Projekt: Multilokalität - Eine exemplarische Untersuchung veränderter Raumnutzungs- und Mobilitätsmuster

Projekt: Multilokalität - Eine exemplarische Untersuchung veränderter Raumnutzungs- und Mobilitätsmuster

Der Begriff „Multilokalität“ beschreibt  den Lebensalltag, die Anwesensheitsformen und die Standortbindung von Menschen, die sich auf verschiedene, weit voneinander entfernte Orte aufteilen. Eine typische Konstellation ist zum Beispiel, dass an einem der Orte gearbeitet wird, während der andere der Standort der Familie oder des Partners ist. Andere Möglichkeiten sind mehrere Arbeitsstellen an unterschiedlichen Orten, zum Beispiel das Architekturbüro in Berlin und die Professur in Kassel, aber auch eine längerdauernde Projektarbeit, die ein ‚Wohnen auf Zeit‘ vor Ort erfordert. Auch Ferienhäuser oder Dauercamping können als Formen multilokalen Wohnens und Arbeitens gesehen werden.

Was bisher mehr oder weniger eine Randerscheinung  der Anwesenheit und Nutzung in Städten  darstellte,, entwickelt sich aufgrund wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen zu einer immer weiter verbreiteten Lebensweise von Menschen verschiedener Generationen. Die Gründe sind zum Beispiel Arbeitsmärkte, die den Bewerbern kaum regionale Präferenzen zugestehen oder Partnerschaften, in denen beide Partner ihrer Karriere nachgehen wollen und das nicht am selben Standort möglich ist.  Schließlich führen wechselnde Partnerschaften und Familiensituationen im Bezug auf die Kinder oder die Eltern zu entsprechenden Konstellationen. Begünstigt wird diese Entwicklung zum Beispiel dadurch, dass es möglich ist und immer leichter wird, große Distanzen effizient und komfortabel zu überbrücken.

Trotz der Bedeutung und Dynamik des Phänomens ist es bisher kaum im Fokus der Planungswissenschaften und der Stadtentwicklungsplanung aufgetaucht. Es gibt erhebliche Wissenslücken und Klärungsbedarf: Wie viele Menschen leben multilokal? Welche Bedeutung haben die Orte, an denen sie leben für sie? Welche Bedeutung haben sie für die Orte, an denen sie leben? Welche Anforderungen stehen an die Verfügbarkeit von Raum und die Ausstattung mit Infrastruktur? Entwickeln sich an den Wohn- und Lebensorten, aber auch in den ‚Mobilitätsräumen‘ veränderte Milieus und Raumnutzungsformen?

 

Ziel des Projektes ist es, die spezifischen Raumnutzungs- und Mobilitätsmuster multilokal lebender Menschen exemplarisch zu dokumentieren und Aufschlüsse über die Raum- und Planungsrelevanz des Phänomens zu gewinnen. Über eine Befragung von Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Universität und je nach Gruppengröße ggf. auch im Vergleich zweier Universitätsstandorte sollen Daten gesammelt und im Anschluss visualisiert und ausgewertet werden. Am Ende sollen Empfehlungen zum Umgang mit Multilokalität auf der kommunalen Ebene stehen.

Das „Produkt“ soll das Thema und die Ergebnisse des Projektes verständlich darstellen, greifbar machen und zu Interpretationen und Aktionen anregen. Gerne auch in Form von ungewöhnlichen Medien wie Film, Animation oder Installation. Die Basis ist eine theoretisch und methodisch fundierte Bearbeitung sowie eine konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem Thema.

 

Das Projekt richtet sich primär an Masterstudenten der Stadt- und Regionalplanung. Auch Diplom I- oder Masterstudenten anderer Vertiefungsrichtungen, die Interesse am Thema haben, sind willkommen, sollten sich aber bitte vorher oder im Zusammenhang mit der Einwahl mit uns in Verbindung setzen. Das Projekt kann sowohl einsemestrig als auch zweisemestrig bearbeitet werden. Für das zweite Semester würden wir dann gemeinsam eine ergänzende Aufgabe formulieren. Schließlich ist die Vertiefung im Rahmen einer Masterarbeit möglich.

 

Betreuung durch Prof. Dr.-Ing Iris Reuther und Dipl.-Ing. Till Braukmann