf Bodeneigenschaften und Kontamination von Nutzpflanzen in Gärten von Ouagadougou im Januar 2018 fertig gestellt. Außerdem habe ich meinen Mann in Burkina Faso kennengelernt und mittlerweile drei Kinder.
Für eine Welt ohne Hunger
Wir leben zur Zeit in Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt Burkina Fasos, und ich arbeite als Entwicklungshelferin für die GIZ. Dies war und ist mein Traumberuf: eine Arbeit in der man ein Stückchen der Welt nachhaltig verbessern kann. Unser Projekt ist Teil der Sonderinitative „Eine Welt ohne Hunger“ des BMZs und hat zum Ziel, die Unterernährung im ländlichen Süd-Westen von Burkina zu verringern. Wir arbeiten sektorübergreifend, das heißt wir sind kein reines Gesundheits- oder Landwirtschaftsprojekt, sondern wir nutzen einen ganzheitlicheren Ansatz. Mit Aktivitäten wie z.B. Kochdemonstrationen für Mütter, Hygiene-Wettbewerben in den Dorfgesundheitszentren, Gemeinschaftsgärten oder auch Theater- und Filmvorführungen soll die Ernährungs- und Hygienesituation verbessert werden. Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich: Manchmal fahre ich mit in die Dörfer und nehme an den Aktivitäten teil. Mein Schwerpunkt liegt auf der Nutzung von partizipativen Methoden um eine Verhaltensänderung zu erreichen. Ein Projekt kann nur nachhaltig wirken, wenn die Verbesserungsvorschläge auch von der Bevölkerung angenommen und umgesetzt werden. Während meines Studiums habe ich viele partizipative Methoden kennengelernt und auch in der Forschung angewandt, welche ich nun nutze, um Probleme und Lösungsansätze mit den Teilnehmer*innen zu analysieren bzw. umzusetzen.
Die Arbeit ermöglicht mir auch Studierende zu betreuen und in Zusammenarbeit mit der Universität von Bobo-Dioulasso und dem staatlichen Gesundheitslabor Studien über die Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln und der Wasserqualität zu erheben. Wir haben zum Beispiel untersucht, ob man Moringasamen zur Trinkwasseraufbereitung nutzen kann. Die Ergebnisse sind vielversprechend und die Methode könnte genutzt werden, um Durchfallerkrankungen zu verringern und somit eine Ursache der Unterernährung zu bekämpfen.