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Wir trauern um Georg Krücken!
Georg Krücken übernahm die Leitung des INCHER im Jahr 2011, nachdem er zuvor eine Professur für Wissenschaftsorganisation, Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer innehatte. Durch eine konsequente Ausrichtung auf theoriegeleitete, langfristige, international und interdisziplinär orientierte Forschung schärfte Georg Krücken das Profil des INCHER als führende universitäre Einrichtung der Hochschulforschung in Deutschland. Besonders deutlich zeigte sich der Erfolg dieser Ausrichtung in der Einwerbung der von Georg Krücken initiierten DFG-Forschungsgruppe „Multipler Wettbewerb im Hochschulsystem“. Die an der Schnittstelle von Soziologie und Wirtschaftswissenschaften angesiedelte Forschungsgruppe nahm 2021 ihre Arbeit auf und wurde im Januar 2024 um zunächst weitere drei Jahre verlängert. Kollegialität, Partizipation und offene Diskussion im Team waren Georg Krücken in der Leitung des INCHER immer ein großes Anliegen. Besonders wichtig war ihm auch die Betreuung von Promotionen und Habilitationen. Viele der von ihm Betreuten sind heute auf Professuren und in anderen verantwortlichen Positionen im In- und Ausland tätig.
Im Mittelpunkt von Georg Krückens Forschungsinteresse standen Fragen der Governance und Organisation im Hochschulsystem. Zugleich war er weit über die Hochschulforschung hinaus bekannt als einer der profiliertesten Vertreter des soziologischen Neo-Institutionalismus im deutschsprachigen Raum. Ein zentrales Thema in Georg Krückens Forschung war die Entwicklung europäischer Universitäten von eher lose gekoppelten und durch akademische Selbstverwaltung koordinierten Einrichtungen hin zu handlungs- und strategiefähigen Organisationen. Dabei lag ein besonderes Interesse auf Fragen des Wettbewerbs. Ausgehend von der Analyse wettbewerblicher Interaktion im Hochschul- und Wissenschaftssystem ging es ihm darum, allgemeinere Prinzipien einer Soziologie des Wettbewerbs zu entwickeln.
Basierend auf seinem Studium in Bielefeld und Bologna, war Georg Krücken stark durch die Post-Doc-Zeit an der Universität Stanford geprägt – sowohl in theoretischer Hinsicht als auch durch die persönliche Erfahrung des US-amerikanischen Wissenschaftsbetriebs und durch Kontakte und Freundschaften, die er über seinen weiteren Karriereweg hinweg aufrechterhielt. Ein Forschungsaufenthalt im Winter 2023/24 brachte ihn gemeinsam mit seiner Partnerin Anna Kosmützky, mit der ihn auch eine langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit verband, zurück nach Stanford. Während dieses Aufenthalts trat seine Krebserkrankung zum Vorschein. Den Kampf gegen sie hat Georg Krücken nun verloren. Er verstarb nur wenige Stunden vor Beginn des Kick-off-Workshops für die zweite Phase der Forschungsgruppe „Multipler Wettbewerb im Hochschulsystem“, die ihm so am Herzen lag.
Mit Georg Krücken hat das INCHER einen herausragenden Wissenschaftler verloren, der national und international hochangesehen war und erheblichen Einfluss auf die Entwicklung seines Forschungsfelds genommen hat. Die inhaltliche und strukturelle Entwicklung des Zentrums hat Georg Krücken mit hohem persönlichen Engagement entscheidend vorangetrieben. Wir als INCHER-Team verlieren mit Georg Krücken jedoch vor allem einen großartigen Menschen. Sein Tod erschüttert uns. Sein Werk fortzuführen ist uns ebenso Verpflichtung wie Anliegen.