Forschung
Laufende Forschungsprojekte
ÖkoSus 10/2024 - 09/2028
PERSA 07/2022 - 06/2025
Rotbunt DN (Doppelnutzung) 07/2023 - 06/2026
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Ziel des Projektes war es, Methoden zur Nutzung von genomischen Informationen bei lokalen standortangepassten Nutztierrassen (=tiergenetische Ressourcen) zu entwickeln. Am Beispiel von Angler Rindern, Angler Sattelschweinen, Deutschem Weißköpfigen Fleischschaf, Deutscher Edelziege, und Schleswiger Kaltblut wurde die Analyse von genomischen Daten, von Pedigrees sowie eine Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse durchgeführt. Dieses Projekt war ein EIP-Projekt mit regionaler Verknüpfung mit Schleswig-Holstein.
Operationelle Gruppe (OG) „Zukunftsstrategien für die tiergenetische Ressource Angler Rind“ im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“
Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Sowohl die sich ändernden gesellschaftlichen Anforderungen an die Haltung der Tiere, als auch der Klimawandel messen der genetischen Anpassungsfähigkeit unserer Nutztierrassen eine herausragende Bedeutung bei. Der Erhalt des Angler Rindes als lokal angepasste Rasse und deren eigenständige genetische Diversität ist daher auch aus kultureller und gesellschaftlicher Sicht eine dringliche Aufgabe. Die Sicherstellung der genetischen Diversität innerhalb einer Rasse ist eine wesentliche Voraussetzung für die Anpassung an sich ändernde Produktions- und Umweltbedingungen und trägt damit substanziell zur nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume bei.
Der Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung stellen eine große Herausforderung für die Landwirtschaft dar. Dies gilt besonders für die Milch- und Rindfleischerzeugung, da diese unweigerlich mit dem Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wie Methan und Lachgas verbunden ist. Es ist bekannt, dass es beim Methanausstoß eine tierindividuelle Variation gibt, die auf eine genetische Komponente hinweist. Die bisherigen Forschungen in diese Richtung wurden nahezu ausschließlich bei den Rassen Holstein Friesian oder Fleckvieh durchgeführt. Für Rinderrassen, welche den tiergenetischen Ressourcen zugerechnet werden, gibt es zurzeit keinerlei Informationen zu dieser wichtigen und gesellschaftsrelevanten Thematik.
Das Interesse der Gesellschaft an der Erzeugung von tierischen Nahrungsmitteln war lange Zeit vor allem auf Versorgungssicherheit und Qualität ausgerichtet, bezieht sich jetzt aber stärker auf die Art und Weise der Produktion. Dazu zählen allgemein die Umweltwirkungen, die unmittelbar mit dem Ressourceneinsatz und der Nährstoffeffizienz in Beziehung stehen. Im Weiteren wird ein sehr hoher Handlungsbedarf bezüglich des Tierwohls gesehen der seinen Niederschlag in den Berichten der Borchert Kommission und der Zukunftskommission Landwirtschaft findet. Darin wird unmissverständlich darauf verwiesen, dass die Transformationsprozesse in der tierischen Erzeugung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden müssen und nicht allein von den Landwirten getragen werden können. Dabei spielen tiergenetischen Ressourcen, wie sie zum Beispiel das Angler Rind, eine zentrale Rolle. Die Angler Rasse zeichnet sich durch eine hohe Funktionalität aus und ist für tierwohlrelevante Merkmale, wie zum Beispiel der Gesundheit oder im Abkalbeverhalten, die zu den Hauptabgangsgründen zählen, der dominierenden Rasse Holstein Friesian überlegen. Züchterisch betrachtet bedeutet dies, dass vorteilhafte Genvarianten, welche mit den erwünschten Eigenschaften assoziiert, häufiger vorkommen und eine effiziente züchterische Bearbeitung
In der Gesamtsicht verfügt Schleswig-Holstein mit dem Angler Rind über eine tiergenetische Ressource mit einem hohen Potential für die Anpassung an gesellschaftspolitisch gesetzte Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft, welche die eingesetzten Nährstoffe effizient nutzt und ein hohes Maß an Tierwohl gewährleistet. Für innovative digitale Technologien besteht über die gegenwärtigen Anwendungen hinaus noch ein deutlicher Optimierungsbedarf hinsichtlich der effizienten Nutzung der vorhandenen Informationen zur züchterischen Verbesserung zukunftsorientierter Merkmale. Im Vergleich zu anderen Bundesländern befindet sich Schleswig-Holstein in einer guten Ausgangssituation, da es für das Angler Rind noch ein aktives Zuchtprogramm gibt in welches neue Merkmalskomplexe wie Tierwohl, Klima und Nährstoffeffizienz mit Hilfe von digitalen Techniken integriert werden können.
Ziel von ReDiverse ist es, lokale Rotviehrinderrassen soweit züchterisch zu verbessern, dass sie konkurrenzfähig gegenüber Holstein-Frisian sind und so zu deren Erhalt beizutragen. Hierzu werden genomische Marker-Daten sowie komplette Gen-Sequenzen der Tiere erhoben und ausgewertet. Außerdem spielen wissenschaftliche und methodische Fragestellungen eine große Rolle. Es handelt sich um ein Europäisches Verbundprojekt bei dem das Fachgebiet Tierzucht an der Leitung beteiligt ist.
Projektwebsite: https://era-susan.eu/content/rediverse
Unter diesem Titel sind mehrere kleinere Projekte zusammengefasst, die zum Ziel haben, umfassende genomische Analysen beim Angler Sattelschwein sowie dem Mangalitza-Wollschwein durchzuführen. Dazu zählt das Aufdecken der Verwandtschaft und Inzucht in den Populationen in Deutschland sowie die Analyse von Diversität und Populationsstruktur. Diese Daten werden in Zusammenhang mit vorhandenen Pedigrees gebracht und als Grundlage für die Entwicklung nachhaltiger Zuchtstrategien genutzt. Damit soll ein Beitrag für die langfristige Erhaltung dieser Rassen geleistet werden.
Ziel dieses Projektes ist es Zuchtprogramme zur Verbesserung der Milchleistung des Butana Rindes im Sudan zu entwerfen. Die Ergebnisse sollen zum einen der praktischen Tierzüchtung unter kleinbäuerlichen Bedingungen im Sudan helfen, zum anderem soll dieses Projekt aufzeigen, wie Zuchtprogramme in Ländern mit ähnlichen Bedingungen aufgebaut werden können.
Bei der Selektion von Milchkühen der Rasse Holstein Friesian stehen insbesondere Merkmale der Milchleistung und der Funktionalität der Tiere sowie Fruchtbarkeitsparameter im Vordergrund der züchterischen Aktivitäten. Das Zuchtziel der Rasse wird vom Deutschen Holstein Verband (DHV) vorgegeben und in regelmäßigen Abständen angepasst. Im Rahmen von Tierschauen werden diejenigen Tiere vorgeführt, die das Zuchtziel der Zeit verkörpern. Sie werden in Klassen je nach Laktationsnummer miteinander verglichen und in eine Rangfolge gebracht. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang, welche Merkmale der vorgeführten Kühe besonders wichtig für eine hohe Einstufung sind. So wird bei der Schau hauptsächlich der Eindruck des Richters hinsichtlich des Exterieurs bewertet und nicht die direkte Leistung der Kuh.
Das Forschungsvorhaben konzentriert sich darauf, Merkmale und Merkmalskomplexe, die im Rahmen von Tierschauen zu einer hohen Rangierung führen, zu identifizieren. Weiterhin sollen genetische Parameter für Leistungs- und Fruchtbarkeitsmerkmale prämierter Holstein-Kühe unter Berücksichtigung ihrer Rangierung geschätzt werden. Hierfür werden lineare Modelle sowie verschiedene Schwellenwertmodelle zur Berechnung herangezogen.
Weiterhin ist der Einfluss der Väter interessant, die für die Zucht von Schaulinien als Vererber in Frage kommen. Auch ein Vergleich mit der Grundgesamtheit der Kühe, die nicht auf Tierschauen präsentiert werden, kann aufzeigen, inwiefern es sich bei den Siegerkühen auch um die Leistungsträger der Gesamtpopulation handelt.
Ein weiteres Teilprojekt ist die Charakterisierung von Züchtern in Hinblick auf ihre Motivation an Tierschauen teilzunehmen sowie ihre Selektionskriterien bei der Zucht auf das Merkmal ‚Schauerfolg‘ aufzuzeigen. Mittels hierarchischer Clusteranalyse ist es möglich, besondere Merkmale einzelner Typen von Landwirten herauszustellen (vgl. Wilson, 2007). Im Rahmen der Befragung ist es weiterhin geplant, ökonomische Gewichte für Merkmale zu ermitteln, die unter dem Gesichtspunkt der Schauteilnahme relevant erscheinen.
Dieses Forschungsvorhaben wird im Rahmen des LOEWE-Projektes ‚Tier-Mensch-Gesellschaft‘ durchgeführt und wird gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Projektleitung: Prof. Dr. Sven König, Universität Kassel
Bearbeitung: Julia Anthe (M. Sc. Agr.)