Das Fachgebiet Historische Bildungsforschung und Demokratiebildung beschäftigt sich mit den Bedingungen der Möglichkeit von Erziehung und Bildung in der Moderne. Untersucht wird, in welchen kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Kontexten spezifische, häufig widerstreitende Vorstellungen über Erziehung und Bildung ausgeprägt und institutionelle Ordnungen geschaffen, erhalten und transformiert wurden – und das in transnationaler Perspektive. Geschichte begreift die Historische Bildungsforschung auf diese Weise weniger als an ‚kanonischen’ Texten der Pädagogik interessierte und an vergangenen Epochen orientierte ‚klassische Ideengeschichte‘. Die Geschichte von Bildung und Erziehung erscheint hier vielmehr als relationales, mit anderen gesellschaftlichen Bereichen ebenso wie mit internationalen Räumen verflochtenes Feld. Die Historische Bildungsforschung geht dabei von der Unabgeschlossenheit von Geschichte aus und sieht sie als eminenten Bestandteil ‚unserer‘ Gegenwart. Indem sie ihr Interesse auf die historische ‚Gewordenheit' gegenwärtiger Ordnungsbildungen, bildungsspezifischer Institutionalisierungen und Subjektivierungen richtet, weist sie diese als kontingent und damit als anders vorstellbar aus.
Besonderes Augenmerk richtet die Historische Bildungsforschung in Kassel auf eine avancierte Verbindung von Theorie und Empirie. Sie betreibt quellenorientierte Forschung in nationalen und internationalen Archiven und lässt sich in theoretischer Perspektive von kultur- und wissensgeschichtlichen Ansätzen ebenso inspirieren wie von den Science und Technology Studies und der Frauen- und Geschlechterforschung. Die thematischen Schwerpunkte der Forschung ihrer Mitarbeiter:innen liegen u.a. auf Demokratiebildungsprozessen in der Moderne, der Disziplingeschichte der Erziehungswissenschaft zwischen Weimar, Bonn und (Ost-)Berlin, der Universitätsgeschichte sowie den globalen Transformationen von Bildung und Erziehung, Lehren und Lernen, Wissenschaft und Hochschulen im Kalten Krieg.