Quantifizierung einzelner Leckagen und Leckagewege bei Gebäuden in Holzbauart

Zusammenfassung

Die Möglichkeiten im Rahmen einer Blower Door-Messung einzelne Gebäudeteile oder einzelne Leckagen zu quantifizieren waren bisher eingeschränkt. Standardmäßig wird daher nur die Gesamtleckage eines Gebäudes bestimmt. In vielen Fälle, insbesondere im Sanierungsfalle, ist es von Interesse, Information über die Leckageverteilung in einzelnen Gebäudebereichen zu haben. Auch wünschen sich viele Bauherren die Quantifizierung einzelner Leckagen bzw. Gebäudebereiche. Insbesondere im Dachbereich fehlen bislang geeignete, hinreichend flexible Methoden, Teilleckagen zu quantifizieren. Um diesen Wünschen gerecht zu werden, werden im ersten Teil der Arbeit die bekannten Messmethoden Opening A Door, Adding A Hole, Guard Zone und Deduktion auf ihre Anwendungsgrenzen untersucht und im zweiten Teil ein in situ-Messgerät für die Quantifizierung von Einzellackagen weiterentwickelt und getestet.

Messmethoden

Die messtechnischen Untersuchungen werden anhand von zwei Fällen durchgeführt. Sie stellen typische Leckagen und Leckagewege im Dachbereich dar und sind, wie in den folgenden Bildern dargestellt sind, definiert.

Der Spitzboden stellt einen typischen Bereich dar, dessen Luftdichtheit getrennt vom restlichen Gebäude untersucht werden soll. Der primäre Leckageweg des Spitzbodens verläuft von der Umgebung über den Spitzboden in das Gebäude. Besteht eine Verbindung vom Spitzboden zur Abseite, wie sie in o.g. Fällen beschrieben sind, dann gibt es noch einen sekundären Leckageweg über Umgebung, Abseite und Spitzboden in das Gebäude. Die oben skizzierten Fälle werden auf folgende Fragestellungen untersucht:

  • Kann ein sekundärer Leckageweg mit den o.g. Messmethoden ermittelt werden?
  • Wie wirken sich sekundäre Leckagewege auf das Ergebnis der betrachteten Zone aus?
  • Wie wirken sich komplexere Leckageverteilungen und -wege auf die erzielbaren Messergebnisse aus?

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenstellen:

  • Mit den o.g. Messmethoden können sekundäre Leckagewege nicht quantifiziert werden.
  • Je nachdem, über welchen Leckagevolumenstrom Information gewünscht ist, kann sich ein sekundärer Leckageweg auf das Ergebnis auswirken. Ist der gesamte Leckagevolumenstrom über eine Zone gefragt, dann spielt ein sekundärer Leckageweg keine Rolle. Sind jedoch einzelne Volumenströme, die in bzw. aus der Zone treten von Interesse, müssen auch sekundäre Leckagewege berücksichtigt werden.
  • Mit der Erweiterung der Opening A Door-Methode können auch komplexere Leckageverteilungen und -wege ermittelt werden, wenn die Strömungsrichtung der Leckagevolumenströme aufgrund der unterschiedlichen Druckverteilung im Gebäude beachtet wird.

Folgende Einflüsse von Randbedingungen auf die Genauigkeit der Ergebnisse können bei den Untersuchungen festgestellt werden:

  • Der entscheidende bauliche Paramter, der Einfluss auf die Genauigkeit einer Blower Door-Messung hat, ist die Druckdifferenz zwischen Gebäude und Zone. Am ausgeprägtesten z eigt sich dieser Einfluss bei der Auswertung der Messungen mit der Guard Zone-Methode.
  • Das Verhältnis der Volumenströme Zone/Zone 2 zu Zone/Umgebung und die Druckdifferenz Zone/Zone 2 haben kaum einen Einfluss auf die Genauigkeit der Ergebnisse. D.h. ob der sekundäre Leckagevolumenstrom über das Trennbauteil Zone/Zone 2 größer, gleich oder kleiner als der Leckagevolumenstrom über das Trennbauteil Zone/Umgebung ist, hat kaum einen Einfluss auf die Genauigkeit der Ergebnisse.
  • Die absolute Größe des Volumenstroms über das Trennbauteil Gebäude/Zone hat auf die Genauigkeit des Ergebnisses kaum keinen Einfluss.
  • Messungen, bei denen die Druckdifferenzen Gebäude/Zone bei ca. 48 Pa und Gebäude/Umgebung bei 50 Pa liegen weisen für alle verwendeten Messmethoden die größten Ungenauigkeiten in den Ergebnissen auf. Diese können in dem Bereich bis zu ± 150 % liegen.
  • Die Bestimmung des Volumenstroms Gebäude/Zone erfolgt mit der Guard Zone-Methode je nach Druckdifferenz Gebäude/Zone mit ± 20 % am genausten. Die eingesetzte Messtechnik für diese Methode ist jedoch sehr aufwendig.
  • Mit der Anwendung der Opening A Door-Methode für die Ermittlung der Volumenströme über die gesamte Zone können Ergebnisse mit der Genauigkeit von +25 % bis -50 % in Abhängigkeit der Druckdifferenz Gebäude/Zone erreicht werden. Für den relativ geringen mess technichen Aufwand dieser Methode ist dies ein sehr gutes Ergebnis.
  • Die Volumenströme von Sekundärleckagen können nur mit der erweiterten Opening A Door-Methode ermittelt werden. Die Genauigkeit der Ergebnisse liegt in weiten Bereichen bei ± 50 % und ist damit vergleichbar mit der Opening A Door-Methode.

In situ-Messgerät

Mit Hilfe eines in situ-Messgeräts ist es jetzt möglich, einzelne Bauteile im eingebauten Zustand wie z.B. den Fenstereinbau, oder Anschlussbereiche wie z.B. Raumecken oder -kanten auf ihre Luftdurchlässigkeit zu prüfen. Es erfolgte eine Weiterentwicklung eines bestehenden Prototypens.

Die neue sechseckige Grundstruktur in Verbindung mit den Kammerwänden aus Stoff ermöglicht es, dieses Messgerät flexibel der Raumgeometrie anzupassen. Es ist somit nicht nur für den Einsatz in der Fläche sondern auch an einem Wand/Wand- bzw. Fußboden/ Wand-Anschluss als auch für Raumecken geeignet. Das in situ-Messgerät ist flexibel einsetzbar. Es kann als Doppelkammer verwendet werden oder als eine einzelne Kammer in Kombination mit z.B. einem Blower Door-System oder einer Lüftungsanlage als ein kompensierendes Volumenstrommessgerät.

Aufgrund der neuen Konstruktion hat sich das Messprinzip Deduktion als geeignet erwiesen. Testmessungen an einem kalibrierten Spalt ergeben Abweichungen vom Sollwert bei der Bestimmung des Volumenstroms von maximal 20 % bis -27 %.

Laufzeit

02 / 1998 - 12 / 1999

Mittelgeber

Die hier beschriebenen Untersuchungen wurden im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft geförderten, über die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e. V. abgewickelten AiF Forschungsprojekt Nr. 11402 durchgeführt.