Europa im Weltbild des Mittelalters. Kartographische Konzepte

Projektverantwortliche: Prof. Dr. Ingrid Baumgärtner, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hartmut Kugler (Universität Erlangen-Nürnberg)
Laufzeit: Juni 2006 bis Dezember 2008, abgeschlossen
Drittmittel: Tagungsfinanzierung durch die DFG


Publikation: Europa im Weltbild des Mittelalters: Kartographische Konzepte, hg. v. Ingrid Baumgärtner u. Hartmut Kugler (Orbis mediaevalis 10), Berlin 2008.

An welcher Vergangenheit orientiert sich die Zukunft der ‚Europäischen Union’? Dies ist die kurz gefasste Leitfrage für ein Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, die geographischen und kartographischen Grundlagen für die Diskussion über den Kulturraum Europa im Rahmen der mittelalterlichen Weltvorstellungen zu erfassen. Wenn heute von ‚Europa’ geredet wird, ist selten der geographische, bis zum Ural reichende Kontinent gemeint, sondern es verbinden sich damit ganze Vorstellungskomplexe von Kultur-, Wirtschafts- und Verkehrsräumen, von materiellen, sozialen und politischen Standards, die schwerlich auf einer Landkarte darstellbar sind, auch wenn der flächenräumliche Aspekt stets dominant ist. Der Name ‚Europa’ stand bereits seit Beginn der Antike für einen von drei Teilen der bewohnbaren Welt. Die Abfolge und Gewichtung der drei Kontinente Asien - Europa - Afrika war von der mittelmeerischen Perspektive her bestimmt. Von dort her geschahen die ersten und grundlegenden Versuche kulturgeographischer Charakterisierung und Abgrenzung. Das Projekt greift diese Traditionen auf und untersucht die Vorstellungsbilder, Argumentationsstrategien und Konzepte, die sich hinter den Aufzeichnungen von Welt- und Regionalkarten, von Reisebeschreibungen, von Chroniken und Imagines mundi verbargen. Die Untersuchungsbasis ist hauptsächlich auf geo- und kartographische Quellen begrenzt (Mappae mundi, imagines mundi, Itinerare), wobei das komplexe Bild-Text-Verhältnis im Vordergrund steht. Dabei stehen drei Fragebereiche im Zentrum, erstens der Bedeutungswandel des Europabegriffs, zweitens die Außengrenzen und das Verhältnis zu den nichteuropäischen Weltgegenden sowie drittens die Europäisierung der Binnenstrukturen von der Reconquista auf der Iberischen Halbinsel bis zur Analyse europäischer Dimension der Abbildung von Reisewegen, Pilgerrouten und Handelsstraßen. Basis des Projektes ist eine Konferenz, die vom 15. bis 17. Juni 2006 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg stattfand.

Stand: 06. September 2009