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INCHER-Mitglieder Magdalena Fellner und Nicolai Götze mit dem Ulrich-Teichler-Preis für hervorragende Dissertationen in der Hochschulforschung ausgezeichnet
Magdalena Fellner wird für ihre Dissertation zu dem Thema „Studierfähigkeit als soziales Konstrukt. Einschränkung und Erweiterung kollektiver Möglichkeitsräume durch zugrundeliegende Verständnisse“(Universität Linz) ausgezeichnet und Nicolai Götze für seine Dissertation „Institutionelle Filter: Das deutsche Hochschulwesen zwischen Persistenz und Reform“ (Universität Kassel). Den Preis für eine hervorragende Abschlussarbeit erhält Lisa-Marie Steinkampf (Universität Hannover) für ihre Masterarbeit zum Thema „Eine Typologie professoraler Karrieren in Deutschland“.
Voraussetzung für die Prämierung, über die eine Jury der GfHf entscheidet, ist, dass ein fundierter Beitrag zur fachlichen und professionellen Weiterentwicklung der Hochschulforschung geleistet wird. Der Ulrich-Teichler-Preis für Dissertationen besteht aus einem Druckkostenzuschuss in Höhe von maximal 2000,- € sowie zusätzlich einem Preisgeld von 1000,- €. Die Höhe des Preisgeldes für die prämierten Abschlussarbeiten beträgt 1000,- €. Der Ulrich-Teichler-Preis wird seit 2008 jährlich vergeben. Der Kasseler Hochschulforscher Prof. Dr. Ulrich Teichler (INCHER) hat den Preis gestiftet, um junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuregen, sich mit Fragen der Hochschulforschung wissenschaftlich auseinanderzusetzen.
Die prämierte Dissertation von Magdalena Fellner „Studierfähigkeit als soziales Konstrukt. Einschränkung und Erweiterung kollektiver Möglichkeitsräume durch zugrundeliegende Verständnisse“ beschäftigt sich mit dem Konzept der Studierfähigkeit. Die Autorin zeichnet systematisierend die vielfältigen und divergierenden Verständnisse von Studierfähigkeit nach und stellt die Frage, wie sich die Verständnisse von Studierfähigkeit auf kollektive Möglichkeitsräume zur Ausbildung der Studierfähigkeit auswirken Dieser Frage geht sie mithilfe einer Dekonstruktion des Verständnisses von Studierfähigkeit auf der Basis kollektiver gesellschaftlicher Vorstellungen nach. Dabei nutzt sie historisch-komparative Analysen der Studierfähigkeit von den Anfängen der Universitäten bis zur Gegenwart zur Kontextualisierung des Phänomens. Im empirischen Teil werden anhand von Interviews die Prozesse zur Herstellung der Studierfähigkeit rekonstruiert. So werden wichtige strukturelle Elemente, die letztlich zur Aufrechterhaltung sozialer Ungleichheiten beitragen, herausgearbeitet.
Magdalena Fellner hat ihre Dissertation 2023 mit „summa cum laude“ an der Johannes Kepler Universität Linz (Österreich) abgeschlossen. Die Veröffentlichung der Dissertation als Open Access Publikation im Campus Verlag (Frankfurt a.M.) ist für Herbst 2024 vorgesehen.
Seit März 2024 ist Magdalena Fellner Senior Researcher am Forschungsbereich „Studierende und Absolvent:innen“ des International Center for Higher Education Research (INCHER) der Universität Kassel. Magdalena ist mehrfache Preisträgerin, denn im Juni 2024 wurde sie bereits mit einem Post-Doc-Track-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.
Nicolai Götze erhält den Ulrich-Teichler-Preis für seine Dissertation an der Universität Kassel „Institutionelle Filter: Das deutsche Hochschulwesen zwischen Persistenz und Reform“. Seine kumulative Dissertation stellt die permanente Reform bei gleichzeitig hartnäckiger Persistenz im (deutschen) Hochschulwesen in den Mittelpunkt ihrer Analysen. Die zentrale theoretische Innovation dieser Arbeit bildet das Konzept der institutionellen Filterung von Reformen in geschichteten Feldern. Über eine Kombination von institutionalistischen und feldtheoretischen Überlegungen trägt die Arbeit an zwei Punkten zum analytischen Verständnis von Reformdynamiken bei: Erstens finden Reformen immer in Wechselwirkung mit bereits bestehenden, durch spezifische Kulturen und Pfadabhängigkeiten geprägte soziale Strukturen statt. In dieser Wechselwirkung zwischen Reformstrategien und Strukturen werden Reformideen und deren Umsetzung in die Praxis gefiltert, das heißt ausselektiert und umgeformt. Zweitens sind Reformen im Hochschulwesen komplexe Mehrebenenphänomene, weil Reformstrategien im Ineinandergreifen von unterschiedlichen Akteursebenen (globale Ebene, nationalstaatliche Ebene und Organisationsebene) Gestalt annehmen. Außerdem ist die Feldstruktur des Hochschulwesens ebenfalls vielschichtig. Reformen werden nicht nur über nationale politische Kulturen, die Spezifizität des nationalen Hochschulfeldes und unterschiedliche disziplinären Kulturen gefiltert, sondern auch entlang funktionalen und statusbezogenen Subdifferenzierungen des organisationalen Feldes von Hochschulen. Dies wird anhand von zwei global-zirkulierenden und auf die Leistungsproduktion von Akademiker*innen zielenden Reformbündeln herausgearbeitet: Reformen der Valorisierung von Leistungen, die mit dem New Public Management verbunden sind und Reformen des Academics‘ Societal Engagement, welche im Kontext der globalen Verbreitung von Innovationpolitiken stehen. Mit dieser Analyse liefert die Arbeit ein konzeptionell differenziertes Gesamtbild des Filterns von Reformen im (deutschen) Hochschulsektor.
Die Dissertation von Nicolai Götze an der Universität Kassel wurde mit „summa cum laude“ bewertet. Sie ist online unter dem folgenden Link zu finden: https://kobra.uni-kassel.de/handle/123456789/16046#. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Krücken (INCHER) und begutachtet wurde sie von Prof. Dr. Bernd Kleimann (INCHER und DZHW) und Prof. Dr. Uwe Schimank (Universität Bremen).
Nicolai Götze ist seit Juni 2016 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am INCHER der Universität Kassel in verschiedenen Forschungsprojekten tätig. Thematisch liegen seine Schwerpunkte an der Schnittstelle zwischen Hochschul- und Wissenschaftsforschung, Organisationssoziologie, der Soziologie des Wettbewerbs und der Bewertungssoziologie.
Um die Auszeichnungen, die jährlich vergeben werden, können sich Doktorand:innen sowie Absolvent:innen von Hochschulen aus dem deutschsprachigen Raum (A, CH, D, LI, LU) bewerben. Die Verfasser:innen müssen nicht Mitglied der Gesellschaft für Hochschulforschung sein. Über die eingereichten Arbeiten entscheidet eine vom Vorstand der Gesellschaft für Hochschulforschung eingesetzte Jury, der Hochschulforscher:innen aus unterschiedlichen Disziplinen angehören. Weitere Details: http://www.gfhf.net/nachwuchspreise/