|
|
|
|
|
Werkstatt für Dialogische Planung |
|
|
|
|
Die 'Open Space Technology' wurde Mitte der 80er Jahre in den USA von Harrison Owen entwickelt, um Gruppen beliebiger Größe an der Ideenfindung bei einem komplexen Thema zu beteiligen. Die Entwicklung der Methode beruht auf der Beobachtung, dass bei Versammlungen und Konferenzen die Kaffeepausen eine hohe Bedeutung haben und von den TeilnehmerInnen als sehr bereichernd erlebt werden.
|
|
|
|
|
Open Space bezeichnet eine neue Form, große Zusammenkünfte von bis zu 1000 Personen zu gestalten. Mit der sowohl organisatorisch als auch zeitlich überschaubaren Methode werden starre Versammlungsformen aufgelöst. Im Mittelpunkt stehen die TeilnehmerInnen mit ihren individuellen Interessen an der jeweiligen Fragestellung. In einem relativ einfachen Rahmen arbeiten viele Arbeitsgruppen parallel bzw. nacheinander an der zukünftigen Entwicklung von Organisationen, Unternehmen oder Kommunen.
Mit der Methode können Beteiligungs- oder Aktivierungsprozesse z.B. in der Stadt- und Regionalentwicklung angestoßen werden, zur Lösung von Interessenskonflikten ist sie weniger geeignet.
|
|
|
In der Vorbereitungsphase müssen Fragen der Logistik (es müssen viele Räumlichkeiten für Kleingruppenarbeit zur Verfügung stehen) und des Einladungsverfahrens geklärt werden. Es ist möglich, sowohl offen alle Interessierten an einer Fragestellung als auch gezielt Personen zu einer Open Space Konferenz einzuladen. Die Methode läßt sich in drei Arbeitsschritte unterteilen, die im Folgenden beschrieben werden.
Zu Beginn der Open Space-Konferenz trifft sich die gesamte Teilnehmergruppe in einem großen Raum. Nach kurzer Einführung über Ablauf und Regeln werden die TeilnehmerInnen eingeladen, eine eigene, das Hauptthema betreffende Thematik oder Fragestellung für die ein persönliches Interesse/Engagement vorhanden ist, anzukündigen und an die Informationswand mit Namen und Zeitangabe für die Bearbeitung aufzuhängen. Nach der Vorstellung aller Themen wird der sogenannte Marktplatz eröffnet. Jede/r KonferenzteilnehmerIn entscheidet bei welchem der angebotenen Themen er/sie mitarbeiten möchte. Nach einer Phase der (Selbst)Organisation beginnt die erste Arbeitsgruppeneinheit oder Sitzung, wie es bei Konferenzen in der Regel heißt. Je nach Länge der Open Space Konferenz gibt es mehrere Einheiten, wobei die einzelne nicht viel länger als 1,5 Stunden dauern sollte. Da alle Ergebnisse sofort protokolliert werden, sollten die Arbeitsgruppenräume mit Flipchart und Stift ausgestattet werden. Die Kreativität in den Arbeitsgruppen kann durch zusätzliche Materialien wie Farben, Stoffe, Papier etc. gefördert werden.
Die Gestaltung des Endes einer Open Space-Konferenz ist abhängig von dem Ziel der InitiatorInnen es gibt keine vorgegebene Struktur. Wichtig ist, dass alle TeilnehmerInnen am Ende ein Protokoll der Arbeitsgruppenergebnisse bekommen.
Um den Umsetzungsprozess besser angehen zu können und eine Gewichtung der vielen Ideen zu erhalten, schlägt zur Bonsen eine Zuspitzung auf die wichtigsten Projektideen vor. Dazu sollten alle TeilnehmerInnen am letzten Tag das gesamte Protokoll der Konferenz erhalten und sich etwa eine Stunde lang die Arbeitsgruppenergebnisse anschauen können. Anschließend vergeben die TeilnehmerInnen Punkte für die Ideen, die sie am besten finden. Am Ende der Konferenz sollten sich Arbeitsgruppen zu den Projektprioritäten bilden und ein erstes Anschlusstreffen vereinbaren.
Das besondere an der Open Space-Methode läßt sich mit dem Gesetz der zwei Füße beschreiben. Es besagt, das jede/r TeilnehmerIn mit Ausnahme der ThemeninitiatorInnen das Recht hat, jederzeit eine Arbeitsgruppe zu verlassen, z.B. wenn man meint, nichts beitragen zu können oder wenn sich das Thema in eine Richtung entwickelt, für die man/frau sich nicht engagieren möchte. Die TeilnehmerInnen können zu jeder Zeit zu anderen Arbeitsgruppen dazustoßen oder eine richtige Kaffeepause machen. Die Philosophie, die hinter dem Gesetz der zwei Füsse steckt, wird in den vier Leitlinien der Open Space Methode, die sowohl für den Gesamtgruppe als auch für die Kleingruppen gelten, deutlich:
- Wer immer kommt, ist gerade die richtige Person.
- Was auch geschehen mag, es ist das einzige, was geschehen kann.
- Wann immer es beginnt, ist es die richtige Zeit.
- Vorbei ist vorbei.
|
|
|
Der meiste Aufwand entsteht in der Vorbereitung. Da die Open Space-Methode noch wenig bekannt ist, müssen viele potentielle TeilnehmerInnen über die Methode aufgeklärt werden. Ob es im Vorfeld ein Anmeldungsverfahren gibt oder nicht, bleibt den AusrichterInnen überlassen.
Die Durchführung der ein bis zweieinhalb-tägigen Konferenz bedarf einer guten Moderation, die das Prinzip der Methode so vermittelt, dass sich die TeilnehmerInnen auf das eher ungewohnte und unstrukturiert wirkende Arbeiten einlassen. Darüber hinaus muss die Moderation den Überblick behalten, Vertrauen in den Prozess schaffen und trotzdem nicht autoritär eingreifen, sondern sich im Hintergrund halten.
|
|
|
Die Open Space-Methode eignet sich als Auftakt zu längeren kommunalen Planungs- und Entwicklungsprozessen und kann als Einstieg in einen längeren Prozess der Zusammenarbeit dienen. Sie ist eine Großgruppenmethode, die geeignet ist hunderte von Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Zusammenhängen und Hierachieebenen zusammenzubringen. Außerdem wird sie in Organisationen, Unternehmen genutzt, um gemeinsame Fragestellungen anzugehen.
In abgewandelter Form kann sie in der Kinder- und Jugendbeteiligung eingesetzt werden.
|
|
|
Aufgrund der großen Menge an Teilnehmenden entstehen bei einer Open Space-Konferenz innerhalb einer relativ kurzen Zeit zahlreiche Projektideen. Im Idealfall gibt es zu allen Ideen AnsprechpartnerInnen, die mit einer entsprechenden Unterstützung an dem Thema weiterarbeiten. Darüber hinaus lernen sich Personen/Gruppen, die am gleichen Thema interessiert sind, kennen. Neue Netzwerke können sich bilden.
|
|
|
Die Open Space-Methode setzt bei den TeilnehmerInnen eine relativ hohe Fähigkeit der Selbstorganisation und des verbalen Ausdruckvermögens voraus. Gesellschaftliche Schichten mit geringem Bildungsniveau werden mit der Methode eventuell überfordert. Allerdings läßt die Methode viel Spielraum, um sie der Zielgruppe anzupassen. In abgewandelter Form läßt sie sich auch mit Kindern durchführen. In diesem Fall sollten beispielsweise ModeratorInnen für die Arbeitsgruppen vorgesehen werden.
Die Methode selbst sieht kein konkretes Verfahren für das Konferenzende und die Weiterarbeit vor. Damit die in der Veranstaltung entstandene Aktivierung nicht schnell verpufft, sollte von Seiten der VeranstalterInnen im Vorfeld geklärt werden, wie mit den Ergebnissen umgegangen werden kann bzw. wird.
|
|
|
2000 Open Space-Konferenz im Rahmen des Agenda 21 Prozesses der Stadt Kassel
2001 Open Space-Konferenz im Rahmen der Regionalentwicklung Knüll
2001 Open Space-Konferenz im Rahmen der Stadtentwicklung Kevelaer
2001 Open Space-Konferenz als eine Form der Bürgerversammlung in Kassel-Unterneustadt (Info: Forum Unterneustadt)
2002 Open Space-Konferenz im Rahmen der Bewerbung Kassels als Kulturhauptstadt 2010
|
|
|
|
|
Zur angegebenen Literatur finden Sie in der Bibliothek jeweils eine kurze Beschreibung
Petri, Katrina: 'Open Space Technology' oder das Wunder der Kaffeepause in: Apel, H; Dernbach, D.; Ködelpeter, T.; Weinbrenner, P. (Hrsg.): Wege zur Zukunftsfähigkeit ein Methodenhandbuch, Stiftung Mitarbeit, Bonn, 1998, S. 94104.
Owen, H.: Open Space Technology a Users Guide. Potomac, Md., 1995.
Owen, H.: Expanding Our Now The Story of Open Space Technology, San Francisco, 1997.
|
|
|