Bericht
Energiewende, Klimakrise, COVID19 – ohne Naturwissenschaftler:innen? Nicht denkbar! Grundlegende Kenntnisse über Naturwissenschaften sowie realistische Einblicke in die Arbeit von Naturwissenschaftler:innen werden in Zeiten der Leugnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen immer wichtiger.
Doch: Was zeichnet die Physik als Naturwissenschaft aus? Welches Bild von Wissenschaft transportieren Lehrkräfte im Unterricht aktuell und was sollte bzw. könnte Ziel sein? An der Beantwortung dieser Fragen haben am 27. Januar 2023 achtzehn Lehrkräfte in einer achtstündigen Fortbildung gearbeitet. In einer gelungenen Mischung aus fachlichen und fachdidaktischen Anregungen, sowie Diskussions- und Reflexionsrunden zu (eigenem) Physikunterricht konnten wertvolle Impulse für den Unterricht entwickelt werden.
Zunächst erhielten alle Lehrkräfte einen Überblick, aus welchen Forschungsgruppen sich das Institut für Physik der Universität Kassel zusammensetzt. Darüber hinaus konnten sie anhand des SFB 1319 ELCHs ein Beispiel für die Zusammenarbeit unterschiedlicher Hochschulen und Forschungsgruppen im Rahmen eines gemeinsamen Programms und Forschungsfeldes (Analyse und Kontrolle von molekularer Chiralität mittels extremen Lichts) kennenlernen. Vertiefende Einblicke in den Alltag von Wissenschaftler:innen und das wissenschaftliche Forschen gewährte der theoretische Physiker Eric Kutscher in einer Präsentation zur Chiralität und der modernen physikalischen Methode des PECD (PhotoElectronCircularDichroism). In einer Laborführung berichtete zusätzlich der Experimentalphysiker Simon Ranecky über seine Erfahrungen in der Wissenschaft. Beide stellten insbesondere die Zusammenarbeit zwischen der theoretischen und der experimentellen Physik heraus.
Nach der Mittagspause in der Mensa gab die Physikdidaktik-Professorin Rita Wodzinski Einblicke in moderne fachdidaktische Forschung zu Nature of Science (NOS). Basierend auf einigen Fehlvorstellungen und Mythen zum naturwissenschaftlichen Arbeiten, die im Physikunterricht oder über den unreflektierten Umgang mit Schulbüchern entstehen können, stellte sie den Physiklehrer:innen eine Reihe an Anregungen für einen didaktisch sinnvollen Umgang mit dem Thema vor. Anschließende Kleingruppenarbeiten zu NOS führten zu interessanten Denkanstößen für Physikunterricht in der Sek II. Hier wurden Gelegenheiten im Unterricht zur Reflexion über Naturwissenschaft diskutiert und Randbedingungen für gelungene Exkursionen an die Universität formuliert. Auch erste Ideen für ein Planspiel zur Darstellung des Wissenschaftsbetriebs wurden entwickelt.
Die Fortbildung stieß bei den teilnehmenden Lehrkräften auf große Resonanz. Neben der für den eigenen Unterricht als sehr hilfreich erachteten Inhalte und Eindrücke wurden vor allem die zahlreichen Möglichkeiten zum persönlichen Austausch in einer angenehmen und wertschätzenden Atmosphäre gelobt.
Linda Zwick & Prof. Dr. Rita Wodzinski