Gitta Axmann
Zur Person
Gitta Axmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sportsoziologie und Genderforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln. Sie machte dort ihr Studium der Diplom-Sportwissenschaften und schrieb 1999 ihre Diplomarbeit zum Thema „Nein, ich will das nicht! Sport und Bewegung mit Mädchen als Möglichkeit zur Prävention sexueller Gewalterfahrungen. Entwicklung und Durchführung eines Praxiskonzepts“. Sie war u.a. sportpädagogische Mitarbeiterin am Zentrum für Hochschulsport der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover und stellvertretende Ressortleiterin „Gender Mainstreaming“ beim Deutschen Olympischen Sportbund in Frankfurt am Main. Bis heute ist Gitta Axmann selbstständige Fachberaterin für nationale und internationale Breitensportentwicklung mit den Schwerpunkten Chancengleichheit / Diversity, Sporträume, Prävention sexualisierter Gewalt, Sport und Gesundheit, Ehrenamt im Sport und Sport und Bildung. Mehrere Publikationen rund um das Thema „Prävention sexualisierter Gewalt“ sind unter ihrem Namen erschienen.
Interpersonale Gewalt im Sport
Die Veranstaltung am 8.11.
Gitta Axmann wird in ihrem Beitrag zur Veranstaltungsreihe sexualisierte Gewalt im Kontext interpersonaler Gewalt im Sport fokussieren. Außerdem wird sie die Vielfalt des Sports in den Blick nehmen, bestehende Risikoräume betrachten, aber natürlich auch das Potential für Schutzräume fokussieren. Sie wird vielfältige Perspektiven in Bezug den Schulsport, den Vereinssport sowie die Perspektive von Athlet*innen einnehmen.
„Interpersonale Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das auch den Sport betrifft.“
Zum zweiten Veranstaltungstermin begrüßten wir Gitta Axmann von der Sporthochschule Köln.
Durch die historische Entwicklung des fachlichen Diskurses hin zur progressiven Begrifflichkeit interpersonaler Gewalt leitete Axmann Ihren Vortrag ein und zur aktuellen Debatte über. Gestützt auf viele empirische Befunde, u.a. die des VOICE-Projekts und der SafeSport-Studie, konfrontierte der Vortrag die Anwesenden mit den Aussagen der Befragten und stellte so Bezug zu ihren unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen und der damit verbundenen Verantwortung her.
Obwohl die empirischen Befunde eindeutig scheinen, sei die Anzahl interpersonaler Gewalt in der Realität noch viel höher: „Nur ein Bruchteil interpersonaler Gewalt wird angezeigt. Die Dunkelziffer ist enorm hoch, denn Gewalttaten sind nicht immer beweisbar“. Die Ursachen interpersonaler Gewalt liege, so Axmann weiter, in den sozio-kulturellen Strukturen, mit denen sich Individuen überall konfrontiert sehen. Strukturen, die den Vertrauens- und Machtmissbrauch und die Missachtung individueller Grenzen begünstigen. Rechtlich stellte sie dabei auch die Sinnhaftigkeit der Unschuldsvermutung und der Beweispflicht, angelehnt an den Diskurs im Arbeitsrecht, im Saal zur Diskussion: „Aber wie sollen Betroffene die Gewalt, die sie erlebt haben, beweisen?“
Gitta Axmann beendete ihren Vortrag mit einem Appell an die Anwesenden, denn gerade im Sport sei Transparenz im Handeln von Lehrer*innen und Trainer*innen geboten: „Fragt nach, ob die Kinder eine Hilfsstellung haben wollen. Kinder wissen meistens ganz genau, was sie wollen und was nicht.“ Grenzen zu thematisieren, zu akzeptieren und überhaupt erst einmal benennen zu können, bleibt augenscheinlich eine Herausforderung im vielfältigen Kontext des Sports.
In zwei Wochen geht es mit dem Vortrag von Dr. Christine Bergmann weiter; mit den Überlegungen der Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt an Kindern.