Der anthropogene Klimawandel geht in Deutschland mit einer Ausbreitung viraler und bakterieller Infektionskrankheiten einher, die durch einheimische Arthropoden, aber zukünftig auch durch eingeschleppte Tiere wie die asiatische Tigermücke übertragen werden könnten. Die Schildzecke gilt in Deutschland als eine der wichtigsten Bedrohungen, denn sie überträgt u. a. die Borreliose und die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME). Abhängig vom Klimawandel hat sich in den letzten Jahrzehnten die Durchseuchungsrate der Zecken mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi erhöht, und die Viruserkrankung FSME ist über Zecken von Süddeutschland weiter nach Norden getragen worden. Ebenso existieren eine Reihe von Stechmückenarten, die unter veränderten klimatischen Verhältnissen nichtendemische Krankheiten der Tropen übertragen können, wie es bereits in Nordamerika und in Norditalien am Beispiel des West-Nil- Fiebers geschehen ist.
Mangelnde Erkenntnisse über die Verbreitung von Vektoren und das fehlende Screening ihrer Erregerlast erschweren die Kalkulation der mit dem Klimawandel einhergehenden neuen Infektionsrisiken. Dieses Defizit ist durchaus von Bedeutung, da der Gesundheitssektor in Deutschland aufgrund der begrenzten Anpassungsmöglichkeiten als vulnerabel eingestuft wird. Damit könnte eine adäquate Risikocharakterisierung, eine Risikokommunikation und eine zielgerichtete Vorbereitung der Bevölkerung auf notwendige Verhaltensänderungen im Zusammenhang mit zukünftigen Gefährdungen durch vektorassoziierte Infektionskrankheiten verzögert werden. Auch aus diesem Grund wurde das Projekt „Implementierung eines Programms zum Monitoring von Zecken- und Mückenvektoren in Nordhessen“ (MüZe) ins Leben gerufen.