Eisenbahn-Kataster
Geografische Datenbank
zur Archivierung und Analyse
der Entwicklungsgeschichte des Streckennetzes
der Eisenbahnen in Deutschland
Dokumentationen zum Projekt
Das Streckennetz ist die zentrale Informationsebene des Eisenbahnkatasters. Es umfasst das
vollständige Netz von 1835 bis heute im Umfang innerhalb der Grenzen des
Deutschen Reiches vor 1918.
Dieser große Untersuchungsraum ist notwendig, um Entwicklungstendenzen des
Gesamtnetzes (wie sie sich in der wesentlichen Ausbauperiode in der 2.Hälfte
des 19.Jhdt zeigten) sichtbar machen zu können.
Das Netz setzt sich (topologisch betrachtet) zusammen aus den Knoten (das sind die
Verzweigungspunkte der Strecken; im hier betrachteten Maßstab sind dies in der Regel
die Bahnhöfe) und den Kanten (den Strecken), die von einem Knoten zu einem anderen
führen. Der geometrische Verlauf der Strecken wird durch eine ausreichende
Anzahl von Zwischenpunkten beschrieben.
Neben topologischen und geometrischen Eigenschaften werden zu einer Strecke Attribute
(Sachdaten) abgespeichert. Mit ihnen können die Strecken recherchiert
(welche Strecken waren 1950 elektrifiziert ?
welche Strecken betrieb die Gesellschaft G nach 1990 ?) und mit entsprechenden
Liniensymbolen kartiert werden.
Attribute der Strecken
- Verweise auf Eisenbahnkataster-externe Streckenidentifizierungssysteme
- Kursbuchnummern zu möglichst vielen Perioden :
z.B. 1914 [?], 1935 [DRG], 1955 [DB bzw. DR], 1995 [DBAG]
- Strecke gehört zum Zeitpunkt T zur Direktion D
- Kenndaten : Streckenlänge, etc
- Leistungskenndaten des über die Strecke laufenden Zugverkehrs
pro Periode :
F/D/E/N/IC/ICE-Anzahl Zugpaare pro Tag; jeweils mit
mittlerer Geschwindigkeit
- vollständige Historie:
die Historie der Strecke besteht aus einer Liste von Ereignissen; ein Ereignis setzt sich
zusammen aus einem Datum, der Angabe der Art des Ereignisses und weiteren Informationen.
vorläufige Liste der Ereignis-Arten :
- in Betrieb genommen von [Gesellschaft]
- in Betrieb genommen für den Personenverkehr von [Gesellschaft]
- in Betrieb genommen für den Güterverkehr von [Gesellschaft]
- Eigentum übergegangen an [Gesellschaft]
- Betrieb übernommen von [Gesellschaft]
- gepachtet von [Gesellschaft]
- Änderung des Ausbauzustandes
(zusätzliches Gleis; Schmalspur -> Normalspur; zweites Gleis abgebaut)
- Änderung des Betriebszustandes
(Personen+Güterverkehr; nur Personenverkehr; nur Güterverkehr;
Ende PV; Ende GV; Strecke stillgelegt)
- Änderung des Elektrifizierungszustandes
(mit 16 2/3 Hz, mit 50 Hz, ..., Fahrdraht abgebaut)
- Strecke abgebaut
- Umnutzung der Strecke als Radweg
- etc
Die Angabe des Zeitpunktes pro Ereignis ist in der Regel exakt;
es sind aber auch "ungenaue" Angaben zugelassen, z.B. "die Strecke
ist auf der Karte der RBD Dresden zum Stand 1947 als nicht mehr in Betrieb
verzeichnet" : dies bedeutet, dass die Strecke 1947 oder früher
stillgelegt worden ist.
- Bibliografie : Literatur-Liste zur Strecke
Datenbanktechnisch schwierig ist der Umstand, dass die Menge der Attribute für
unterschiedliche Strecken in der Regel sehr verschieden sind. Dies liegt zum einen daran,
dass manche Strecke eine "sehr bewegte Vergangenheit" haben und andere nicht, zum anderen
am Prozess der Datenerfassung, der nicht gleichmäßig für alle Strecken
erfolgen kann. Somit scheidet die klassische Datenstruktur der Tabelle (die Attribute
einer Strecke stehen in einer Zeile der Tabelle; alle Strecken haben die gleichen n
Attribute = Spalten der Tabelle) aus.
Im Archiv der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahn-Geschichte (DGEG)
in Dortmund wurde von Herrn Neumann bereits ein
entsprechendes Datenmodell entwickelt und in einer
ersten Fassung als Access-Datenbank realisiert. Es dient als Ausgangspunkt für die weiteren
Schritte.
Anmerkung
Das Datenmodell muss auch einen evt. zuküftigen Zustand ermöglichen,
bei dem die Trennung von Schieneninfrastruktur [verantwortlich ist Gesellschaft G1]
und Zugbetrieb [ die Strecke wird genutzt von den Gesellschaften G2, G4 etc ] vollzogen ist.
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Dr. Klaus Horn
horn.gis@uni-kassel.de
letzte Bearbeitung am 18. November 2004