Dr. Christine Bergmann
Zur Person
Christine Bergmann ist deutsche Politikerin. Sie studierte Pharmazie an der Karl-Marx-Universität Leipzig und war dann Mitarbeiterin am Institut für Arzneimittelwesen der DDR. Christine Bergmann war die letzte Präsidentin der Berliner Stadtverordnetenversammlung, Bürgermeisterin von Berlin, Berliner Senatorin und Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist stets Teil ihrer politischen Arbeit gewesen und das Thema häusliche Gewalt hatte in ihrer Zeit als Senatorin für Arbeit und Frauen in Berlin oberste Priorität. Auch mit der Umsetzung von Kinderrechten, insbesondere dem Schutz vor Gewalt, befasste sie sich als Bundesministerin. Zudem etalierte sie im Gesetz die gewaltfreie Erziehung von Kindern und schaffte einen Aktionsplan gegen Gewalt. Generell beteiligt sich Christine Bergmann an verschiedenen internationalen Aktivitäten gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern. 2011 wurde sie von der Bundesregierung zur unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs berufen und bis 2019 war Christine Bergmann Mitglied im Fachbeirat der unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Ihr ist es wichtig, mehr über das Thema sexualisierte Gewalt zu erfahren, vor allem von Betroffenen, um sexuellen Missbrauch besser verhindern zu können.
Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs - Bedeutung für den Kinderschutz
Die Veranstaltung am 22.11.
Im Rahmen dieser Veranstaltung wird Dr. Christine Bergmann den Fokus auf die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt im Allgemeinen und spezifisch auf die Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs richten. Was kann / was muss man aus vergangenen Fällen lernen, um zukünftige Fälle möglichst verhindern zu können?
„Kinder haben ein Recht auf ein Aufwachsen ohne Gewalt.“
Zum dritten Vortragstermin unseres Dialogforums „Sexualisierte Gewalt im Sport“ begrüßten wir am vergangenen Mittwoch Dr. Christine Bergmann. Sie ist bereits seit 2016 Teil der Bundeskommission zur Aufklärung sexuellen Kindesmissbrauchs, war 2010 selbst die unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung sexuellen Kindermissbrauchs der Bundesregierung und setzte sich auch bereits in ihrer Zeit als Bundesfamilienministerin gegen unterschiedliche Formen der Gewalt ein. Kurz gesprochen: wir hatten eine Frau mit jahrzehntelanger Erfahrung und einem ereignisreichen Leben zu Gast bei uns in Kassel! Dafür sind wir sehr dankbar.
Im Vortrag teilte sie zu Beginn die Einflüsse und Eindrücke ihrer politischen Vita und verdeutlichte auch anhand aktueller Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik in Bezug auf die sexualisierte Gewalt an Kindern die absolute Notwendigkeit der Beschäftigung mit dem Thema sowie die Wichtigkeit der Arbeit der Unabhängigen Bundesbeauftragten und der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs. Konkret ging sie dabei auf empirische Befunde ein und setzte diese in Bezug zu den vielen Anhörungen von Betroffenen der Kommission, die sie vielfach auch selbst geführt hat.
Trotz der (großen) Fortschritte und der vielen empirischen Belege für ein strukturelles und gesellschaftliches Problem im Umgang mit sexuellem Kindermissbrauch, "gibt es noch viel zu tun": Bergmann hält unter anderem die Erweiterung der Dunkelfeldforschung für essentiell. Außerdem betonte sie in ihrem Vortrag, die wichtige Rolle der Sportstudierenden bzw. generell der angehenden Lehrkräfte, die sich im späteren Beruf mit der Thematik auseinanderzusetzen haben: „Sie sind diejenigen, die die Verantwortung gegenüber den Kindern tragen, dass in einigen Jahren solche Vorträge nicht mehr notwendig sind.“
Zudem sei eine gesellschaftliche Bereitschaft elementar, sich mit dem Thema konkret auseinanderzusetzen, um dem mangelnden Wissen entgegenzuwirken und unabhängige Unterstützungsstrukturen zu stärken.
Nächste Woche geht es dann weiter mit Strategien für und der inhaltlichen Ausarbeitung und Umsetzung von Schutzkonzepten in Sportorganisationen. Dominique Delnef wird uns am 29. November als Referentin für Schutz vor (sexualisierter) Gewalt bei der Deutschen Sportjugend (dsj) im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) dazu einen praxisorientierten Einblick geben.