Profil
„Die Geschichte ist die Wissenschaft vom Menschen in der Zeit“, brachte in den 1940er Jahren der französische Historiker Marc Bloch auf den Punkt, was Geschichtswissenschaft sein kann (Marc Bloch, Apologie der Geschichtswissenschaft oder der Beruf des Historikers, Nach der von Étienne Bloch edierten französischen Ausgabe herausgegeben von Peter Schöttler. Vorwort von Jacques Le Goff. Aus dem Französischen von Wolfram Bayer, Stuttgart 2002 (1949), S. 32.)
Am Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte beschäftigen wir uns vorrangig mit der Geschichte seit dem ‚langen’ 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Dieser Zeitraum war nicht nur in der deutschen Geschichte gekennzeichnet von politischen Konflikten, Revolutionen, kulturellen Dynamiken, wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen und Reflexionen über ‚die Moderne’. Eine zunehmende Verflechtung Europas mit der außereuropäischen Welt und die Herausbildung transnationaler und globaler Netzwerke kennzeichneten diesen Zeitraum ebenso wie eine zunehmende Verwissenschaftlichung des Blicks auf die Welt oder anhaltende Konflikte um Religion.
Wir forschen zur Missions- und Kolonialgeschichte, zu Wissens- und Medizingeschichte, zur Geschichte der Menschenrechte, zur Globalgeschichte des Umweltbewusstseins oder der Psychiatrie, Psychologie und Psychoanalyse. Regional liegen Schwerpunkte in der deutschen, europäischen und außereuropäischen Geschichte – mit einem besonderen Fokus auf der Verflechtungsgeschichte des tropischen Afrikas in Kolonialismus und Postkolonialismus. Wir sind vor allem Kulturhistoriker:innen. Historische Anthropologie sowie verflechtungs- und globalhistorische Ansätze sind uns wichtig. Dabei geht es uns darum, möglichst auch die „Menschen in der Zeit“ (Bloch) zu erforschen, die unterdrückt waren, am Rande ihrer Gesellschaft standen und oft genug nicht zur Sprache kamen.
Unsere Forschungsinteressen und unser Selbstverständnis spiegeln sich auch in der Lehre wider. In Seminaren für Bachelor-, Master und Lehramtsstudierende wird sowohl ein Überblick über die komplexen Entwicklungen und Strukturen der Geschichte des 19. – 21. Jahrhunderts gegeben als auch exemplarische Vertiefungen mit einem Fokus auf die deutsche Geschichte vorgenommen. Politische, wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Dynamiken und Prozesse werden in den Blick genommen, um auch gegenwartsrelevanten Fragestellungen nachzugehen.
Überdies zeichnet sich der Fachbereich durch ein ausgeprägtes Interesse an Methoden- und Theoriediskussionen innerhalb des Faches Geschichte bzw. der Kulturwissenschaften aus. Reflexionen über historisches Arbeiten ebenso wie Lehrveranstaltungen, die sich methodischen und theoretischen Fragen des historischen Arbeitens stellen, sind uns besonders wichtig.