Die „Zukunftsdialoge“ des Transformationsnetzwerks Region Kassel
Der Klimawandel und die damit verbundene Notwendigkeit, neue Wege in eine nachhaltigere Zukunft einzuschlagen, wirft insbesondere in einer von der Automobilindustrie geprägten Region die Frage nach einem zukunftsfähigen Wirtschaftsprofil auf. Die „Zukunftsdialoge“ widmen sich der Zivilgesellschaft, um Ideen, Wünsche und Visionen aus individuellen Perspektiven zu sammeln. In unterschiedlichen Dialogformaten gibt es auch Raum für die Formulierung von Ängsten, um diese bei der Entwicklung einer Transformationsstrategie zu berücksichtigen.
Straßenumfragen
Zwischen Sommer 2024 und Frühjahr 2025 wurden in Kassel und Baunatal ausführliche Straßenumfragen durchgeführt. Hier konnten Menschen mit sehr unterschiedlichen beruflichen, sozialen, ethnischen, kulturellen und religiösen Hintergründen befragt werden, u.a. Minderjährige, geflüchtete Personen, Rentner*innen, vom Bildungswesen nicht erreichte Personen, Menschen ohne Obdach. Einige Personen waren auch zu einem Foto bereit.
Im Vordergrund stand der qualitative, persönliche Austausch. Die Offenheit der Gespräche ermöglichte wertvolle Einsichten – nicht nur zu großen Themen wie Stadtentwicklung oder Mobilität, sondern auch zu individuellen Lebensrealitäten. Abseits der eigentlichen Befragungen ergaben sich häufig individuelle Gespräche, die teilweise deutlich tiefer gingen als eine Umfrage das überhaupt ermöglicht.
Podiumsdiskussion mit Expert*innen
Unter dem Titel „Autoindustrie in der Krise – neue Antriebe für Nordhessen?“ lud die Universität Kassel im November 2024 zu einer Podiumsdiskussion ein. Auf dem Podium beleuchteten Dr. Ursula Weidenfeld (Wirtschaftsjournalistin und Merkel-Biographin), Michael Rudolph (Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen), Silke Engler (stellv. Landrätin Landkreis Kassel) und Prof. Dr. Guido Bünstorf (Universität Kassel) die Vielschichtigkeit der Transformation und den Handlungsdruck durch technischen und wirtschaftlichen Wandel. Diskutiert wurden zentrale Themen wie die wirtschaftlichen Schwächen der Branche, die Notwendigkeit von Innovation und Digitalisierung sowie die soziale Absicherung im Transformationsprozess.
Wichtige Impulse kamen von dem engagierten Publikum. Die Diskussion machte deutlich, dass die Transformation der Automobilindustrie ein gemeinsames Engagement von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfordert, um nachhaltige Lösungen für die Region zu entwickeln.
Weitere Stimmen aus der Bevölkerung
Die wichtigsten Anliegen der befragten Personen auf der Straße konzentrierten sich auf ein starkes Gemeinschaftsgefühl, soziale Bindungen und eine lebenswerte Umgebung, in der Naturverbundenheit und individuelle Freiheit eine bedeutende Rolle spielen. Auch die Mobilitätswünsche und Zukunftsperspektiven der Teilnehmenden waren vielfältig, wobei der öffentliche Nahverkehr klar an Bedeutung zu gewinnen scheint.
Zudem verdeutlichten die Ergebnisse, dass die Befragten große Zukunftssorgen haben, insbesondere in Bezug auf den Klimawandel und globale Konflikte. Gleichzeitig wurden konkrete Wünsche für günstigere Mieten, eine fahrradfreundlichere Stadt und mehr grüne Flächen geäußert. Die Diversität der angesprochenen Themen zeigt, wie breit gefächert die Erwartungen an eine lebenswerte Stadt sind.
Workshops in Berufsschulen
In der ersten Jahreshälfte 2024 hatten professionell moderierte Workshops in drei Berufsschulen stattgefunden (Max-Eyth-Schule, Oskar-von-Miller-Schule, Elisabeth-Knipping-Schule). Vor dem Hintergrund der laufenden Transformation ging es um persönliche und wirtschaftliche Zukunftsfragen, u.a. wurden stadtplanerische Ideen diskutiert.
Während viele Schüler*innen optimistisch in ihre eigene Zukunft blickten, herrschte in Bezug auf die globale Entwicklung eine spürbare Skepsis. Themen wie Klimawandel, Kriege und gesellschaftliche Spaltungen wurden häufig als bedrückend empfunden und mit dem Gefühl verbunden, dass man als Einzelne*r wenig Einfluss darauf hat. Gleichzeitig zeigte sich, dass viele trotz ihrer Skepsis gegenüber der Weltlage sehr wohl darüber nachdenken, wie sie ihre eigenen Ziele verwirklichen können.
Partizipation online
Neben den verschiedenen Partizipationsformaten in Präsenz bietet eine online-Plattform die Möglichkeit, sich an den „Zukunftsdialogen“ zu beteiligen und die Zukunft von Kassel und der Region aktiv mitzugestalten.
Projektleitung:
Henrik Hornung (er/ihm)
UniKasselTransfer
Geschäftsbereich Unternehmerisches
Denken und Handeln
Universitätsplatz 12
34109 Kassel
Mitarbeit:
Felix Müller (er/ihm)
Studentische Hilfskraft
Studio Raamwerk GmbH
Studio für Kunst, Sozial und Kommerz