Johanna Lochner

Bildung und Bildungsforschung in den Agrarwissenschaften

Johanna Lochner - BSc Ökologische Landwirtschaft, Abschluss 2012.

Aktuell: selbständige Bildungsreferentin; Doktorandin an der HU Berlin für Fachdidaktik Agrar- und Gartenbauwissenschaften

Vom Agrarstudium zur Bildung für nachhaltige Entwicklung

Bereits 2009, als ich zum Bachelor Ökologische Landwirtschaft nach Witzenhausen gekommen bin, hatte ich ein großes Interesse an Landwirtschaft in Kombination mit Bildungsarbeit. Ist es die soziale Landwirtschaft? Möchte ich auf einen Schulbauernhof? Oder doch eher in die Umweltbildung? Ich habe noch etwas suchen müssen, bis ich das gefunden habe, was mich nun seit guten zehn Jahren begeistert.

Bei Marina Hethke und meiner Arbeit als freie Fachführerin im Tropengewächshaus bin ich mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Kontakt gekommen und dann hat es einfach alles zusammengepasst. BNE vereint Themen der Nachhaltigkeit global und lokal, wie z.B. die Landwirtschaft mit der Förderung von Nachhaltigkeitskompetenzen und somit vieles, was mir sehr wichtig ist.

Im Rahmen des Bachelors habe ich mich im Wahlfach „Fachführerschein“, im Modul „Umweltkommunikation“ aber auch in der kleinen und großen Projektarbeit intensiv mit BNE beschäftigt. Und dank einer Empfehlung von Marina Hethke habe ich 2012 an einem Leadership Training zu BNE von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) teilgenommen, aus dem sich viele Dinge heraus für mich weiterentwickelt haben.

Blick über den Tellerrand

Besonders die globale Perspektive von BNE hat mich von Anfang an fasziniert. Bevor ich nach Witzenhausen zum Studieren gekommen bin, habe ich eineinhalb Jahre in Peru in verschiedenen Gärten und landwirtschaftlichen Projekten gelebt und gearbeitet. Meine Begeisterung für und mein Wissen über Nutzpflanzenvielfalt konnte ich im Rahmen des Studiums sowie durch ein Auslandssemester an der Partneruniversität Universidad Agraria La Molina in Lima, Peru vertiefen. Die globale geschichtliche Verbreitung von Nutzpflanzen war eines der großen Aha-Effekte während des Studiums und fließt heute in meine Bildungsarbeit ein. Ich nehme Schüler*innen mit „Auf Gemüseweltreise“ und wir beschäftigen uns mit Fragen, deren Antworten ich oftmals aus Bachelormodulen aus Witzenhausen kenne: Was haben Menschen um 1700 in Deutschland gegessen? Wo kommen verschiedene Gemüsearten ursprünglich her und wie sieht deren Wildform aus? Die überraschten Blicke von Schüler*innen, wenn ich sie in meine Mais-Schatzkiste mit 30 verschiedenen Maissorten gucken lasse – im Rahmen des Bildungsmoduls „Erdbeermais… was ist denn das?“, erfreuen mich immer wieder.

An der Schnittstelle Bildung und Landwirtschaft

Aber auch die Wissenschaft hat mich nicht wirklich losgelassen. Seit 2016 promoviere ich an der Humboldt-Universität zu Berlin in der Fachdidaktik Agrar- und Gartenbauwissenschaften zur internationalen, virtuellen Vernetzung von Schüler*innen und ihren Schulgärten (Virtueller Schulgartenaustausch). Auch hier bewege ich mich an der Schnittstelle Bildung und Landwirtschaft und sage meist: Ich mache Bildungsforschung in den Agrarwissenschaften.

Die Frage: „Was wäre gewesen, wenn ich nicht…“ stellt sich nicht. Dennoch bin ich sehr sicher, dass ich in Witzenhausen viele Dinge gelernt habe, für die ich heute unendlich dankbar bin und ohne die ich heute sicherlich wo anders stehen würde. Neben all dem Wissen kommen natürlich auch die vielen mir sehr lieb gewordenen Menschen hinzu – tollste Freundschaften, die sicherlich noch über lange Zeit halten werden.

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