Verzahnung der Studienwerkstätten/Lehr-Lern-Labore

Ziel des PRONET²-Teilprojekts ist die Weiterentwicklung von Studienwerkstätten zu Lehr-Lern-Laboren, und zwar sowohl im MINT-Bereich als auch in den geistes-  und sozialwissenschaftlichen und ästhetischen Fachgebieten. Die Lehr-Lern-Labor-Arbeit besteht darin, dass Studierende – zumeist im Rahmen von Lehrveranstaltungen – für kleine Schüler:innengruppen herausfordernde Lehr-Lernsettings entwickeln, und zwar fokussiert auf die Schwerpunkte Kognitive Aktivierung und Nutzung digitaler Medien. Die entwickelten Lernumgebungen werden anschließend mit kleinen Schüler:innengruppen, die an die Universität eingeladen werden, erprobt. Es handelt sich um komplexitätsreduzierte Praxissituationen, bei denen die Studierenden die Schüler:innen in ihrem Lernen anleiten, unterstützen und beobachten. Diese Lehr-Lern-Situationen können zur anschließenden Auswertung auch videografiert werden. Es folgt eine kriterienbezogene Evaluation und theoriebasierte Reflexion der durchgeführten Lernsettings. Die Ergebnisse fließen in die Weiterentwicklung der Lehr-Lern-Settings ein zur erneuten Erprobung mit einer anderen kleinen Schüler:innengruppe.

Studienwerkstätten bilden einen komplementären Teil der Lehrer:innenbildung an der Universität Kassel. Hier werden Unterrichtsmaterialien entwickelt, erprobt und gesammelt und es werden Unterrichtsvideos erstellt. Einige der Studienwerkstätten sind in die Lehre einbezogen, auch im Rahmen der Schulpraktischen Studien. Studienwerkstätten können auch als Vorbild für Lernwerkstätten in den Schulen dienen und sie werden für die Lehrpersonenfortbildung genutzt. Für die insgesamt 20 Studienwerkstätten gibt es eine vom ZLB koordinierte Arbeitsgruppe, in der sich die Verantwortlichen der Studienwerkstätten über konzeptionelle und organisatorische Fragen austauschen und sich mit dem Zentrum für Lehrer:innenbildung über den Ressourcenbedarf abstimmen, soweit er nicht seitens der Fachbereiche gedeckt werden kann. Die gemeinsame Entwicklungsarbeit hat dazu geführt, dass die Studienwerkstätten zu einem Profilmerkmal der Kasseler Lehrer:innenbildung geworden sind.

Lehr-Lern-Labore stellen ein neues Format in der Lehrer:innenbildung dar. Sie bilden den Rahmen für eine theoriebasierte und evaluative Auseinandersetzung mit den Bedingungen des Lehrens und Lernens. In Lehr-Lern-Laboren sollen Student:innen typische Lehr-Lern-Situationen ermitteln und daran orientiert authentische Lernumgebungen für kleine Schüler:innengruppen konzipieren, die in weniger als einer Unterrichtsstunde durchgeführt werden können. Die Konzeption wird im direkten Kontakt mit einer kleinen Gruppe von Schüler:innen (analog oder online) erprobt, evaluiert und schließlich reflektiert weiterentwickelt zur erneuten Erprobung mit einer anderen kleinen Schüler:innengruppe. In diesem iterativen Entwicklungsprozess werden wissenschaftliches Wissen (fach- und fachdidaktisches, pädagogisches und didaktisches sowie lehr-lerntheoretisches Wissen) und Handlungswissen (Organisation von Lehr-Lernprozessen, wertschätzende Haltungen, Reflexion, Aktivierung und Motivation, herausfordernde Aufgabenstellungen) miteinander verknüpft, so dass ein intermediärer Experimentalraum entsteht. Eine Qualitätsentwicklung findet dadurch statt, dass eine konzipierte Lehr-Lernumgebung im Sinne forschenden Lernens nach jeder erneuten Erprobung anhand der Evaluationsergebnisse reflexiv ausgewertet wird.