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„Interpersonale Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das auch den Sport betrifft.“
Zum zweiten Veranstaltungstermin begrüßten wir Gitta Axmann von der Sporthochschule Köln.
Durch die historische Entwicklung des fachlichen Diskurses hin zur progressiven Begrifflichkeit interpersonaler Gewalt leitete Axmann Ihren Vortrag ein und zur aktuellen Debatte über. Gestützt auf viele empirische Befunde, u.a. die des VOICE-Projekts und der SafeSport-Studie, konfrontierte der Vortrag die Anwesenden mit den Aussagen der Befragten und stellte so Bezug zu ihren unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen und der damit verbundenen Verantwortung her.
Obwohl die empirischen Befunde eindeutig scheinen, sei die Anzahl interpersonaller Gewalt in der Realität noch viel höher: „Nur ein Bruchteil interpersonaler Gewalt wird angezeigt. Die Dunkelziffer ist enorm hoch, denn Gewalttaten sind nicht immer beweisbar“. Die Ursachen interpersonaler Gewalt liege, so Axmann weiter, in den sozio-kulturellen Strukturen, mit denen sich Individuen überall konfrontiert sehen. Strukturen, die den Vertrauens- und Machtmissbrauch und die Missachtung individueller Grenzen begünstigen. Rechtlich stellte sie dabei auch die Sinnhaftigkeit der Unschuldsvermutung und der Beweispflicht, angelehnt an den Diskurs im Arbeitsrecht, im Saal zur Diskussion: „Aber wie sollen Betroffene die Gewalt, die sie erlebt haben, beweisen?“
Gitta Axmann beendete ihren Vortrag mit einem Appell an die Anwesenden, denn gerade im Sport sei Transparenz im Handeln von Lehrer*innen und Trainer*innen geboten: „Fragt nach, ob die Kinder eine Hilfsstellung haben wollen. Kinder wissen meistens ganz genau, was sie wollen und was nicht.“ Grenzen zu thematisieren, zu akzeptieren und überhaupt erst einmal benennen zu können, bleibt augenscheinlich eine Herausforderung im vielfältigen Kontext des Sport.
In zwei Wochen geht es mit dem Vortrag von Dr. Christine Bergmann weiter; mit den Überlegungen der Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt an Kindern.