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Werkstatt für Dialogische Planung |
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Robert Jungk entwickelte Anfang der 70er Jahre die Zukunftswerkstatt als eine Methode, um das kreative Potential in Gruppen freizusetzen. Mittlerweile gehört sie zu den "Classics" der dialogischen Methoden. Der Dreischritt ihrer Struktur mit Kritik-, Fantasie- und Umsetzungsphase findet sich in zahlreichen anderen Methoden wieder.
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Bei einer Zukunftswerkstatt kommen bis zu 25 Personen zusammen und entwickeln mit Hilfe von kreativen und moderierenden Workshoptechniken gemeinsam Ideen für die Zukunft. Die Dauer einer Zukunftswerkstatt, die sich meistens auf eine konkrete Fragestellung bezieht, kann sehr unterschiedlich sein. Von drei Stunden bis drei Tagen ist alles möglich.
Die Struktur der Zukunftswerkstatt ist in jedem Fall sehr zielgerichtet und läßt trotzdem Raum für viele kreative Elemente. Sie ist lösungsorientiert und basiert dennoch auf einer Ergebnisoffenheit. Sie wird beispielsweise zur Findung von Lösungen und Ideen für Planungsvorhaben genutzt oder hilft Gruppen und Organisationen langfristige Perspektiven zu entwickeln.
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Im Gegensatz zu der gängigen Herangehensweise an eine Fragestellung (Was ist das Problem? Was ist die Lösung?) wird im Verlauf der Zukunftswerkstatt ein scheinbarer Umweg über die Fantasiephase gegangen. Neben den unten beschriebenen drei Hauptphasen, zu denen die Fantasiephase zählt, sind bei der Durchführung einer Zukunftswerkstatt folgende "Nebenphasen" zu beachten:
- die Vorbereitungsphase (Organisation, Ablaufplanung, TeilnehmerInnenwerbung etc.),
- die Einstiegsphase in die Zukunftswerkstatt (Regeln und Methode erklären, Kennenlernen der Teilnehmer etc.),
- die Nachbereitungsphase (Erstellen der Dokumentation und Organisation der Weiterarbeit an der Ideenumsetzung).
Kritikphase/Bestandsaufnahme
Die Kritikphase dient der themenbezogenen Bestandsaufnahme. Die veränderungswürdigen Aspekte eines Ist-Zustandes werden von den TeilnehmerInnen dargestellt. Zum Ende der Kritikphase werden die Mängel und Kritikpunkte gebündelt und von den TeilnehmerInnen gewichtet. An den zentralen Kritikpunkten wird in der nächsten Phase weitergearbeitet.
Die TeilnehmerInnen können um die Beschwerden förmlich erleichtert den Schritt in die nächste Phase gehen.
Fantasie-/Utopiephase/Ideenentwicklung
Zu Beginn der Fantasiephase werden die zentralen Kritikpunkte mit einer utopischen Fragestellung positiv umformuliert. Im Mittelpunkt steht die Frage: "Wie wünsche ich es mir anders?". Die TeilnehmerInnen können losgelöst von Hindernissen und Sachzwängen ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Die verrücktesten Visionen und Ideen sind in dieser Phase gefragt. Im Mittelpunkt dieser Arbeitsphase steht das kreative Arbeiten. Visionen können als Bild oder als Theaterszene dargestellt werden. Sätze wie "das geht doch nicht" oder "das ist doch viel zu teuer" sind in der Fantasiephase nicht erlaubt. Am Ende dieser Phase werden die besten Ideen ausgewählt und dienen in der nächsten Phase als Fundgrube für zukunftsweisende Wege.
Umsetzungs-/Verwirklichungsphase
Die besten Ideen aus der Fantasiephase werden in der Verwirklichungsphase auf die Ebene der Realität heruntergeholt, ohne das kreative Potential zu bremsen. Gemeinsam wird überlegt, wie die Kernideen verwirklicht werden können und welche Schritte bis zur Verwirklichung gegangen werden müssen. Hierzu wird mit den 4-W-Fragen (was?, wer?, mit wem?, bis wann?) ein (_) Aktions-/ Maßnahmenplan erstellt. Die Umsetzungsphase endet mit konkreten Absprachen für das weitere Vorgehen die TeilnehmerInnen übernehmen die im Aktionsplan dargestellten Aufgaben. Zu den konkretisierten Ideen entstehen im Idealfall Projektgruppen.
Mit der Zukunftswerkstatt kann sehr gut zu konkreten Planungsvorhaben im Objektbereich gearbeitet werden. Sie eignet sich hervorragend um Kinder und Jugendliche an der Spielraum/Freiraumplanung zu beteiligen. Nach einer Ideensammlung in der Fantasiephase bietet es sich an, die Ideen während der Umsetzungsphase in einfachen Modellen darzustellen. Dazu ist es notwendig, den TeilnehmerInnen ausreichend Modellbaumaterial zur Verfügung zu stellen. Für den späteren Entwurf stellen die Modelle eine wichtige Grundlage dar.
Einfügen Foto: Modellbau mit den Ideen für den zukünftigen Spielraum (Zukunftswerkstatt Beselich/Limburg))
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Die Zukunftswerkstatt bedarf einer guten Vorbereitung, läßt sich aber ohne allzu großen Aufwand realisieren. Die Vorbereitung umfaßt das Einladungsverfahren/Öffentlichkeitsarbeit, die Organisation der Räumlichkeiten und die Verköstigung der TeilnehmerInnen, die Beschaffung von Arbeitsmaterialien wie Stellwände, Papier und Stifte und die genaue Ablaufplanung.
Abgesehen von der Phasenabfolge gibt es kein vorgeschriebenes Format, in der die Methode angewendet werden muss. Es ist durchaus möglich, eine schnelle Zukunftswerkstatt in drei Stunden durchzuführen. Da die Zukunftswerkstatt auf die Freisetzung des kreativen Potentials abzielt, ist jedoch mehr Zeit für die Durchführung ratsam. Ein bis zwei Tage sollten sich Gruppen mindestens Zeit nehmen. Die Gruppengröße sollte zwischen 10 und 25 Personen liegen.
Die Erstellung einer Dokumentation der Ergebnisse kann für die TeilnehmerInnen hilfreich sein, um die Erfahrungen mit nach Hause/in den Alltag zu nehmen und daran weiterzuarbeiten.
Zu empfehlen ist ein Moderationsteam von mindestens zwei Personen, das mit (_Werkzeugkasten) kreativen Techniken vertraut ist und eine aufgelockerte Arbeitsatmosphäre schaffen kann.
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Durch die ausgedehnte Fantasiephase ist kaum eine Methode besser geeignet, um das kreative Potential der TeilnehmerInnen freizusetzen. So können innovative Lösungen entstehen, die im Werkstattverlauf sehr konkret werden. Die intensive Zusammenarbeit der TeilnehmerInnen fördert zudem das Wirgefühl.
Die Methode ist darauf angelegt, dass die Umsetzung der Ideen möglich erscheint und unmittelbar nach dem Werkstattende von den TeilnehmerInnen selbst in Angriff genommen werden können. Je nach Themenumfang und der Fähigkeit zur Selbstorganisation sollten die Arbeitsgruppen bei weiteren Treffen durch eine Moderation unterstützt werden.
Wie viele andere Beteiligungsmethoden ist die Zukunftswerkstatt nicht darauf angelegt, eine Einmal-Veranstaltung zu sein. Folgeveranstaltungen wie Arbeitsgruppentreffen oder Präsentationen in Gremien sollten von vorne herein mit eingeplant werden.
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Die Fantasiephase mit dem Einsatz von kreativen Techniken kann für manche TeilnehmerInnen eine Überforderung darstellen. Im Vorfeld der Veranstaltung sollte darauf hingewiesen werden, wie in der Zukunftswerkstatt gearbeitet wird.
Die TeilnehmerInnen einer Zukunftswerkstatt sind am Ende in der Regel sehr geschafft, aber auch sehr motiviert, an ihrem Thema weiterzuarbeiten. Im Vorfeld sollte deshalb unbedingt überlegt werden, wie in den Gruppen weitergearbeitet werden kann. Fragen wie: "Gibt es für Arbeitsgruppen eine weitere Moderation" oder "stehen Räumlichkeiten/Arbeitsmaterialien zur Verfügung", sollten geklärt werden.
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Eine Zukunftswerkstatt kann in/mit den unterschiedlichsten TeilnehmerInnen durchgeführt werden. Voraussetzung ist allerdings, dass sich der teilnehmende Personenkreis auf das unkonventionelle Arbeiten in der Fantasiephase einläßt bzw. das die Fantasiephase in ihrer Durchführung an die TeilnehmerInnen angepasst wird. Dies sollte im Vorfeld geklärt werden.
Die Methode ist sehr gut geeignet, um generationsübergreifend zu arbeiten. Aufgrund vieler Methodenwechsel und spielerischer Elemente läßt sich die Zukunftswerkstatt in abgewandelter Form in der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Planungsprozessen anwenden.
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1999 Zukunftswerkstatt im Hort 'Am Umfassungsweg' in Magdeburg (Info: Grundschule 'Am Umfassungsweg, Magdeburg)
2001 Fuldatal Grundschule-Simmershausen
(Info: www.schulserver.hessen.de/fuldatal/gs-simmershausen)
2001/2002 verschiedene Zukunftswerkstätten mit Kindern und Eltern im Rahmen der Spielraumplanung im Landkreis Limburg-Weilburg
(Info: Jugendbildungswerk Limburg-Weilburg)
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Zur angegebenen Literatur finden Sie in der Bibliothek jeweils eine kurze Beschreibung
Bischoff, Ariane; Selle, Klaus; Sinning, Heidi: Informieren, Beteiligen, Kooperieren. Kommunikation in Planungsprozessen. Dortmund, 1995.
Deutsches Kinderhilfswerk und Aktion "Schleswig-Holstein": Planen mit Phantasie. Zukunftswerkstatt und Planungszirkel für Kinder und Jugendliche. Berlin/Kiel, 1996.
Jungk, Robert; Müllert, Norbert R.: Zukunftswerkstätten Mit Phantasie gegen Routine und Resignation. München, 1989.
Kuhnt, Beate; Müllert, Norbert R.: Moderationsfibel Zukunftswerkstätten. Münster, 1996.
Ködelpeter, Thomas: Mit Zukunftswerkstätten Agenda 21-Prozesse initiieren, in: Apel, H; Dernbach, D.; Ködelpeter, T.; Weinbrenner, P. (Hrsg.): Wege zur Zukunftsfähigkeit ein Methodenhandbuch, Stiftung Mitarbeit. Bonn, 1998, S. 6682.
Selle, Klaus: Planung und Kommunikation. Wiesbaden/Berlin, 1996 (eine Kurzbeschreibung der Methode Zukunftswerkstatt ist unter www.stadtteilarbeit.de einsehbar).
Stange, Waldemar; Paschen, Wolf: Praxishandbuch Zukunftswerkstätten, DGB-Jugend Nordmark. Hamburg, 1995.
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