Neuigkeit
Neues BMBF-Projekt Demokratie X
Krisendiagnosen und Herausforderungen des digitalen Journalismus werden vielfach mit der Rolle großer Plattformunternehmen verknüpft. Während Social-Media-Plattformen einerseits neue Partizipationschancen eröffnen, tragen sie andererseits dazu bei, dass Informationen leichter ungeprüft veröffentlicht und wichtige Kuratierungsleistungen an algorithmische Empfehlungssysteme delegiert werden. Die Rede von einem postfaktischen Zeitalter oder Aspekte der Verrohung und Polarisierung öffentlicher Diskurse sind dabei symptomatisch für diese Entwicklungen. In der Folge sehen sich etablierte Verlage gezwungen bspw. mit Anpassungen von Geschäftsmodellen auf diese Entwicklungen zu reagieren. Darüber hinaus experimentieren neuere Akteure des digitalen Journalismus mit Plattformmodellen, um innovative Möglichkeiten zur Verbreitung journalistischer Inhalte freizulegen. Allerdings mangelt es hier oftmals an Konzepten für Plattformen und deren technischer Realisierung, die den vielschichtigen Aspekten zur Etablierung demokratiefördernder Strukturen bei gleichzeitiger Sicherung der ökonomischen Profitabilität Rechnung tragen. Das vom BMBF geförderte Projekt Demokratie-X entwickelt vor diesem Hintergrund relevante Design-Parameter für eine Non-Profit-Nachrichtenplattform, die wirtschaftliche Tragfähigkeit in einem gemeinwohlorientierten Modell gewährleisten soll. Damit werden Grundlagen für Initiativgruppen und Betreiberkonsortien gelegt, die ähnliche Plattformmodelle etablieren möchten. Die Ergebnisse des Projekts sollen zu einem vertieften Verständnis beitragen, wie privatheitsschonende, faire und gemeinwohlorientierte Plattformen für Nachrichten gestaltet werden können.
Seitens der Universität Kassel sind das Fachgebiet Soziologische Theorie (Prof. Dr. Jörn Lamla) und das Fachgebiet Partizipative IT-Gestaltung (Prof. Dr. Claude Draude) am Verbundprojekt beteiligt. Die Verbundkoordination liegt beim Institut für Digitales Management und Neue Medien der Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Dr. Thomas Hess). Weiterhin beteiligt sind der Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Medien- und Informationsrecht der Universität Passau (Prof. Dr. Kai v. Lewinski) sowie der Lehrstuhl Software Engineering für betriebliche Informationssysteme der Technischen Universität München (Prof. Dr. Florian Matthes).
Teilprojekt Partizipative IT-Gestaltung
Das Teilprojekt des Fachgebiets Partizipative IT-Gestaltung beschäftigt sich mit der Benutzungsschnittstelle der Plattform vor dem Hintergrund teilhabe- und wertorientierter Designansätze in der Mensch-Computer-Interaktion. Im Mittelpunkt steht ein Interaktionsdesign, welches Privatheit, Datenschutz und Transparenz gebrauchstauglich und nutzungszentriert umsetzt. Das Teilprojekt will folglich das Spannungsverhältnis zwischen individueller Nutzungsakzeptanz und der Realisierung normativer Akzeptabilität im Hinblick auf die demokratische Aufgabe der Nachrichtenplattform produktiv ausloten. Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Disziplinen fließen in die Konzeption der Benutzungsschnittstelle ein und bilden die Basis für Designparameter und Prototypen. Das Teilprojekt leistet hierdurch einen Beitrag zur aktuellen Forschung auf den Gebieten Mensch-Computer Interaktion und Sozioinformatik, insbesondere im Hinblick auf die privatheitsschonende und faire Interaktionsgestaltung datenintensiver Dienste.
Beteiligt seitens des Fachgebiets Partizipative IT-Gestaltung:
Prof. Dr. Claude Draude (Teilprojektleitung)
Kontakt: claude.draude[at]uni-kassel[dot]de