Witzenhausen und der Kolonialismus

„Erinnerungskonzept zur Geschichte der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen – Bundesgefördertes Projekt startet im Frühjahr 2025“

An den Universitäten Kassel und Saarbrücken startet ein gemeinsames Projekt zur Entwicklung eines Informations- und Erinnerungskonzepts zur Geschichte der ehemaligen Deutschen Kolonialschule (DKS) in Witzenhausen.

Das Vorhaben, das bis Dezember 2026 läuft, untersucht das koloniale Erbe Witzenhausens, das zwischen 1898 und 1944 von der Deutschen Kolonialschule für Landwirtschaft, Handel und Gewerbe (DKS) geprägt wurde und betrachtet darüber hinaus die Entwicklung ihrer Nachfolgeinstitutionen. Gefördert wird das Projekt auf Beschluss des Bundestages von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Die Initiative wurde von der Bundestagsabgeordneten des Werra-Meißner-Kreises Awet Tesfaiesus eingebacht. Ziel ist es, in Witzenhausen einen Erinnerungsort zu entwickeln, der vor dem Hintergrund aktueller Fragen und Debatten historisches Wissen vermittelt und Raum für kritische Reflektionen und Austausch bietet.

Im Rahmen des Projekts sollen Informationsangebote für verschiedene Zielgruppen erarbeitet werden. Der Leitgedanke dabei ist es, auf Grundlage ausgewählter historischer Quellen Wissen über die deutsche Kolonialgeschichte und ihre Folgen zu vermitteln. Dabei soll ein kritisches Bewusstsein für historisch gewachsene Ungleichheiten zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden gefördert werden. Ein besonderer Fokus liegt auf der global-vernetzten Landwirtschaft. Zusätzlich bietet der Standort das Potenzial, die Verflechtungen deutscher Kolonialgeschichte mit Antisemitismus und Nationalsozialismus komplex zu reflektieren – ein Thema, das angesichts aktueller antidemokratischer und autoritärer politischer Tendenzen von hoher gesellschaftlicher Relevanz ist.

Die Idee entstand aus einer studentischen Initiative im Jahr 2017, die sich in einem agrarhistorischen Seminar mit der Geschichte des heutigen Fachbereichs „Ökologische Agrarwissenschaften“ (FB 11) der Universität Kassel befasste. Teile des Campus befinden sich auf dem Gelände und in den Gebäuden der ehemaligen DKS. Deren Nachfolgeinstitution, das Deutsche Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft (DITSL), verwaltet seit 1957 die Liegenschaften. Das Projekt knüpft auch an die Veranstaltungsreihe „Witzenhausen und der Kolonialismus“ an, die zuletzt die Wiedereinweihung des Mahnsteins im Klosterinnenhof am 9. November 2024 initiierte.

Neben der historisch-wissenschaftlichen Aufarbeitung wird das Projekt als partizipatives Vorhaben gestaltet. Lokale Akteur:innen, Künstler:innen und die Zivilgesellschaft werden aktiv eingebunden, um eine kritische und multiperspektivische Auseinandersetzung zu fördern. Dabei wird der Prozess als Angebot zum Dialog verstanden, bei dem Impulse, Anregungen und Kritik aus der Gesellschaft aufgenommen und integriert werden können.

Am 11. März 2025 um 19:00 Uhr präsentieren Projektleiterin Dr. Birgit Metzger und Koordinator Johnny Ibraimo das Vorhaben im Witzenhäuser Stadtentwicklungsausschuss im Rathaussaal.

Kontakt:

Dr. Birgit Metzger, birgit.metzger[at]uni-kassel.debirgit.metzger[at]uni-saarland.de

Johnny Ibraimo, uk030720[at]uni-kassel.de

Fortführung der Arbeit

Im Erinnerungsjahr 2023/24, 125 Jahre nach der Gründung der Deutschen Kolonialschule, wurden in den unterschiedlichsten Formaten verschiedenste Themen rund um Geschichte, Erinnerung, Verantwortung und Zukunft angesprochen. Die Resonanz auf die Veranstaltungen hat gezeigt, dass es ein großes Interesse gibt sich mit und über unterschiedliche Positionen auseinanderzusetzten. Die Beschäftigung mit Geschichte ist nie abgeschlossen und stelt einen kontinuierlichen Prozess dar.

Aus diesem Grund trifft sich weiterhin der offene Arbeitskreis aus Gruppen, Institution und Einzelpersonen der Universität und der Stadtgesellschaft.

Witzenhausen und der Kolonialismus

Von kolonialer Vergangenheit zu heutiger Verantwortung?

Um aktuelle Informationen zu erhalten, sende sie bitte eine Nachicht mit dem Betreff subscribe an folgende Adresse:

wiz-kolonialgeschichte-request[at]lists.uni-kassel[dot]de

Kontakt: klingeberg-behr[at]uni-kassel[dot]de

 

125 Jahre Deutsche Kolonialschule Witzenhausen

2023 jährte sich das Gründungsdatum der Deutschen Kolonialschule (DKS) in Witzenhausen zum 125sten Mal. Die DKS markiert eine Grundlegung der Agrargeschichte des Forschungs- und Lehrstandorts Witzenhausen. Gleichzeitig steht die DKS ganz klar in einer kolonialen Tradition, in deren Zusammenhang schwere Menschenrechtsverbrechen begangen wurden.

Nächstes Arbeitskreis Treffen

Der Arbeitskreis Witzenhausen und der Kolonialismus trifft sich am:


Donnersteg den 03.04.25 um 10:00 im Generationentreff

Beschluss des Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften zur kolonialen Geschichte der Agrarausbildung in Witzenhausen

Einladung zur Neueinweihung des Mahnsteins am 8.11.2024

17:15 Uhr bis 18:30 Uhr

Altes Kloster, Innenhof, Steinstraße Witzenhausen.

Anschließend gemeinsame Teilnahme an der Gedenkfeier an der ehemaligen Synagoge

 

Der Arbeitskreis „Witzenhausen und der Kolonialismus“ lädt herzlich zur feierlichen Neueinweihung des Mahnsteins für die Opfer kolonialer und nationalsozialistischer Gewaltregime im Klosterinnenhof ein. An prominenter Stelle auf dem Campus wird dieser Stein, der bereits 1988 zur Mahnung „an die Beteiligung von Mitgliedern der Deutschen Kolonialschule Witzenhausen an der Judenhetze und Judenverfolgung“ gelegt wurde, auf einen neuen Sockel gestellt. Er soll fortan daran erinnern, dass von der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen zwischen 1899 und 1944 Ideologien kolonialer und nationalsozialistischer Gewaltregime gelehrt, gelebt und mitgestaltet wurden. Er soll ein Symbol für das weiterhin notwendige Engagement gegen Diskriminierung und für Demokratie sowie ein tolerantes und respektierendes Miteinander sein.

Re-inauguration of the memorial stone in the former monastery courtyard

08. Nov. 2024 - 17:15

Speeches will be translated into English

 

The working group Witzenhausen and Colonialism invites you to a re-inaugaration of the memorial stone for the victims of colonial and Nazi regimes of violence. The stone was laid in 1988 in the courtyard of the monastery building as a critical memorial “of the participation of members of the German Colonial School Witzenhausen in agitation against and persecution of Jews”, and will now be placed on a new pedestal. It is intended to be a reminder that colonial and Nazi ideologies of violence were taught, lived and developed at the German Colonial School in Witzenhausen from 1899-1944. It is meant as a symbol of the continuing need for active participation against discrimination and for democracy as well as an atmosphere of tolerance and respect.


de – colonizing the ex – colonial school Witzenhausen (Workshop am 15./16.6.2024)

a performative safer space with experi_theater Zürich

Wir hatten eine Dora in Südwest (Film am 26.4.2024)

Film und Gespräch über die Frauenkolonialschule in Rendsburg mit Joana Schröder

Freitag 26. April
Einlass: 19.00  Filmstart: 19.30
Eintritt Frei

Capitol Kino Witzenhausen

Wir hatten eine Dora in Südwest
Deutschland / Namibia | 1991 | Regie: Tink Diaz | Dokumentarfilm | Altersempfehlung ab 14 | Deutsch (Engl. Passagen dt. Voice-over| 70 Minuten | Frauen / Gender / Kolonialismus / Rassismus

Joana Schröder
Kuratorin der Ausstellung „Von Rendsburg in die weite Welt. Die Koloniale Frauenschule“ im Museum Rendsburg (9. Juli bis 8. Oktober 2023).

 

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