MODULE
Der Master-Studiengang Philosophie der Wissensformen besteht aus 6 Pflichtmodulen: dem Einführungsmodul MA1, den thematisch ausgerichteten Modulen MA2-MA5 und dem Interpretationskurs MA6.

(Für die Ansicht der einzelnen Modulbeschreibungen klicken Sie in der nachfolgenden Abbildung bitte auf die jeweiligen Themencluster.)

 

textwolken wissenschaftsformen wissenschaftstheorie praktisches wissen ästhetisches wissen geschichte klassische Texte fachliche einblicke schöüsselkompetenzen

 

MA 1 Einführung in die Philosophie der Wissensformen

Das Modul MA1 dient der Einführung der Studierenden in die philosophiegeschichtlichen, systematischen und interdisziplinären Perspektiven des Master-Studienganges Philosophie der Wissensformen. Dazu sollen die in das Programm eingehenden Teilaspekte - Wissenschaftstheorie, Formen praktischen Wissens, narrative und nicht-diskursive Wissensformen sowie historische Wissensformen - einleitend dargestellt und exemplarisch bearbeitet werden.

Die Reflexion über Erwerb, Formen und Vermittlungsweisen des Wissens gehört seit der Antike zu den zentralen Themenfeldern der Philosophie. Dabei geht es seit jeher nicht nur um die theoretischen Aspekte einer adäquaten Begründung und Erklärung. Der vollständigen Disjunktion von begründetem Wissen und unbegründetem Meinen wird schon bei Platon und Aristoteles eine Auffächerung in verschiedene Formen und Grade des Wissens sowie eine Unterscheidung verschiedener Ziele des Wissens gegenübergestellt. Insbesondere stellen sich auch praktisch-moralische Fragen, etwa nach der Verpflichtung durch das Gewußte oder nach dem Status des Wissens über das Gute.
Sowohl die historische Kontinuität der philosophischen Debatte über diese Themen als auch die moderne Einsicht in die diachrone und synchrone Vielfalt von Wissensformen, Denkstilen und Wissenskulturen belegen die anhaltende Präsenz und Relevanz der Philosophie einer Wissensformen.

 

Die Module MA2-MA5 sind interdisziplinär ausgerichtet. Jeweils eine von zwei Veranstaltungen dieser Module wird aus kooperierenden Fachgebieten bzw. Fachbereichen importiert. Hier ist eine enge inhaltliche Abstimmung vorgesehen.

 

MA 2 Wissenschaftstheorie

Während die Fragen „Was ist Wissen?“ oder „Was ist Wissenschaft?“ schon in den Themenkanon der klassischen Philosophie gehören, ist eine Wissen­schaftstheorie im engeren Sinne erst als Folge der Auffächerung wissen­schaftlicher Teildisziplinen in den letzten 250 Jahren entstanden. Seit den positivistischen und neopositivistischen Programmen steht „Wissenschafts­theorie“ nicht nur für eine enge Orientierung an den empirischen Fachwissen­schaften, sondern auch für eine deutliche Abgrenzung gegenüber der philo­sophischen (metaphysischen) Tradition. In ihrer Blütezeit im 20. Jahrhundert wurde das systematische Zentrum der Wissenschaftstheorie in einer formalen Analyse der Logik wissenschaftlicher Theoriensysteme gesehen.
Seit Fleck und Kuhn wurde das Programm der Wissenschaftstheorie auf real­historische Formen wissenschaftlicher Forschung und deren sozialer Bedin­gungen ausgedehnt. Eine Reihe weiterer Wandlungen hat den wissenschafts­theoretischen Aufmerksamkeitsbereich heute auf die Verfahren und Instrumen­te, die Laborkontexte, die Visualisierungsstrategien, die sozialen Organisa­tionsformen, die Gegenstandsfelder usw. der verschiedenen (formalen, empirischen oder auch hermeneutischen) Wissenschaften erweitert.
Das Modul verfolgt in historischer und systematischer Perspektive das Ziel, die Studierenden mit einigen grundlegenden Positionen und Fragen der Wissenschaftstheorie vertraut zu machen. Dabei werden wissenschaftshistorische und wissenschaftssoziologische Ansätze explizit in das Programm eingebunden

 

MA 3 Formen praktischen Wissens

Das Modul verfolgt in hist. und syst. Perspektive das Ziel, die Studierenden mit einigen für die europäische Philosophie grundlegenden Theorien des prakt. Wissens und der Selbstbestimmung vertraut zu machen. Dabei soll nachvollziehbar werden, wie und warum sich sowohl die Inhalte wie auch die Begründungsformen der praktischen Diskurse geändert haben.

Das praktische Wissen besteht aus Überzeugungen darüber, wie der Mensch handeln und wie er sein soll. In den seit der Antike zu dieser Thematik geführten Debatten geht es um Fragen wie: Wie gewinnen wir ein Wissen von dem, was für uns gut ist? Wie verhält sich das moralisch Gute zum Guten eines Lebens im Ganzen? Wie ist eine das Handeln leitende Überzeugung begründbar? Mit welchem Recht können für handlungsleitende Prinzipien allgemeine Geltungsansprüche erhoben werden? Wer sich auf solche Frage
einläßt wird schnell merken, daß sie nicht durch den Hinweis auf empirische Sachverhalte entscheidbar sind. Auf was für Gegenstände bezieht sich dann aber das gesuchte Wissen? Und schließlich: Folgt das Handeln notwendig dem Wissen oder kann man dem zuwider handeln, was man für das Beste hält?

 

MA 4 Theorie narrativer und nicht-diskursiver Wissensformen

Menschliches Wissen wird nicht ausschließlich in Form von propositional strukturierten, empirisch überprüfbaren Aussagensystemen organisiert und repräsentiert. Auch die narrativen Darstellungsformen der Geschichts-, Literatur-, Religions- und Kunstwissenschaften haben neben nicht-propositional verfaßten, nicht-diskursiven Darstellungsformen wie Bildern oder Diagrammen als Repräsentationsformen von echtem Wissen zu gelten. Gleichwohl ist die Geltung solchen Wissens etwa im Falle historischer Erzählungen nicht oder nicht ohne weiteres durch Rekurs auf eine sogenannte empirische Datenbasis oder im Falle von Bildern durch Kriterien logisch-methodologischer Wohlgeformtheit auszuweisen. Daneben existieren in fast allen bekannten Kulturen Repräsentationsformen wie Mythen oder religiöse Überlieferungen, deren Wissensstatus zwar umstritten ist, jedoch in ihrer Relevanz für die kulturelle Identitätsbildung des Menschen nicht ignoriert werden können. Von der klassischen Wissenschaftstheorie, die zumeist das Vorbild der Naturwissenschaften vor Augen hatte, wurden solche Wissenstypen kaum zureichend beachtet.
Das Modul verfolgt das Ziel, die Studierenden mit den Haupttypen narrativer und nicht-diskursiver Wissensformen vertraut zu machen und den Geltungsstatus sowie die Geltungsgründe solchen Wissens zu erörtern

 

MA 5 Historische Wissensformen

In der Geschichte der Philosophie und der Wissenschaften wandeln sich nicht allein die Inhalte, sondern vor allem auch die Formen des Wissens. Mit ihnen wandeln sich die Ansprüche, denen Wissen genügen muß, um überhaupt als solches anerkannt zu werden; es wandeln sich die Kriterien, nach denen sein epistemischer und praktischer Wert eingeschätzt wird, die Weisen, in denen es gewonnen und weiter­gegeben wird, usf. Diesen Wandel reflektiert die Wissenschaftstheorie, soweit sie sich als Theorie der Wissenschaftsgeschichte expliziert. Aufgabe des Moduls Historische Wissensformen ist es demgegenüber, den Wandel der Wissensformen, seine Gründe und Konsequenzen in Auseinandersetzung mit exemplarischen Positionen der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte nachzuvollziehen und vertiefte Kenntnisse über relevante Bereiche der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte zu erwerben.

 

MA 6 Interpretationskurs: Klassische Texte der Philosophie, der Wissenschaften und der Ideengeschichte

Modul MA6 ergänzt die im bisherigen Studium erarbeiteten Textkenntnisse durch eine sorgfältige, zusammenhängende Lektüre relevanter Texte aus der Philosophie-, Wissenschafts- und Ideengeschichte. In ihm werden die im bisherigen Studium gewonnenen Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang mit historischen Texten zusammengeführt und vertieft; die im Umgang mit historischen Texten auftretenden Interpretationsprobleme und –kontroversen, samt einschlägiger Forschungsliteratur, werden exemplarisch aufgearbeitet.

 

MA 7 Fachliche Ergänzung

Wissensformen werden in den unterschiedlichsten ‑ wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen ‑ Bereichen ausgebildet; und sie werden nicht nur von der Philosophie, sondern auch von anderen humanwissenschaftlichen Disziplinen thematisiert. Dementsprechend ergeben sich für den Master-Studiengang "Philosophie der Wissensformen" zweierlei interdisziplinäre Zusammenhänge: Einerseits werden Inhalte und Wissensformen anderer wissenschaftlicher Disziplinen in den philosophischen Lehrveranstaltungen reflektiert. Andererseits gibt das Modul "fachliche Ergänzung" den Studierenden die Gelegenheit, in Lehrveranstaltungen kooperierender Fachgebiete den Beitrag anderer humanwissenschaftlicher Disziplinen zur Thematisierung und Reflexion von Wissensformen exemplarisch kennenzulernen und zu dem Beitrag der Philosophie in Beziehung zu setzen.
Studierende, die nicht aufgrund eines ersten Studienabschlusses in Philosophie zum Master-Studiengang "Philosophie der Wissensformen" zugelassen werden, erhalten im Rahmen dieses Moduls Gelegenheit zur Ergänzung ihrer bisherigen philosophischen Studienanteile im Hinblick auf die Anforderungen des Master-Studienganges und eine darin erfolgende Spezialisierung. Eine rechtzeitige Studienberatung wird dringend empfohlen.

Studien- und Prüfungsleistungen entsprechen den Regelungen desjenigen Studiengangs, aus dessen Lehrangebot die fachliche Ergänzung gewählt wird.

Kooperierende Fachgebiete sind:

In Ausnahmefällen können auch Studien- und Prüfungsleistungen aus anderen Fachgebieten anerkannt werden.