Animierter Frosch holt Megaphon hervor und ruft, wodurch das Wort Zukunftsdialoge erscheint.

Die „Zukunftsdialoge“ des Transformationsnetzwerks Region Kassel

Der Klimawandel und die damit verbundene Notwendigkeit, neue Wege in eine nachhaltigere Zukunft einzuschlagen, wirft insbesondere in einer von der Automobilindustrie geprägten Region die Frage nach einem zukunftsfähigen Wirtschaftsprofil auf. Die „Zukunftsdialoge“ widmen sich der Zivilgesellschaft, um Ideen, Wünsche und Visionen aus individuellen Perspektiven zu sammeln. In unterschiedlichen Dialogformaten gibt es auch Raum für die Formulierung von Ängsten, um diese bei der Entwicklung einer Transformationsstrategie zu berücksichtigen.

Straßenumfragen

Zwischen Sommer 2024 und Frühjahr 2025 wurden in Kassel und Baunatal ausführliche Straßenumfragen durchgeführt. Hier konnten Menschen mit sehr unterschiedlichen beruflichen, sozialen, ethnischen, kulturellen und religiösen Hintergründen befragt werden, u.a. Minderjährige, geflüchtete Personen, Rentner*innen, vom Bildungswesen nicht erreichte Personen, Menschen ohne Obdach. Einige Personen waren auch zu einem Foto bereit.

Das Bild zeigt Passant*innen, die verschiedene, handbeschriebene Pappschilder in die Kamera halten mit Aufschriften wie beispielsweise: Klimaschutz, Freiheit, Tradition, Gemeinschaft o.ä.Image: Nicolas Wefers

Im Vordergrund stand der qualitative, persönliche Austausch. Die Offenheit der Gespräche ermöglichte wertvolle Einsichten – nicht nur zu großen Themen wie Stadtentwicklung oder Mobilität, sondern auch zu individuellen Lebensrealitäten. Abseits der eigentlichen Befragungen ergaben sich häufig individuelle Gespräche, die teilweise deutlich tiefer gingen als eine Umfrage das überhaupt ermöglicht.

Podiumsdiskussion mit Expert*innen

Unter dem Titel „Autoindustrie in der Krise – neue Antriebe für Nordhessen?“ lud die Universität Kassel im November 2024 zu einer Podiumsdiskussion ein. Auf dem Podium beleuchteten Dr. Ursula Weidenfeld (Wirtschaftsjournalistin und Merkel-Biographin), Michael Rudolph (Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen), Silke Engler (stellv. Landrätin Landkreis Kassel) und Prof. Dr. Guido Bünstorf (Universität Kassel) die Vielschichtigkeit der Transformation und den Handlungsdruck durch technischen und wirtschaftlichen Wandel. Diskutiert wurden zentrale Themen wie die wirtschaftlichen Schwächen der Branche, die Notwendigkeit von Innovation und Digitalisierung sowie die soziale Absicherung im Transformationsprozess.

 (opens enlarged image)Foto von der Podiumssdikussion. Blick von weiter hinten auf die Diskussionsteilnehmenden. Über ihnen eine Projektion des Veranstaltungstitels: "Autoindustrie in der Krise - Neue Antriebe für Nordhessen?" 27.11.2024
 (opens enlarged image)Foto aus der Podiumsdiskussion. Fokus auf Dr. Ursula Weidenfeld, die in ein Mikro spricht. Links von ihr Moderator Samson Kirschning, rechts von ihr Dr. Guido Bünstorf.
Diskutierten über die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Automobilindustrie (v.l.n.r.): Michael Rudolph, Silke Engler, Projektleiter Henrik Hornung, Dr. Ursula Weidenfeld, Prof. Dr. Guido Bünstorf, Moderator Samson Kirschning

Wichtige Impulse kamen von dem engagierten Publikum. Die Diskussion machte deutlich, dass die Transformation der Automobilindustrie ein gemeinsames Engagement von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfordert, um nachhaltige Lösungen für die Region zu entwickeln.

Weitere Stimmen aus der Bevölkerung

Die wichtigsten Anliegen der befragten Personen auf der Straße konzentrierten sich auf ein starkes Gemeinschaftsgefühl, soziale Bindungen und eine lebenswerte Umgebung, in der Naturverbundenheit und individuelle Freiheit eine bedeutende Rolle spielen. Auch die Mobilitätswünsche und Zukunftsperspektiven der Teilnehmenden waren vielfältig, wobei der öffentliche Nahverkehr klar an Bedeutung zu gewinnen scheint.

Zudem verdeutlichten die Ergebnisse, dass die Befragten große Zukunftssorgen haben, insbesondere in Bezug auf den Klimawandel und globale Konflikte. Gleichzeitig wurden konkrete Wünsche für günstigere Mieten, eine fahrradfreundlichere Stadt und mehr grüne Flächen geäußert. Die Diversität der angesprochenen Themen zeigt, wie breit gefächert die Erwartungen an eine lebenswerte Stadt sind.

Workshops in Berufsschulen

In der ersten Jahreshälfte 2024 hatten professionell moderierte Workshops in drei Berufsschulen stattgefunden (Max-Eyth-Schule, Oskar-von-Miller-Schule, Elisabeth-Knipping-Schule). Vor dem Hintergrund der laufenden Transformation ging es um persönliche und wirtschaftliche Zukunftsfragen, u.a. wurden stadtplanerische Ideen diskutiert.

Während viele Schüler*innen optimistisch in ihre eigene Zukunft blickten, herrschte in Bezug auf die globale Entwicklung eine spürbare Skepsis. Themen wie Klimawandel, Kriege und gesellschaftliche Spaltungen wurden häufig als bedrückend empfunden und mit dem Gefühl verbunden, dass man als Einzelne*r wenig Einfluss darauf hat. Gleichzeitig zeigte sich, dass viele trotz ihrer Skepsis gegenüber der Weltlage sehr wohl darüber nachdenken, wie sie ihre eigenen Ziele verwirklichen können.

In den „Zukunftsdialogen“ nutzen wir häufig das Graphical Recording: Kernaussagen einer Diskussion werden in Echtzeit um eine grafische Ebene erweitert, visuell strukturiert und bleiben so merkfähig. Die Live-Visualisierung hilft einem müden Publikum, am Ball zu bleiben. Sie fördert Aufmerksamkeit, Motivation – und sie inspiriert. Mit Glück wird ein nachhaltiger Prozess in Gang gesetzt.

Partizipation online

Neben den verschiedenen Partizipationsformaten in Präsenz bietet eine online-Plattform die Möglichkeit, sich an den „Zukunftsdialogen“ zu beteiligen und die Zukunft von Kassel und der Region aktiv mitzugestalten. 

Logo des Transformationsnetzwerks Kassel

tregks ist der Kurzname für das Transformationsnetzwerk Region Kassel, das Arbeitgeber und Gewerkschaften, Bildungsträger, die Universität Kassel sowie die Wirtschaftsförderung Region Kassel (WFG) gegründet haben. Ziel der Zusammenarbeit ist, die Region Kassel zu einem nachhaltigen und innovativen Technologie- und Produktionsstandort für die Mobilitätswirtschaft mit klimafreundlichem Anspruch zu transformieren. Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung und Beschäftigung sollen langfristig gesichert und ausgebaut sowie Wohlstand erhalten werden. Das Netzwerk koordiniert die Erarbeitung einer Transformationsstrategie und unterstützt bei deren Umsetzung. tregks wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Ein illustrierter Frosch, der verträumt auf ein Herz schaut, welches über ihm erscheint.
Logo "Gefördert durch Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages"

Projektleitung:

Henrik Hornung (er/ihm)
UniKasselTransfer
Geschäftsbereich Unternehmerisches
Denken und Handeln
Universitätsplatz 12
34109 Kassel

Mitarbeit:

Felix Müller (er/ihm)
Studentische Hilfskraft

Studio Raamwerk GmbH
Studio für Kunst, Sozial und Kommerz