Das Fach Alte Geschichte deckt einen weiten Zeitraum von der griechischen Archaik bis in die Spätantike (ca. 750 v. Chr. – ca. 500 n. Chr.) ab. Dabei wird ein breiter thematischer, ereignis- und strukturgeschichtlicher Zugang zu dieser Epoche gewährleistet. Da die griechisch-römische Antike in ihren unterschiedlichen Ausprägungen im Mittelalter und im modernen Europa eine hohe Bedeutung als Exempel und historischer Bezugspunkt hatte und hat, sind die griechische und die römische Kultur bis in die Gegenwart hinein wesentlich mit der Konstruktion einer europäischen bzw. westlichen Identität verbunden. Daher trägt der Gegenstand der Alten Geschichte etwa auf dem Feld der Verfassungsgeschichte und der politischen Geschichte allgemein zur politischen Bildung insofern bei, als idealtypische Verfassungsbegriffe wie Demokratie ihren Ursprung in der Antike haben und die Analyse des antiken Demokratieverständnisses die Wahrnehmung für das eigene, gegenwärtige Verständnis derselben schärft. Ähnliches gilt für die Begegnungen zwischen West und Ost, da die moderne Konnotation eines despotischen Orients, der mit dem als Chiffre für Freiheit verstandenen Okzident in Gegensatz steht, auf antike Konstruktionen aufbaut, die als Exempel für die gegenwärtigen Zeitläufte genutzt werden. Auf diesem Feld existieren enge Verbindungen zum Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik der Leopold Franzens-Universität Innsbruck.
Die Professur für Alte Geschichte vereint somit die klassischen Zugänge auf dem Gebiet der Ereignis- und Strukturgeschichte (Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Religionsgeschichte, Mentalitätsgeschichte, Verfassungsgeschichte) mit kulturgeschichtlichen Zugängen und macht die jeweiligen zeitgenössischen Bedingtheiten des Bildes von Antike sowie Prozesse der Aneignung, Transformation und Verargumentierung antiker Sujets zum Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit.