Fachbereich6
Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung
Werkstatt für Dialogische Planung
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Aktivierende Befragung
Der Ansatz der Aktivierenden Befragung stammt ursprünglich aus der Gemeinwesenarbeit und gilt als eine Methode aktivierender BewohnerInnenarbeit. Kurz beschreiben lässt sich die Methode als eine spezielle Form der Haushaltsbefragung anhand eines Gesprächsleitfadens.

Anwendung
Aufwand
Zielgruppe
Ergebnis/Wirkung
Zu beachten
Anwendungsbeispiele
Links und Downloads
Literatur


Der Ansatz der Aktivierenden Befragung stammt ursprünglich aus der Gemeinwesenarbeit und gilt als eine Methode aktivierender BewohnerInnenarbeit. Kurz beschreiben lässt sich die Methode als eine spezielle Form der Haushaltsbefragung anhand eines Gesprächsleitfadens.

Ziel der Methode ist es zum einen, umfangreiche Informationen für Planungs- und Entwicklungsprozesse innerhalb eines Stadtteils/Quartiers zu erhalten und zum anderen BewohnerInnen für die Mitarbeit an diesen Prozessen zu aktivieren. Durch Haushaltsbefragungen werden die Sichtweisen zum Ist-Zustand, Bedürfnisse und Wünsche der BewohnerInnen ermittelt. Im Rahmen einer abschließenden Veranstaltung werden Priorisierungen vorgenommen, um konkrete Umsetzungsschritte gemeinsam mit den BürgerInnen in Angriff zu nehmen.

Anwendung
Die Aktivierenden Befragung läßt sich in drei Hauptphasen unterteilen, die im Folgenden beschrieben werden:

Voruntersuchung / Vorbereitung der Befragung
In der Vorbereitung werden Informationen zum Befragungsgebiet zusammengetragen. Das Befragungsteam wird über aktuelle Entwicklungen im Gebiet informiert, damit die BefragerInnen zum einen auf entsprechende Fragen von Seiten der BewohnerInnen antworten können. Zum anderen stellen die Informationen eine wichtige Grundlage für gezielte Nachfragen an die BürgerInnen dar. Daneben stehen die Entwicklung eines Gesprächsleitfadens und die Schulung des Befragungsteams in Methoden der Gesprächsführung bzw. der Interviewtechnik in der Vorbereitungsphase an. Die Rahmenbedingungen wie Räumlichkeiten, Termine und das Vorgehen bei der Öffentlichkeitsarbeit müssen geklärt werden.
Von entscheidender Bedeutung ist in dieser Phase die Klärung der Weiterarbeit nach der dritten Phase. Die Unterstützung (organisatorisch, finanziell etc.) für Folgeaktivitäten muss gesichert werden. Ist dies nicht möglich, sollte die Aktivierende Befragung nach der ersten Phase abgebrochen werden.

Hauptuntersuchung / Durchführung der Befragungen
Die Befragung von BürgerInnen findet in einem festen Zeitrahmen (ein bis fünf Wochen) statt. Mit Hilfe eines Gesprächsleitfadens werden möglichst viele Haushalte von jeweils zwei InterviewerInnen aufgesucht. Das Spektrum der aktivierenden Fragen reicht von einfachen Problemlösungsfragen ("Wie beurteilen Sie ...?") bis zu reflexiven Fragen ("Angenommen, dass ...?"). Von großer Bedeutung ist die flexible Gestaltung des Gesprächsverlaufs und die Berücksichtigung der Interessen und der Situation der Befragten. Neben Haushaltsbefragungen können auch Expertenbefragungen ("Welche Probleme gibt es in dem Gebiet aus der Sicht Ihres Amtes?" oder "Was würden Sie tun, wenn Sie freie Hand hätten?") einen wichtigen Beitrag zum Aktivierungsprozess leisten.

BürgerInnenversammlung und Bildung von Arbeitsgruppen
Unmittelbar nach dem Ende der Befragungsphase werden die Ergebnisse vom Team nach Themen sortiert und ausgewertet. Spätestens 14 Tage danach sollten die Ergebnisse bereits auf einer BürgerInnenversammlung vorgestellt werden. Je mehr Zeit zwischen Befragung und der Vorstellung der Ergebnisse vergeht, desto mehr geht von der Aktivierung und dem Interesse an dem Prozess wieder verloren.
Wenn die BürgerInnen zu der Versammlung kommen, lässt sich dies als erster Erfolg der Aktivierung begreifen. Im Verlauf der Versammlung können sich die BürgerInnen bestimmten Themen zuordnen, an denen sie weiterarbeiten möchten.

Aufwand
Die Methode der aktivierenden Befragung gestaltet sich in der Regel als personal- und zeitaufwendig. In allen Phasen sind viele MitarbeiterInnen notwendig. Um die Personalkosten niedrig zu halten, bietet es sich bei dieser Methode an, mit Universitäten/Schulen und ehrenamtlich engagierten BürgerInnen zusammenzuarbeiten. In diesem Fall muss allerdings noch mehr Wert auf die Schulung der MitarbeiterInnen in der Gesprächsführung gelegt werden.

Zielgruppe
Alle BewohnerInnen eines Stadt-/Ortsteils bzw. eines Quartiers. Mit dieser aufsuchenden Beteiligungsmethode können Personengruppen erreicht werden, die sich sonst nur wenig an Planungs- und Entscheidungsprozessen beteiligen würden. Beteiligungsunerfahrene oder resignierte BürgerInnen lassen sich durch die persönliche Ansprache im Rahmen der Methode eher für eine Mitwirkung an der Gestaltung ihrer Gemeinde gewinnen als durch Methoden wie Open Space oder Zukunftswerkstatt.
In abgewandelter Form können sowohl Kinder als auch Jugendliche mit der Methode beteiligt werden.

Ergebnis/Wirkung
Die Aktivierende Befragung führt zu einer umfangreichen Bestandsaufnahme darüber, wie die BürgerInnen ihre Lebenswelt einschätzen. Die Methode ermöglicht den BürgerInnen eine intensive Mitwirkung an dieser Bestandaufnahme und gestattet ihnen, ihre Kompetenzen in den weiteren Prozess einzubringen. Inwieweit die BürgerInnen auch in der Phase der Ideenkonkretisierung und –umsetzung mitwirken können, hängt von den jeweiligen Rahmenbedingungen und der Offenheit der Politik und Verwaltung ab.
Die Aktivierende Befragung kann als guter Einstieg in einen längeren Beteiligungsprozess z.B. im Rahmen der Dorf- oder Stadtteilentwicklung dienen. Beteiligungsunerfahrene oder resignierte BürgerInnen lassen sich durch diese eher persönliche Methode eventuell zur Mitwirkung aktivieren.

Zu beachten
Im Vorfeld muss auf jeden Fall geklärt werden, wie die »aktivierten« Arbeitsgruppen weiterhin unterstützt werden können. Die Befragung sollte nur durchgeführt werden, wenn im Anschluss eine Weiterarbeit erfolgt, d.h. Spielraum (finanziell, personell) für die Ideenumsetzung vorhanden ist. Andernfalls werden die Befragten beim nächsten Mal die Haustüre gar nicht mehr auf machen.
Da die Neutralität des Befragungsteams nicht gewährleistet ist, eröffnet die Aktivierende Befragung Manipulationsmöglichkeiten. Auf die Transparenz des Verfahrens sollte allergrößter Wert gelegt werden.

Anwendungsbeispiele
2001 Aktivierende Befragung Gotha-West im Rahmen der Umgestaltung des Coburger Platzes (Info: www.kommpottpora.de)
2001 Aktivierende Befragung in drei Mainzer Stadtteilen im Rahmen des Projekts »Soziale Stadt« (Info: Institut für Geographie in Mainz)
2001 Aktivierende Befragung »Hannover-Mittelfeld« (Info: www.stadtteilarbeit.de/seiten/methoden/hannover/aktion_mittelfeld.htm)

Links und Downloads
www.stadtteilarbeit.de

www.wegweiser-buergergesellschaft.de

Literatur
Zur angegebenen Literatur finden Sie in der Bibliothek jeweils eine kurze Beschreibung

Selle, Klaus: Planung und Kommunikation. Wiesbaden/Berlin, 1996 (eine Kurzbeschreibung der Methode Aktivierende Befragung ist unter www.stadtteilarbeit.de einsehbar).

Hinte; Karas: Studienbuch Gruppen- und Gemeinwesenarbeit, Neuwied, 1989.
(Auszüge aus dem Buch können unter www.stadtteilarbeit.de/seiten/methoden/hinte/aktionsforschung.htm eingesehen werden).

Huber, Anja; Schlosser, Insa: Dokumentation einer aktivierenden Befragung in der Wohnanlage an der Ottobrunner Straße’, München, 1999.


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| Werkstatt für Dialogische Planung | Letzte Änderung 14.05.2003 |