Rebekka Löbbert

Die Operationalisierung von Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur? Ein Diskurs über die Zukunft von Zertifikaten als Operationalisierungsstrategie für urbane Freiräume

Ausgehend von der Bundesebene finden Operationalisierungen statt, um in Deutschland auf eine Nachhaltige Entwicklung hinzuarbeiten. Das Ergebnis von einer Operationalisierung können Handlungsempfehlungen sein, welche ermöglichen die Distanz zwischen dem Status Quo und dem Zielerreichungsgrad zu verringern.

Zertifikate
Um beim Bauen eine Nachweisbarkeit von nachhaltigen Qualitäten zu erzeugen und um ein Argument für die Berücksichtigung von nachhaltigen Aspekten zu generieren, wurden in der Architektur weltweit Nachhaltigkeitszertifizierungen entwickelt.
Basierend auf den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit entstanden 5 Kriteriengruppen. Jede Kriteriengruppe wird durch diverse Indikatoren messbar gemacht. Das gebäudespezifische System des Bundes, welches anfangs nur allgemeine und gebäudespezifische Hinweise bereithielt, wurden im Jahr 2011 durch ein Bewertungssystem für den Bau von nachhaltigen Außenanlagen für Bundesliegenschaften ergänzt.
Auch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB), knüpfte an die Entwicklungen des Bundes an. Das Zertifikat „Neubau Stadtquartiere“ bewertet mit diesem Nutzungsprofil den Nachhaltigkeitswert neu errichteter Quartiere. Insbesondere die Infrastruktur und der öffentliche Raum stehen im Vordergrund.

Fragestellungen
Die Entwicklung von Zertifizierungen von Freiräumen hat eine hohe Relevanz. Dies zeigen die Entwicklungen des BNB - und DGNB-Systems. Aber aus welchen Gründen gibt es noch keine Zertifizierung für Freiräume im Gesamten? Scheitert es an der klaren Benennung von Zielwerten? Denn gerade die sozio-kulturellen und gestalterischen Werte sind nur schwer mit Indikatoren zu belegen. Neben dem Aspekt, dass man keine einheitliche nachhaltige Ästhetik entwickeln kann, weist auch die Bewertbarkeit der Gestalt eines Freiraumes eine Problematik auf. Genau wie bei der gesellschaftlichen Dimension, kann Gestalt nur subjektiv bewertet werden.
Betrachtet man Zertifikate als Operationalisierungsstrategie, so kann bei einer Messung für die Vergabe des Zertifikates von einer Momentaufnahme des Objektes gesprochen werden. Bisher bildet ein Zertifikat also einen Status Quo ab. Betrachtet man die eigentliche Zielstellung einer Operationalisierung, so gilt es Entwicklungen eines Prozesses festzuhalten um aufgrund vorhergegangener Messungen Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung zu formulieren. An dieser Stelle ist zu prüfen, ob es nicht weitere Operationalisierungsstrategien gibt, die bspw. für Akteure auf administrativer Ebene adäquater sind, um die andauernde Entwicklung von Freiräumen zu bewerten.


Zielstellung
Anhand einer Diskursanlayse werden die vorhandenen theoretisch entwickelten Vorgehensweisen von Bund, Planern und Verbänden einem Praxistest unterzogen und einem Expertenwissen gegenübergestellt. Ziel ist es, dass sich Theorie und Praxis einander annähren, um im Anschluss Handlungsempfehlungen für eine weitere Vorgehensweise benennen zu können.
Die vorliegende Untersuchung soll das Erfordernis eines nachhaltigen Leitbildes für urbane Freiräume untersuchen und die bestehenden Zertifizierungssysteme und deren Anwendung in Stadtentwicklungsprozessen hinterfragen. Hierbei wird der Fokus auf die sozio-kulturelle Dimension gelegt.