Multipler Wettbewerb in der Wissenschaft – Auswirkungen auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie auf die wissenschaftliche Produktionsfunktion innerhalb und zwischen Fachgebieten
Beteiligte Forscher:innen
Prof. Dr. Carolin Häussler (Universität Passau)
Die wissenschaftliche Produktionsfunktion setzt Inputs und Organisationsstrukturen mit der Produktion von Wissen in Beziehung. Während zahlreiche Studien den Zusammenhang zwischen Input und Output untersucht haben, d. h. wie Wissenschaft auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbaut (Adams, 1990; Jones, 2009; Wuchty et al., 2007), haben sich deutlich weniger Studien mit der Organisation des Wissenschaftsprozesses selbst beschäftigt. Insbesondere ist noch wenig erforscht, wie sich die vielfältigen Formen des Wettbewerbs, denen Wissenschaftler ausgesetzt sind, auf die wissenschaftliche Produktionsfunktion auswirken.
Das beantragte Projekt zielt darauf ab zu untersuchen, wie verschiedene Formen des Wettbewerbs das Verhalten von Wissenschaftlern prägen und letztlich die wissenschaftliche Produktionsfunktion innerhalb und zwischen den Wissenschaftsgebieten beeinflussen. Damit trägt es zu den übergeordneten Zielen der DFG FOR 5234 bei, wie sie im Rahmenantrag beschrieben sind. Konkret soll auf Ebene der einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysiert werden, wie die vielfältigen Formen des Wettbewerbs mit der Auswahl der Forschungsprojekte, der Art der Forschung und den Interaktionen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb und über die Organisationsgrenzen hinweg zusammenhängen. Da sich wissenschaftlicher Wettbewerb und Anreizsysteme zwischen Ländern unterscheiden, wird das Projekt auch eine internationale Perspektive einnehmen.
Durch eine großangelegte Befragung deutscher und US-amerikanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden Einblicke in vier Dimensionen des wahrgenommenen Wettbewerbs (Reputation, Ressourcen, Talent und Arbeitsplätze sowie transferbezogene Aspekte) und detaillierte Informationen über Merkmale und Interaktionen in der Wissenschaft gewonnen. Die Umfragedaten werden durch Publikationsdaten und bibliographische Daten ergänzt. Zudem soll der quantitative Ansatz durch eine qualitative Interviewstudie komplementiert werden, um die Mechanismen hinter den erhobenen Mustern zu verstehen.
Dieses Projekt trägt insbesondere zum aufstrebenden Bereich der "Science of Science" bei, der auf umfassenden Datensätzen aufbaut, um Mechanismen im Zusammenhang mit der Art und Weise zu untersuchen, wie Wissenschaft betrieben wird—von der Wahl dessen, was erforscht wird, bis zur Art und Weise, wie Forschende den wissenschaftlichen Prozess organisieren, bis hin zu Fortschritten in einem Fachgebiet. Dieser Ansatz passt ideal zum Gesamtziel der DFG FOR, Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen zu integrieren, z. B. Messgrößen aus der Scientometrics, Erkenntnisse über die Produktion von Wissen sowohl aus der Innovationsforschung als auch der Organisationforschung und Einblicke in soziale Prozesse aus der Wissenschaftssoziologie. Insbesondere durch die Einbindung des Projekts in die DFG FOR wird neben dem ökonomischen und organisationsbezogenen auch ein solides soziologisches Fundament geschaffen.