Es ist ein Alleinstellungsmerkmal der Universität Kassel, dass die Psychoanalyse ein fester Bestandteil in der Lehramtsausbildung einnimmt. Wie sich heute zeigt, hat sie an Aktualität nichts eingebüßt. Viele Reaktionsweisen bei Einzelnen, Institutionen und Gesellschaften sind offensichtlich von irrationalen (unbewussten) Quellen gespeist, wie z.B. die wiederkehrende Verleugnung der Todesgefahr durch COVID-19, aber auch die Spaltungsprozesse in den westlichen Gesellschaften, die weltweite Zunahme populistischer und autoritärer Strömungen sowie die Verweigerung der Einfühlung in besonders vulnerable Gruppen in unserer Gesellschaft zeigen. Die Psychoanalyse kann durch ihr spezifisches Wissen zu unbewussten Phantasien und Konflikten zum Verständnis solcher „irrationaler“, aber hoch wirksamer Phänomene bei Einzelnen, in Gruppen und in der Kultur beitragen.