12.08.2014 | ITeG

LOEWE-VENUS Abschlussband erschienen: Socio-technical Design of Ubiquitous Computing Systems

Der im Rahmen des Exzellenzprogramms LOEWE des Landes Hessen von 2010-2013 geförderte Forschungsschwerpunkt VENUS (Gestaltung technisch-sozialer Vernetzung in situativen ubiquitären Systemen) hat als ein interdisziplinäres Team aus Informatik, Wirtschaftsinformatik, Mensch-Maschine-Schnittstelle und Rechtswissenschaften die soziotechnischen Grundlagen für Ubiquitous Computing erforscht und darauf aufbauend eine disziplinen-übergreifende Entwicklungs- und Evaluationsmethodik entwickelt.

Die Digitalisierung durch-dringt schon fast alle Bereiche unseres Lebens. Sensoren stehen zur Verfügung, die Informationen über uns und unsere Umgebung liefern und die intelligente Vernetzung von Menschen und Dingen ermöglichen. Technische Systeme erfassen selbständig konkrete Situationen des Menschen, passen ihre Dienste an und können selbst interagieren mit anderen Diensten. Diese Anwendungen eröffnen große Chancen. Sie können unseren Alltag erleichtern, automatisieren Routine-tätigkeiten, assistieren uns, ohne uns zu belästigen, fast unsichtbar … 

Diese ungeahnten neuen Möglichkeiten bergen jedoch auch neue Risiken. Wieviel Kontrolle möchte der Mensch eigentlich abgeben? Wie sollten diese Systeme gestaltet werden, damit sie der Mensch akzeptieren kann und tatsächlich nutzen wird? Nicht zuletzt, sie fußen auf einer zunehmenden Erfassung und Verarbeitung von immer mehr personenbezogenen Daten. Wie können wir unser Recht auf informationelle Selbstbestimmung dennoch schützen?

Mit der Allgegenwärtigkeit von vernetzter Informationstechnik – dem  Ubiquitous Computing (UC) – ist eine neue Qualität von Informations-verarbeitung entstanden. Die Gestaltung dieser Systeme stellt eine ganz neue Herausforderung sowohl in technischer Hinsicht als auch in Hinsicht auf den Menschen und seine Vernetzung mit anderen dar. Der  LOEWE-Forschungs-schwerpunkt VENUS hat sich dieser Herausforderung gewidmet. Ubiquitäre Systeme werden als soziotechnische Systeme verstanden. Die VENUS Entwicklungsmethode wurde als ein soziotechnischer Entwicklungsansatz für ubiquitäre Systeme erarbeitet.

Die Frage der gesellschaftlichen Einbettung der Technik wurde an den Anfang des Entwicklungsprozesses geholt und Schritt für Schritt systematisch eingebunden. Von besonderer Bedeutung waren hier vor allem die Fragen der Gebrauchstauglichkeit und Benutzerakzeptanz, das Vertrauen der Nutzer in die technikvermittelten Beziehungen sowie die Gewährleistung des Persönlichkeits-schutzes und andere rechtliche Fragestellungen. Dies erforderte eine intensive interdisziplinäre Entwicklungsarbeit.

Der nun vorliegende, im Springer-Verlag erschienene Band Socio-technical Design of Ubiquitous Computing Systems präsentiert die zentralen Ergebnisse des LOEWE-Forschungsschwerpunktes VENUS und stellt dieses wichtige Zukunftsthema in einer integrierten, thematisch geklammerten Form dar. Mit ausgewählten Beiträgen sowohl aus disziplinären Grundlagen, disziplinen-übergreifenden Methoden und Erfahrungen aus der Implementierungspraxis werden die unterschiedlichen Aspekte der sozialverträglichen Gestaltung soziotechnischer Systeme dargestellt.

Die Beherrschung der soziotechnischen Gestaltungsfaktoren stellt eine große Herausforderung für die zukünftige Entwicklung von UC-Systemen dar, hier wird auch noch erheblich weitere Forschungsarbeit zu leisten sein. Das Team des LOEWE-Scherpunktes VENUS dankt dem Land Hessen für die finanzielle Förderung dieses anspruchsvollen Forschungsprojektes, dessen nachhaltige Fortführung am ITeG-Zentrum der Universität Kassel gewährleistet ist.
 

Links:

link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-319-05044-7