Forschung

Mein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Klinische Emotionsforschung und Psychotherapieforschung und versucht einen integralen Ansatz zur Erforschung von Emotion, Kognition und Interaktion bei psychischen Störungen und innerhalb des Therapieprozesses zu realisieren. Ein Spezifikum bildet dabei die Analyse des nonverbalen, insbesondere des mimisch-affektiven Verhaltens in realen Interaktionen (z.B. diagnostischen Interviews, Psychotherapie-Sitzungen, Spielsituationen bei Kindern), insbesondere die beziehungs­regulierende Funktion von Affektmimik und Sprache.

Zurzeit laufen mehrere  Projekte, in denen beispielsweise versucht wird, verschiedene Formen der Affektregulierung bei Patienten mit psychischen Störungen und Gesunden zu erfassen, sowie deren Zusammenhang mit psychotherapeutischen Prozessen und Behandlungs­ergebnissen zu untersuchen. Auch bei den Projekten im Kinder- und Jugendlichenbereich geht es um die Untersuchung der Verbindung von affektiven und kognitiven Prozessen im Zusammenhang mit frühen Verhaltensproblemen; einerseits um ein grundlegendes Verständnis der Bedingungen (psychische und soziale Schutz- u. Risikofaktoren) von Störungen in Kindheit und Jugend sowie deren Entwicklung zu erarbeiten, zum anderen, um aufbauend auf diesen Erkenntnissen Präventionsprogramme, insbesondere Aggression und Gewaltverhalten betreffend, weiterzuentwickeln.  In diesem Sinne sollen zukünftig die Prozess-Fragestellungen vermehrt ins Zentrum der Forschungsaktivitäten gerückt werden. Hierbei geht es um die Identifizierung von möglicherweise therapieschulenübergreifenden Prozessmerkmalen veränderungswirksamer Interventionen.  

Langfristiges Ziel dieser Forschungsbemühungen ist ein empirisch gestütztes, therapieschulen­­übergreifendes Verständnis der komplexen Zusammenhänge menschlichen Erlebens und Verhaltens und ihrer Determinanten bei psychischen Störungen und Gesunden, unter besonderer Berücksichtigung der Komplexität des Emotionssystems und dessen Wechselwirkung mit Kognitionen, Verhalten und sozialem Kontext. Die so gewonnenen Grundlagen-Erkenntnisse dienen als Basis zur Erforschung von Veränderungsprozessen und darauf aufbauend der forschungsbasierten Weiterentwicklung von psycho­therapeutischen Methoden, Beratungsansätzen und Präventions­programmen.

 

Über die Bedeutung des weiblichen Orgasmus für Frauen in Deutschland

Studienleitung: Catherina Reuter, Fachliche Betreuung durch Prof. Dr. Cord Benecke und Dr. Miriam Henkel

Im Rahmen einer bundesweiten Studie zur weiblichen Sexualität soll aus einer salutogenetischen Perspektive die Bedeutung des weiblichen Orgasmus erforscht werden. Schwerpunkte liegen sowohl auf dem subjektiven individuellen Orgasmuserleben, wie auch Orgasmusproblemen und Anorgasmie. Angestrebt wird durch eine retrospektiv lebensgeschichtliche Perspektive verschiedene Facetten und auch Veränderungen der Bedeutung des weiblichen Orgasmus aufzuzeichnen. Durch den qualitativen Forschungsansatz (Grounded Theory) soll die subjektive Perspektive Frauen jeden Alters erfasst werden und eine Theoriebildung ermöglichen. Somit soll ein Beitrag dazu geleistet werden die bestehenden Lücken der bisherigen Sexualforschung zu schließen und eine Grundlage für weitere qualitative und auch quantitative Untersuchungen gebildet werden. Es soll ein interdisziplinärer Diskurs gefördert, und ein Beitrag zur Enttabuisierung der weiblichen Sexualität geleistet werden. Erste Ergebnisse sind 2023 zu erwarten.

 

Affektivität, Beziehung und psychische Störung

Leitung: Prof. Dr. Cord Benecke. Kooperation mit Prof. Dr. A. Buchheim (Universität Innsbruck), Dr. P. Martius (Klinik Höhenried), PD Dr. R. Dahlbender (Klinik Soltau), Prof. Dr. G. Schüssler, Prof. Dr. W. Biebl (Med. Universität Innsbruck), Dr. C. Haring (Psychiatrisches Krankenhaus Hall), Prof. Dr. S. Doering (Universität Wien).

Gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank und vom Tiroler Wissenschaftsfonds

Die Bereiche Affektivität und Beziehung werden Therapieschulen übergreifend als wesentlich für das Verständnis von psychischen Störungen und deren Behandlung angesehen. Bisher wurden erstens wenig störungsspezifische Studien durchgeführt und zudem meist lediglich einzelne Komponenten der Affektivität und des Beziehungserlebens untersucht. Es sollen insgesamt 125 Probandinnen mit verschiedenen umschriebenen psychischen Störungen (Depression, Angststörung, Essstörung, Borderline-Persönlichkeitsstörung) und gesunde Kontrollpersonen in Hinblick auf Affektivität und Beziehungserleben mit einer breiten Methodenpalette untersucht werden, womit insbesondere der Komplexität des Affektsystems (z.B. mimisch-affektives Verhalten, subjektives Erleben, Emotionserkennung, Emotions­regulierung) Rechnung getragen werden soll. Zentrales Ziel ist die Identifikation von prototypischen, integrierten Affekt-Beziehungsmustern („Affekttypen“) und deren Zusammenhang mit verschiedenen Ebenen von psychischer Störung wie Symptombelastung, Diagnose­zugehörigkeit, Integrationsgrad der psychischen Struktur. Von den Ergebnissen erwarten wir weit reichende, Therapieschulen über­greifende Implikationen, sowohl in Bezug auf das Verständnis von psychischen Störungen und psychischer Gesundheit, als auch in Bezug auf Indikationsstellung und Therapieplanung, insbesondere der Behandlungs­fokussierung. Erste Publikationen liegen vor.

 

Wirksamkeit der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) zur Behandlung von Borderline Persönlichkeitsstörungen

Leitung: Prof. Dr. S. Doering (Universität Wien). Kooperation mit Prof. Dr. P. Buchheim (München), Prof. Dr. O.F. Kernberg (New York). Leitung Projektgruppe Kassel/Innsbruck: Prof. Dr. C. Benecke

Gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Med. Uni. Innsbruck).

Die Borderline-Persönlichkeitsstörungen (BPS) ist eine schwere psychische Erkrankung und stellt eine große Herausforderung für die Psychotherapie dar. Die Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP) zur Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen wurde von Otto F. Kernberg in New York entwickelt und liegt mittlerweile als differenziertes Therapiemanual vor. In einer österreichisch-deutschen Kooperation in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe um Otto F. Kernberg in New York wird mit diesem Projekt die erste europäische Evaluationsstudie zur TFP durchgeführt. Dazu werden 40 PatientInnen über ein Jahr mit TFP behandelt, und den Therapieerfolg mit dem von weiteren 40 PatientInnen, die unter naturalistischen Bedingungen Psychotherapie erhalten, verglichen. Es besteht die Hypothese, dass mit TFP bei PatientInnen mit BPS deutlich bessere Behandlungsergebnisse erzielt werden, insbesondere in Bezug auf selbstschädigendes Verhalten und die Inanspruchnahme von Einrichtungen des Gesundheitssystems. Erste Publikationen liegen vor. 

 

Psychotherapy Outcome and Subgroups in Disorder-Specific Inpatient Treatment of Borderline Personality Disorder: A Prospective Controlled Matched-Sample Study.

Leitung: Dr. G. Dammann (Universität Basel / Münsterlingen). Kooperation mit Prof. Dr. J. Frommer (Universität Magdeburg). Leitung Projektgruppe Innsbruck/Kassel: Prof. Dr. C. Benecke.

Gefördert vom Schweizer Nationalfonds (Universität Basel).

Borderline Personality Disorder is a heterogeneous, frequently diagnosed, serious mental illness. The disorder, which more strongly affects women, is prevalent in about 2% of the general population and in about 15% of psychiatric patients. Patients with a Borderline Personality Disorder suffer from an instability of their emotions, their behavior, and their identity, which has until now remained poorly understood.

Inpatient psychotherapy leads to improvement during the course of the illness, and is necessary for severely disturbed patients or during crises and exacerbations (e.g. severe self-harm). At present, it is still largely unclear which patients profit from inpatient psychotherapeutic treatment and which respond poorly to it. This study will, therefore, contribute to the psychotherapy research on the relevant and predictive power of factors influencing the outcome of disorder-specific inpatient psychotherapy.

This prospective controlled matched-sample study will investigate a 12-week, disorder-specific, inpatient therapy that combines the elements of two manual guided, empirically supported behavioral treatments, and compare it to a non-specific inpatient treatment (treatment as usual). Stability of treatment gains will be assessed during a 1-year follow-up. In addition to a differentiated psychometric examination, basic mechanisms of emotion and identity consolidation will be investigated: the dyadic facial expressive behaviour between patient and therapist (measured through the Emotional Facial Action Coding System), the occurrence and frequency of symptoms for atypical depression and the matter and extent of the identity disturbances (examined with a multi-dimensional evaluation procedure). Publikationen in Vorbereitung.

 

Welchen Einfluss haben Emotionserkennung und Emotionsregulation auf den funktionellen Outcome schizophren erkrankter Patienten?

Kooperation mit Dr. A. Hofer, Prof. Dr. W. Fleischhacker (Med. Uni. Innsbruck).

Anhand einer Querschnittsstudie an ambulanten schizophrenen/schizoaffektiven Patienten, welche auf ein Antipsychotikum der zweiten Generation eingestellt sind, sowie einer Kontrollgruppe, sollen Zusammenhänge zwischen Emotionserkennung und –regulation und funktionellem Outcome genauer untersucht werden. Insbesondere soll untersucht werden, inwiefern die Stimulusart (emotionale Gesichter vs. emotional gesprochene Sätze, sowie Verbindungen zwischen Mimik und Prosodie) einen Einfluß auf die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen und zu regulieren sowie in weiterer Folge auf den funktionellen Outcome, hat. Erste Publikationen liegen vor.

 

Evaluation der Effektivität des Gewaltpräventionsprogramms "FAUSTLOS" in Kindergärten

Leitung: Prof. Dr. M. Cierpka (Universität Heidelberg). Leitung der Projektgruppe Kassel/Innsbruck: Prof. Dr. C. Benecke.

Gefördert von der Landesstiftung Baden-Württemberg (Universität Heidelberg).

Das Curriculum FAUSTLOS, ein in Heidelberg entwickeltes Programm zur Steigerung sozial-emotionaler Kompetenzen und zur Gewaltprävention, wird im Kindergarten evaluiert. Dabei sollen in erster Linie die Effekte des Programms auf den Bereich der emotionalen Entwicklung und dem Einfluss auf die innere Welt des Kindes erforscht werden. Mit Hilfe von Videoanalysen des Spielverhaltens der Kinder sollen Erkenntnisse über die Effekte, die über die Verhaltensebene hinausgehen, gewonnen werden. Der Studie liegt ein Vorher-Nachher-Kontrollgruppen-Design mit insgesamt etwa 100 Kindern zugrunde. Datenerhebung abgeschlossen. Erste Publikationen liegen vor.

 

Affektregulation, mentale Repräsentanzen und Verhaltensprobleme im Vorschulalter

Kooperation mit Prof. Dr. M. Cierpka (Universität Heidelberg) und Dr. Florian Juen (Universität Innsbruck)

Dieses Projekt befasst sich mit dem Aufbau mentaler Repräsentationen, der Entwicklung von Affektregulation und der Erfassung von Bindungsstilen bei Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren. Darüber hinaus sollen unterschiedliche Entwicklungsverläufe in diesem Alter in Beziehung zur Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten gesetzt werden um mögliche Risiko- und Schutzfaktoren für die weitere Entwicklung zu identifizieren. Neben der Erforschung der Zusammenhänge von mentalen Repräsentationen und dem Verhalten der Kinder steht auch die Weiterentwicklung der MacArthur Story Stem Battery – eine Methode zur Erfassung kindlicher Repräsentationen – sowie deren Auswertung im Mittelpunkt des Interesses. Erste Publikationen liegen vor.

 

Emotionale und strukturelle Indikatoren in der Adoleszenz für die Entwicklung schwerer psychischer Störungen

Leitung: Prof. Dr. Cord Benecke. Kooperation mit Dr. med. Maria Steinmayr-Gensluckner (Med. Universität Innsbruck).

Gefördert vom Tiroler Wissenschaftsfonds

Anhand einer Längsschnittstudie sollen Indikatoren für ein erhöhtes Risiko zur Entwicklung von schweren psychischen Störungen bei Jugendlichen untersucht werden. Vorliegende Befunde bei Erwachsenen zeigen, dass Art und/oder Schwere von psychischen Störungen hohe Zusammenhänge mit Veränderungen im Affektsystem (subjektives Erleben, Affekt­regulierung, Emotionserkennung, Affekt-Mimik), mit dem Integrationsgrad psychischer Struktur (Selbst-Objektwahrnehmung, Selbststeuerung etc.), mit Bindungs- und Beziehungs­mustern sowie mit der Selbstrepräsentanz aufweisen. Davon ausgehend sollen in der hier geplanten Längsschnittstudie die oben erwähnten Variablen bezüglich Affektivität, psychischer Struktur, Bindung/Beziehung sowie Selbst­repräsen­tanz an eine Stichprobe von 14- bis 16-jährigen PatientInnen der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie unauffälligen Kontrollprobanden erfasst und mit Vorliegen und Schweregrad psychischer Störungen zum ersten Erhebungszeitpunkt (Querschnittsfragestellung) sowie 5 Jahre später (frühes Erwachsenenalter; Längsschnitts­fragestellung) in Zusammenhang gebracht werden. Von den Ergebnissen erhoffen wir uns, dass sich anhand der erhobenen Variablen Früh­manifestationen schwerer psychischer Störungen vom Vorliegen akuter Entwicklungs­krisen sicherer differenzieren lassen, als dies bisher der Fall ist. Da zudem für die Planung psycho­therapeutischer Maßnahmen eine differenzierte Kenntnis der zugrunde liegenden (und aufrechterhaltenden) psychischen Bedingungen der psychischen Störungen erforderlich ist, erhoffen wir uns von den Ergebnissen einen deutlichen Gewinn für die Weiterentwicklung gezielter therapeutischer und präventiver Maßnahmen. Erste Publikation liegt vor.

 

Affektive Selbstrepräsentanz und psychische Störung. Eine fMRI Studie.

Leitung: Prof. Dr. Cord Benecke. Kooperation mit Prof. Dr. W. Biebl und Prof. Dr. M. Schocke (Med. Universität Innsbruck).

Der Selbstrepräsentanz und den damit verbundenen Emotionen werden schulenübergreifend eine zentrale Bedeutung in der Psychopathologie zugeschrieben. Auf klinisch-psychologischer Ebene ist der Zusammenhang zwischen Schwere der psychischen Störung und Veränderungen der Selbstrepräsentanz mittlerweile empirisch gut gesichert. Allerdings wird sich bei der Erfassung der affektiven Selbstrepräsentanz überwiegend sprachlicher Methoden bedient, sei es in Form von Fragebögen oder Sprachinhaltsanalysen, sodass hiermit nur der bewusst zugängliche Teil erhoben werden kann. Zur Untersuchung von mit der Selbstrepräsentanz u. U. verknüpften unbewussten Affekten bedarf es anderer Zugänge. In dem hier geplanten Forschungsprojekt soll versucht werden, die affektive Selbstrepräsentanz auf drei Ebenen zu erfassen: sprachliche Aussagen über sich selbst; nonverbale mimisch-affektive Signale während der Selbstbeschreibung; Gehirnaktivität bei Aktivierung der Selbstrepräsentanz. Es sollen Patienten mit unterschiedlichen psychischen Störungen (Borderline-Persönlichkeitsstörung, Anorexia nervosa, Depression, Angststörungen) sowie psychisch gesunde Kontrollprobanden untersucht werden. Wir gehen davon aus, dass sich die Gruppen hinsichtlich der affektiven Selbstrepräsentanz auf allen drei Ebenen unterscheiden, sowie, dass das Ausmaß der mit der Selbstrepräsentanz verknüpften negativen Affekte mit der Schwere der psychischen Störung variiert. Die Kenntnis gerade auch der unbewussten affektiven Aspekte der Selbstrepräsentanz bietet neben der Möglichkeit zur Weiterentwicklung von psychotherapeutischen Maßnahmen (z.B. affektspezifische Fokussierung) auch objektive Maße zur Evaluierung von Behandlungen und damit der verlässlicheren Abschätzung von Rückfallrisiken. Datenerhebung abgeschlossen.

 

Entwicklung, Validierung und Normierung eines Fragebogens zur Erfassung von Emotionserleben und Emotionsregulierung (EER)

Leitung: Dr. Doris Peham & Prof. Dr. Cord Benecke

Gefördert vom Tiroler Wissenschaftsfonds

Das Ziel der vorliegenden Studie ist die Überarbeitung und Testgütekriteriums-Prüfung eines neu entwickelten Fragebogens zur Erfassung von Emotionserleben und Emotionsregulierung (EER), der eine differenzierte Erfassung des subjektiven Emotionserlebens und von Prozessen der Emotionsregulation erlaubt. Das emotionale Erleben soll auch klinisch relevante Zustände, die u. U. in der Normalbevölkerung eher selten vorkommen und daher in den gebräuchlichen Verfahren auch fehlen, erfassen können. Strategien der Emotionsregulation sollen in einer breiten Palette erfasst werden mit dem Ziel, dass das Erhebungsverfahren auch in klinisch-psychologischen Kontexten eingesetzt werden kann. Das impliziert, dass auch vermutlich maladaptive Reaktionen auf Emotionen in den Regulierungsskalen enthalten sein sollten, die eher ein Scheitern einer Emotionsregulierung anzeigen oder unter Umständen für psychische Störungen typische Reaktionen erfassen. Der bisher erstellte Fragebogen umfasst einen Emotionserlebensteil und einen Regulierungsteil (Benecke et al. 2008). Die Konstruktion der zurzeit vorliegenden Version des EER basiert auf einer Stichprobe von n=662 und wurde anschließend in einer ersten Validierungsstudie insgesamt 486 Personen vorgelegt. Die teststatistischen Kennwerte zeigen, dass es sich hierbei um einen sehr viel versprechenden Ansatz handelt. Zugleich zeigen die Ergebnisse aber auch die Notwendigkeit der Überarbeitung einzelner Skalen. In der aktuellen Studie sollen die Skalen einer nochmaligen Überarbeitung unterzogen werden. Sodann muss die überarbeitete Version einer erneuten teststatistischen Überprüfung (Reliabilität; Retest-Reliabilität; Validität) anhand einer umfangreichen Stichprobe unterzogen werden. Zudem sollen die für die Anwendung im klinisch-psychologischen Bereich wichtigen Norm-Werte für verschiedene Alters-/Geschlechts-/Störungsgruppen bestimmt werden. Erste Publikationen liegen vor.

 

DPG-Praxis-Studie

Leitung: Prof. Dr. Cord Benecke, in Zusammenarbeit mit der DPG-Forschungskommission sowie 11 psychoanalytischen Ausbildungsinstituten.

Gefördert durch die Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG).

Es handelt sich um eine groß angelegte naturalistische Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit psychoanalytisch begründeter Psychotherapie, insbesondere psychoanalytischer Langzeit-Psychotherapie, unter Mitarbeit der DPG-Institute und der DPG assoziierten Institute. Das Studien-Design versucht einen Kompromiss zwischen dem Anspruch einer möglichst umfassenden Dokumentation der Ambulanz-Tätigkeit, der Notwendigkeit zur Verwendung von international geläufigen Instrumenten (z.B. Diagnosestellung gemäß DSM-IV mittels SKID-Interviews), der Erhebung psychodynamisch relevanter Variablen, der Erfassung von Langzeiteffekten, sowie der Durchführbarkeit. Die Studie ist so konzipiert, dass sie den neuen Studien-Bewertungskriterien des Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie (WBP) genügt. Die Verlaufsstudie soll eine Stichprobe von 1000 Patienten und Patientinnen umfassen, die über einen Zeitraum von mindestens 6 Jahren nach Behandlungsbeginn untersucht werden. Dies ermöglicht neben der Extraktion und Parallelisierung spezifischer Störungsgruppen die Erfassung der häufigsten Komorbiditätscluster, sowie deren Veränderungen durch psychoanalytisch begründete Psychotherapien. Die Projektlaufzeit ist auf 12 Jahre angelegt. Datenerhebung ist angelaufen.

 

Formen und Funktionen des Weinens

Leitung: Prof. Dr. Cord Benecke

Der Mensch ist das einzig weinende Wesen. Soweit bekannt, produziert kein Tier emotionale Tränen. In der Psychotherapie wird dem Weinen häufig eine besondere Bedeutung beigemessen. Allerdings fehlen sowohl zeitgemäße klinische Theorien als auch empirische Studien zum Thema. Die Studie Formen und Funktionen des Weinens versucht sich dem Phänomen auf verschiedene Weise anzunähern. Einerseits werden die videographierten OPD-Interviews aus dem Projekt „Affektivität, Beziehung und psychische Störung“ (siehe oben) in Bezug auf Sequenzen, in denen Probanden und Probandinnen weinen, qualitativ hinsichtlich thematischer und interaktiver Kontexte untersucht. Hier liegen erste Ergebnisse vor und zeigen beispielsweise, dass Weinen zentral mit einer erhöhten Bezogenheit von Beziehungsrepräsentanzen verknüpft ist, nicht bzw. kaum hingeben mit psychopathologischen Variablen. Des Weiteren werden halbstrukturierte Interviews mit Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen durchgeführt, die das Ziel verfolgen, die Bedeutung des Weinens innerhalb des psychotherapeutischen Prozesses zu erfassen. Das Interview bezieht sich auf unterschiedliche Themenbereiche, wie z.B. unterschiedliche Formen von Weinen, häufige Anlässe von Weinen, mit Weinen verbundene Gefühle, Unterschiede zwischen verschiedenen Störungen, Funktion von Weinen im Allgemeinen, Bedeutung für den therapeutischen Prozess, Weinen als Widerstand, eigene Reaktionen auf Weinen von PatientInnen etc. Diese Interviews werden audio-aufgezeichnet, transkribiert und qualitativ ausgewertet werden. Die Fragestellung ist rein explorativ: die Studie dient dem Versuch, den vorhandenen Schatz an klinischen Beobachtungen, Erfahrungen, Konzepten, Ideen etc. möglichst breit zu erfassen und anschließend mittels qualitativ-inhaltsanalytischer Auswertung zu systematisieren. Interviews werden zurzeit durchgeführt.

 

Verfahrensübergreifende Prozess-Merkmale in Psychotherapien mit depressiven Patienten

Kooperation mit Prof. Dr. Dr. D. Huber und Dr. G. Klug (Klinikum Harlachingen, München) sowie Dr. H. Löffler-Stastka (Med. Uni. Wien).

Im Rahmen der Münchener Depressionsstudie (unter Leitung von D. Huber und G. Klug; randomisiert kontrollierte Studie, Vergleich zwischen Analytischer Psychotherapie, Tiefenpsychologisch-fundierter Psychotherapie und Kognitiver Verhaltenstherapie, je 30 Behandlungen pro Bedingung) wurden alle Behandlungen umfangreich bezüglich der Veränderungen in verschiedensten outcome-Bereichen (Symptomatik, Beziehungsmuster, Strukturniveau etc.) durch prä- post- und Katamnese-Erhebungen untersucht. Zudem wurden alle durchgeführten Therapiesitzungen audiographiert. Das Material umfasst mehrere tausend Audio-Kassetten, und wurde der Arbeitsgruppe Benecke zur Auswertung überlassen. Geplant sind Prozess-Vergleiche insbesondere zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreich verlaufenden Behandlungen in Verbindung mit der durchgeführten Behandlungsform. Eine Hypothese lautet, dass sich verfahrensübergreifende Prozess-Merkmale von gelingenden Behandlungen identifizieren lassen. Erste Publikation in Vorbereitung.

 

Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit der Behandlung von Angst- plus Persönlichkeitsstörungen (APS-Studie): Eine randomisierte, kontrollierte Vergleichs­studie zwischen Analytischer Psychotherapie und Verhaltenstherapie.

Homepage: www.aps-studie.de

Leitung: Prof. Dr. Cord Benecke, Prof. Dr. Dr. Dorothea Huber, Prof. Dr. Henning Schauenburg, Prof. Dr. Hermann Staats. In Kooperation mit Dr. Sibylle Kraemer, Dr. Michael Rentrop, Dr. Claas Lahmann (München), PD Dr. Martin Ohlmeier (Kassel), Dr. Hinrich Bents (Heidelberg), Prof. Dr. Heinrich Deserno (Berlin), Prof. Dr. Silke Wiegand-Grefe (Hamburg).

Gefördert durch die Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT)

Im Bereich Psychotherapie von Angststörungen bestehen zurzeit Forschungslücken: Mangel an Studien unter systematischer Berücksichtigung der Komorbidität; Mangel an Studien zur Überprüfung der Nachhaltigkeit der Wirkungen; Mangel an Untersuchung der langfristigen Nutzen-Kosten-Relation; Mangel an Studien zur differenziellen Indikation. Die APS-Studie zielt darauf ab, diese Lücken zu schließen, indem Analytische Psychotherapie (AP) und Kognitive Verhaltens­therapie (VT) in einem randomisiert-kontrollierten Studiendesign miteinander verglichen werden. Die Stichprobe umfasst 260 Patienten (130 pro Behandlungs­verfahren). Aufgrund der epidemiologischen Bedeutung werden Patienten mit der Leitsymptomatik einer Panikstörung mit Komorbidität im Bereich Persönlichkeits­störungen untersucht.  Es wurde ein Manual zur Analytischen Psychotherapie von Patienten mit Panik- plus Persönlichkeitsstörungenerstellt. Die verhaltenstherapeutischen Studientherapeuten sind frei in der Wahl ihres therapeutischen Vorgehens. Zur Sicherstellung der Adherence werden alle Sitzungen audio-graphiert und aus jeder Behandlung einzelne Sitzungen hinsichtlich der tatsächlich angewandten Interventionstechnik durch verblindete Rater beurteilt. Die Hypothesen gehen davon aus, dass sowohl VT als auch AP signifikante Effekte erbringen (Nutzen-Kriterium), dass die Effekte sich aber bei den mit AP behandelten Patienten in der Langzeitkatamnese (einheitlich sechs Jahre nach Behandlungsbeginn, unabhängig von der Behandlungsform und -dauer) als stabiler erweisen, insbesondere für Patienten mit multipler Komorbidität (Notwendigkeitskriterium), und dass sich daher in der Langzeitkatamnese vergleichbare Kosten-Nutzen-Relationen der beiden Psychotherapieverfahren zeigen (Wirtschaftlichkeits­kriterium). Zudem erwarten wir praxisrelevante Erkenntnisse für beide Verfahren durch die Process-Outcome-Analysen. Die Gesamtlaufzeit der APS-Studie beträgt 10 Jahre. Die Datenerhebung ist angelaufen.