Profil des Fachbereichs
Die Professur deckt die Geschichte Nordamerikas und Großbritanniens vom frühen 17. Jahrhundert bis in die jüngste Vergangenheit ab. Sie stützt sich auf die Prämisse, dass die Geschichte beider Räume nur als Produkt wechselseitiger Transfers, Verflechtungen und Austauschbeziehungen verstanden werden kann. Chronologisch und geografisch breit gefächert, vermittelt sie in der Lehre methodisch-theoretisch reflektiertes Grundlagen- und Aufbauwissen. Gute Englischkenntnisse werden vorausgesetzt, da die Mehrzahl der Lehrveranstaltungen in englischer Sprache angeboten wird. Das Themenspektrum ist so vielfältig wie umfassend: Es erstreckt sich von den Epochen der britischen, US-amerikanischen und kanadischen Geschichte zu Fragen der politische Kultur, imperialen und nationalen Formationen, Ideen und Gefühlen, Diskursen und Praktiken, Wohlstand und Knappheit, Freiheit und Unfreiheit, Mobilität und Verwurzelung, Gewalt und Gewalterfahrungen, Konformismus und Diversität, und schließlich zur Wirkmacht von Differenzkategorien wie race, gender, age, class und region. In der Forschung liegen die Arbeitsschwerpunkte auf den Feldern der historischen Kindheitsforschung, der anglo-amerikanischen Imperialismusforschung, der Geschichte des Alters, der Mediengeschichte und der Erprobung emotionshistorischer Zugänge zur Demokratiegeschichte. Die Professur bildet eine wichtige interdisziplinäre Brücke zwischen der Geschichtswissenschaft im FB 05 und der Anglistik/Amerikanistik im FB 02.
Wie kann, wie soll eine Geschichte Großbritanniens und Nordamerikas, die auf dem neuesten konzeptionellen Stand sein will, heutzutage überhaupt aufgestellt sein? Von zentraler Bedeutung ist der souveräne Umgang mit unterschiedlichen Maßstäben. Einerseits ist unstrittig, dass der Untersuchungsgegenstand nach einer intensiven Beschäftigung mit dem anglo-amerikanischen Raum verlangt, nicht zuletzt um die Nachfrage seitens der Medien, der Politik und der Öffentlichkeit nach regional- und landeswissenschaftlicher Expertise bedienen zu können. Andererseits dürfen sich die modernen Area Studies, sofern sie als solche ernst genommen werden wollen, transnationalen und globalhistorischen Ansätzen nicht verschließen. Es muss also darum gehen, britische und nordamerikanische Geschichte nicht als isoliert vom „Rest der Welt“ zu denken, sondern in Forschung und Lehre als dynamische Kontaktzonen zu begreifen, die je nach Fragestellung und Kontext in vielfacher – oft auch konfliktreicher – Weise mit anderen Großregionen verknüpft sind. Diese perspektivische Öffnung lädt zur Kooperation mit anderen Professuren der Fachgruppe Geschichte, insbesondere der Neuen und Neuesten Geschichte und der Geschichte Westeuropas, sowie zur interdisziplinären Vernetzung in den Fachbereichen 05 und 02 ein. Kurzum, eine Professur für die Geschichte Großbritanniens und Nordamerikas, die auf der Höhe der Zeit sein will, muss bereit sein, ihre Themen transatlantisch und transpazifisch einzurahmen. Dieser Grundausrichtung fühlt sich das Fachgebiet verpflichtet.