Steffen Mallast
Statt Veterinär, Mitgestalter von Agrarpolitik
Steffen Mallast - BSc und MSc Ökologische Landwirtschaft, Abschluss 2016.
Aktuell: Fachreferent für Bündnis 90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag, Hannover
Geboren und aufgewachsen bin ich in Hannover. Dennoch habe ich mich nie nur als reines Stadtkind gefühlt. Wir haben familiäre Verbindungen nach Südtirol, wo ich bisher jedes Lebensjahr rund vier Wochen in ländlicher Idylle verbrachte. Mein Onkel ist dort Großtierarzt und ich bin mit ihm das ein oder andere Mal unterwegs gewesen. Es war für mich eigentlich schon länger klar, dass ich nach dem Abitur in Hannover Tiermedizin studieren würde. Ich wollte jedoch nicht direkt von der Schule an die Uni, und da ich vom Wehrdienst befreit war, entschied ich mich für ein Freiwilliges ökologisches Jahr auf einem demeter-Bauernhof.
Neben der Bildungsarbeit mit Schulkindern und interessierten Erwachsenen, war ich fest in die Arbeit im Schaf- und Ziegenstall eingeplant. Melken, füttern und Weidezäune umstecken waren feste Punkte im Tagesablauf. Der sehr offene Umgang auf dem 160 ha großen Hof erlaubten es mir aber auch, Einblick in andere Bereiche des vielseitigen Betriebes mit Schweinen, Kühen und einem ausdifferenzierten Ackerbau zu bekommen. Mein Interesse für Landwirtschaft war geweckt.
Dennoch verfolgte ich meine ursprüngliche Idee mit dem Tiermedizinstudium weiter. Zu meiner großen Überraschung bekam ich trotz guter Abiturnoten keinen Platz. Eher aus der Not heraus verbrachte ich dann einige Novemberwochen im Wendland bei der Vorbereitung der Castor-Proteste und machte anschließend ein zweimonatiges Praktikum in der Bundesgeschäftsstelle der GRÜNEN in Berlin. Zufall Witzenhausen
Mein Studium
Zufällig erfuhr ich in dieser Zeit vom ökologischen Landwirtschaftsstudium in Witzenhausen und der Möglichkeit, dort auch zum Sommersemester zu beginnen. Ohne jemals dort gewesen zu sein, schrieb ich mit nach Lektüre der Infoschriften ein.
Die ersten Wochen im Bachelor-Studium wohnte ich noch im Wohnheim. Aufgrund der angenehmen Größe Witzenhausens und des fast schon familiären Umfelds an der Uni entstanden schnell neue Kontakte. Das Bachelor-Studium war thematisch sehr breit gefächert und legte viele Grundlagen, auf die ich im weiteren Verlauf zurückgreifen konnte. Insbesondere die vielen praktischen Elemente ließen selbst Fächer wie Physik zu spannenden Veranstaltungen werden. Mit fortschreitender Semesterzahl rückte das für alle vorgeschriebene Grundstudium immer weiter in den Hintergrund. Nun galt es nach eigenen Interesse Module auszuwählen und das Studium auf die eigenen Ziele und Vorstellungen auszurichten. Mir wurde dabei zum Ende des Bachelors klar, dass ich gerne noch länger studieren wollte, wobei für mich wegen der inhaltlichen Ausrichtung nur Witzenhausen ernsthaft in Frage kam.
Glücksfall Witzenhausen
Gleichzeitig war ich mittlerweile Vater geworden, wobei meine Freundin und das Kind in Hannover wohnten. Jetzt zeigte sich, dass Witzenhausen nicht nur ein beschaulicher Ort in relativ ländlicher Umgebung war, sondern, dass dieser auch hervorragend verkehrlich angeschlossen war. Ich pendelte also während des Masterstudiums meist von Hannover zur Uni, wobei ich recht häufig in Witzenhausen bei Freund*innen übernachtete. Hier zeigten sich nochmal die Vorzüge des sehr freien, modularen Masterstudiengangs der Ökologischen Landwirtschaft. So belegte ich nicht nur Seminare in Witzenhausen sondern auch an der Universität in Göttingen. Selbst in Hannover, wo es keine Agrarfakultät gibt, konnte ich Kurse aus dem gartenbaulichen und umweltplanerischen Bereich absolvieren und mir für den Masterstudiengang in Witzenhausen anrechnen lassen. Meine eigentliche Masterarbeit schrieb ich im Bereich der Agrargeschichte. Ein Fachgebiet, was es leider, wie auch an vielen anderen deutschen Universitäten, mittlerweile in der Form nicht mehr gibt.
Jura als Ergänzung
Nach dem Ende des Studiums hatte ich recht konkrete Vorstellung, wie eine zukünftige Arbeitsstelle aussehen müsste. Ich wollte (mit mittlerweile zwei Kindern) nicht mehr pendeln müssen und genug Zeit für die Familie haben. Außerdem war mit wichtig, mit meiner Tätigkeit Impulse setzen zu können, und zu guter Letzt sollte die Arbeit einigermaßen entlohnt werden. Da sich diese Kriterien in Hannover nicht sofort umsetzten ließen, hing ich ein weiteres Studium an meinen Master-Abschluss dran. Nach vier Semestern Jura (inkl. erfolgreicher Zwischenprüfung), wurde dann eine Fachreferentenstelle in der Grünen Landtagsfraktion Niedersachsen frei.
Seit einigen Jahren darf ich aus dem Hintergrund die Grünen Positionen im Bereich „Landwirtschaft, Tierschutz, Forst & Jagd“ mitgestalten. Dabei kann ich auf eine Menge von dem zurückgreifen, was ich aus Witzenhausen mitgebracht habe. Und das sind tatsächlich nicht nur die Inhalte aus dem Studium, sondern auch eine Vielzahl an Kontakten und Bekanntschaften.