Prof. Dr. Burghart Schmidt |
Landschaft, die sich erst bildet weil sie immer schon gebildet wurde
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Symposium |
Landschaft fassen wir nicht mit den Augen gleich einem Spiegel auf, auf einmal (Trinkt, o Augen, diese Welt ...), sondern mit vielen Blicken bilden wir sie sehend, zusehend,hineinsehend, umhersehend in uns. Das ist eine der Hauptlehren von Lucius Burckhardt zum Thema. Aus ihr entwickelte er seine neue Wissenschaft der Promenadologie mit ganz leicht zwinkernden Augen der Ironie. Denn wenn die vielen Blicke in der Zeit Landschaft erst bilden, dann ist der Spaziergang das einzig adäquate theoretisch-praktische Verhältnis zur Landschaft. Allenfalls tritt noch die Affinität des Filmischen zur Landschaft hinzu. Landschaft ist zeitstrukturiert, und schon in den ersten Ansätzen zu ihrer Bildung mischt die transformierende Erinnerung mit, die Landschaft nicht bei sich ausruhen läßt. Aber so sehr Burckhardt die Landschaft als ein Produkt des sinnlichen Bewußtseins von Menschen ansieht, so sehr sieht er das Produkt als Transformation des Vorliegenden aus dem Außen. Es geht ihm um ein Engagement für dieses Außen und seinen Anstoß zum Bilden von Landschaft. Insbesondere interessierte er sich für die gefährdetsten Partien dieses Außen, die Brachen, die von der menschlichen Industrie verlassen wurden und nun Wildnisse bilden, wilder als der Dschungel. Und doch lauert der Zugriff neuer Nutzungen, weil sie ja keinen Kulturschutz noch Naturschutz zu verdienen scheinen. Oder es droht noch besser landschaftsarchitektonische Verhübschung?
Zur Person: Burghart Schmidt, Dr. phil. habil., Professor für Sprache und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. und deren Vizepräsident. Geb. 1942 Wildeshausen/Obg. Schulzeit Wilhelmshaven. Studium der Biologie, Chemie, Physik, dann Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Tübingen 1962197O. Wissenschaftlicher Mitarbeiter dort von Ernst Bloch bei der Herausgabe von dessen Gesamtausgabe im Suhrkamp Verlag 19681977. 1981 Promotion in Philosophie in Tübingen. 1984 Habilitation an der Universiät Hannover. 1985 Ernennung zum Honorarprofessor dieser Universität.
Lehrtätig gewesen von 19771997 an der Uni Hannover, der Universität für angewandte Kunst in Wien, der Akademie der bildenden Künste/Universität dort, der Universität Klagenfurt, der TU Graz, des ICCM Salzburg. Seit 1997 eben an der Hochschule in Offenbach.
Einschlägige Publikationen:
Postmoderne Strategien des Vergessens, Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 1994.
Jenseits zu Heimat, Darmstadt (Wiss. Buchgesellschaft)/Wien (Deuticke) 1994.
Bild im Ab-wesen, Wien (Edition Splitter) 1998. Wespennest Nr. 11O,Wien 1998.
Kunstforum Nr. 93, Köln.
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Letzte Änderung 3/30/05 |
Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung |
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