Projektbeschreibung SOGREV
Im Projekt „SOGREV“ wird, in Kooperation mit einem Frankfurter Jugendhilfeträger, ein sozialpädagogisches Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche umgesetzt und evaluiert, die sich in einer ambulanten Einzelfallhilfe durch das Jugendamt befinden. Bei diesen Kindern besteht besonders häufig der Fall, dass sie aufgrund unterschiedlicher Umstände (dysfunktionales Familiensystem, sozial prekäre Lebensbedingungen, psychische Auffälligkeiten) große Schwierigkeiten haben Kontakt zu Gleichaltrigen zu knüpfen, nach dem sie sich jedoch häufig sehnen. Probleme im sozialen Bereich werden durch soziale Ängste begünstigt, da diese schnell zu einem Rückzug der Kinder führen können (vgl. de Ljister et al., 2018, Spence & Rapee, 2016). Eine besondere Schwierigkeit ist dabei, dass ein solcher Rückzug Unsicherheiten und Ängstlichkeit verstärkt, da die Kinder einem regelmäßigen sozialen Kontakt nun noch weniger ausgesetzt sind (vgl. Johnston & Iarocci, 2017). Auch zählen Angststörungen zu den verbreitetsten Störungsbildern in der Kindheit (Essau, NcNicol, Doubleday, 2006, zitiert nach Göttken, et al., 2014), denn mehr als 5% aller Kinder in Deutschland werden die Kriterien für ein solches Störungsbild mindestens einmal über einen gewissen Zeitraum erfüllen. Bei den Kindern, die das Projekt „SOGREV“ untersucht und unterstützt, dürfte dieser Anteil bedeutend größer ausfallen, da hier bereits problematische Verhaltensweisen oder familiäre Problemlagen bekannt sind. Durch die Coronakrise und damit verbundene Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen wurden Ängstlichkeit und weitere Belastungen insbesondere in der Gruppe von Kindern aus sozial prekären Verhältnissen erheblich erhöht, wie erste Ergebnisse der COPSY-Studie von Ravens-Sieberer et al. (2020) bereits zeigen konnten. Auf Grundlage dieser Ergebnisse argumentieren sie für zielgruppenspezifische und niederschwellige Angebote der Prävention (ebd., S. 829) um die entstandenen Belastungen schnellstmöglich abzufangen.
Das pädagogische Konzept der Gruppen beinhaltet vor allem Freizeitangebote, die am Wochenende stattfinden. Die einzelnen Angebote haben über- und untergeordnete Ziele, um die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Übergeordnete Ziele sind dabei die Reduktion von Ängstlichkeit und Verbesserung beziehungsrelevanter Aspekte zu Gleichaltrigen. Untergeordnete Ziele können das Kennenlernen der Stadtteile, das Wecken neuer Interessen oder ein sicherer Umgang mit sozialen Medien sein. Alle Angebote sind so ausgelegt, dass sie den Kindern und Jugendlichen Freude im Umgang mit Gleichaltrigen und Sicherheit in der Gruppe vermitteln sollen. Die Durchführung der Gruppen soll beginnen, sobald es in Anbetracht der Infektionszahlen unbedenklich und ethisch vertretbar ist.
Die Durchführung der Gruppen obliegt dem Träger, während das Sigmund-Freud-Institut die Wirksamkeit der Gruppenangebote zur fachlichen Weiterentwicklung wissenschaftlich evaluiert.
Literatur:
De Lijster, J.M., Dieleman, G.C., Utens, E.M., Dierck, B., Wierenga, M., Verhulst, F.C., & Legerstee, J.S. (2018). Social and academic functioning in adolescents with anxiety disorders: A systematic review. Journal of Affective Disorders, 230, 108- 117.
Göttken, T., White, L.O., Klein, A.M., & von Klitzing, K. (2014) Short-Term Psychoanalytic Child therapy for Anxious Children: A Pilot Study. Psychotherapy, 51 (1), 148–158.
Johnston, K.H.S., & Iarocci, G. (2017). Are generalized anxiety and depression symptoms associated with social competence in children with and without autism spectrum disorder?. Journal of Autism and Developmental Disorders, 47 (12), 3778-3788.
Ravens-Sieberer, U., Kaman, A., Otto, C., Adedeji, A., Decine, J., Erhart, M., Napp, A.K., Becker, M., Blanck-Stellmacher, U., Löffler, C., Schlack, R. & Hurrelmann, K. (2020). Mental health and quality of life in children and adolescents during Covid-19-Pandemic – Results of the COPSY study. Dtsch Arztebl Int; 117, S. 828-829.
Spence, S. H., & Rapee, R. M. (2016). The etiology of social anxiety disorder: An evidence-based model. Behaviour Research and Therapy, 86, 50-67.