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Technische Förderung hilft Klimawandel zu bekämpfen
„Die drei Langzeit-Feldexperimente zielen auf Klimawandelanpassung und -minderung“, so Prof. Dr. Miriam Athmann, Fachgebietsleiterin Ökologischer Land- und Pflanzenbau am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel. Es handelt sich zum einen um Feldversuche zu regenerativer Landwirtschaft, bei denen bei minimaler Bodenbearbeitung diverse Zwischenfrüchte, Mulch und Kompost zum Einsatz kommen. Diese Langzeitexperimente laufen bereits seit 2011, „wobei“, so Athmann, „das Wurzelwachstum bisher noch nicht eingehend untersucht werden konnte.“ Bei einem weiteren Experiment geht es darum herauszufinden, wie verschiedene Anbauverfahren mit unterschiedlichen Düngevarianten und Fruchtfolgen sich auf die Bodengesundheit auswirken. Immerhin haben Pflanzenwurzeln, nicht zuletzt die von Hülsenfrüchten (Leguminosen) die Eigenschaft, das klimaschädliche Gas Kohlendioxid im Erdreich zu binden. Diese Versuchslinien wollen ergründen, wie hoch das daraus resultierende Potenzial zur Minderung von Kohlenstoff in der Atmosphäre ausfällt und somit positiv im Hinblick auf den Klimawandel wirkt. Die Untersuchungen werden auf „viele Jahre angelegt sein“, so Athmann, da Forschungsergebnisse abhängig sind von unterschiedlichen Parametern wie Witterungsbedingungen, angebauten Pflanzenarten oder Bodenbeschaffenheit.
In einem weiteren Langzeitexperiment stehen keine Pflanzen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses, sondern Rinder. Schließlich wird unter den landwirtschaftlichen Nutztieren insbesondere die Haltung der Wiederkäuer im Hinblick auf den Klimawandel kritisch diskutiert, da bei ihrer Verdauung klimarelevante Gase, vor allem Methan, entstehen und freigesetzt werden. Bislang gibt es keine Daten über den Methanausstoß von Doppelnutzungsrassen. Doppelnutzungsrassen werden gleichermaßen für die Fleisch- wie für die Milchproduktion gezüchtet. Eine solche Rasse wird in der Domäne Frankenhausen, dem Versuchsgut des Fachbereichs, gehalten. Letztlich geht es darum herauszufinden, wie Futteraufnahme, Milchertrag und Methanausstoß zusammenhängen. Um solch präzise Messungen durchführen zu können ist eine Aufwertung unserer technischen Ausstattung dringend geboten“, so Prof. Dr. Dirk Hinrichs, der am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften das Fachgebiet Tierzucht leitet, und die Experimente durchführt: „Die technischen Möglichkeiten waren für solch komplexe langfristige Forschungsvorhaben bisher nicht vorhanden.“
Beschafft werden für die Anbauversuche spezielle Bohrer zur schonenden Boden- und Wurzelprobenentnahme aus bis zu zwei Metern Tiefe, mobile begehbare Kühl- und Gefrierräume für die Lagerung der Proben, Spezialscanner und IT-Infrastruktur für die Analyse verschiedener wurzelmorphologischer Parameter, sowie Klimagasmessgeräte für den Feldeinsatz. In Bezug auf die Gasemissionen bei Rindern werden u.a. Klimagasmessgeräte, Waagen, Kameras und Sensortechnik benötigt und beschafft. Das Anschaffungsvolumen für alle Gerätschaften der Versuchsreihen liegt bei rund 936.000 Euro.
Ermöglicht wird die Förderung durch REACT-EU, einer Aufbauhilfe der Europäischen Union, mit der die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Covid19-Pandemie in Europa abgefedert werden sollen. REACT-EU steht für „Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe“ (Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas) und ist das zweitgrößte Förderinstrument im Rahmen von NextGenerationEU.
Kontakt:
Prof. Dr. Miriam Athmann
Fachgebietsleiterin Ökologischer Land- und Pflanzenbau
Telefon 05542 - 981587
E-Mail: m.athmann[at]uni-kassel[dot]de
Prof. Dr. Dirk Hinrichs
Fachgebietsleiter Tierzucht
Telefon 05542 - 981677
E-Mail: dhinrichs[at]agrar.uni-kassel[dot]de