Religion gibt zu denken

Religionspädagogisch-Theologischer Studientag

„Religion gibt zu denken“ – der Titel von Prof. Rudolf Englerts (Uni Essen) 2013 veröffentlichter „Religionsdidaktik in 19 Lehrstücken“ (so der Untertitel) stellte gleichsam das Motto und Programm für den ersten von der Religionspädagogik unter der Leitung und Initiative von Frau Prof. Annegret Reese-Schnitker organisierten Studientag am Institut für Katholische Theologie.

Zum Studientag kamen ca. 90 zukünftige und gegenwärtige Religionslehrer*innen aus dem Großraum Kassel: Studierende, Referendar*innen, Religionslehrer*innen aller Schulstufen, interessiert an den drängenden Fragen nach der Gestalt eines zukunftsorientierten Religionsunterrichts.

Mit seinem Vortrag zum Auftakt sorgte Prof. Englert bereits zu Beginn dafür, dass die „kognitive Aktivierung“, deren Nutzung und Ausgestaltung gerade im Fach Religion eines seiner zentralen Anliegen ist, nicht nur als Wortphrase in den Raum gestellt, sondern im Lauf seiner Ausführungen auch plastisch in vielen Gesichtern der Zuhörenden greifbar wurde.

Rudolf Englert stellte notwendige Anfragen an die derzeitige Gestalt des Religionsunterrichts: Haben Schüler*innen kein Interesse mehr an theologischen Fragen? Hat die Arbeit an theologischen Fragen zu wenig Klärungswert? Vermittelt der Religionsunterricht zu selten Erfahrungen fortschreitenden Könnens? Bietet der Religionsunterricht nicht genug kognitive Herausforderungen? Nach einer kritischen Analyse des gegenwärtigen Religionsunterrichts schlägt er im oben genannten Werk die Einführung einer theologischen Lehrstückdidaktik vor und konkretisiert diese anhand von 19 Lehrstücken zu wichtigen Fragen der Theologie. Theologische, philosophische und literarische Texte sollen in dieser Komposition Lehrende und Lernende im Religionsunterricht zum Denken einladen und zur Stellungnahme herausfordern. Die Lehrstückdidaktik will vernetztes Wissen aufbauen, Schüler*innen darin unterstützen, eigenständig Erkenntnis- und Argumentationswege zu beschreiten und theologisches Grundwissen auszubilden und zu festigen.

Auf drei anschließende Workshops verteilt konnten die Teilnehmenden sich dann unter der Leitung von Gabriele Cramer (Münster), Birgit Menzel (Frankfurt) und Dr. Monika Rack (Kassel/Engelsburg) schulartspezifisch mit jeweils unterschiedlichen, originellen Anwendungsbeispielen und vertieften Weiterführungen einzelner Lehrstücke auseinandersetzen.

Rudolf Englerts Ansatz – plakativ vielleicht gleichzusetzen mit „mehr Theorie in der (Unterrichts-) Praxis“ – zeigte sich gerade im Einsatz der Praktiker für die Theorie mitnichten als zu reduzieren auf einen gelehrigen Informations- und Instruktionsakt: Seine Sammlung von (Text-)Bausteinen erweist sich vielmehr als anregender Setzkasten, mittels dessen die Fülle vorhandener Anlässe, die im Bereich der Religion das Nach- und Mitdenken nach wie vor herausfordern, in durchdachter Weise eingesetzt und gerade dadurch in offenen Aneignungsprozessen dem bleibend Bedenkenswerten nach einholbar wirken.

Hier bleibt uns als Fazit vor allem der Dank an alle, die das Gelingen dieses Tages ermöglichten:

An die Studierenden der religionspädagogischen Grundkurse I und II, die dank Waffelteig und Brotschmierkunst die leiblichen Grundlagen für geistige Austauschwilligkeit in den Pausen vorbereiteten, an das Bistum Fulda für den finanziellen Zuschuss und die personal vertretene Präsenz, an die Leiterinnen der drei Workshops und letztlich an alle, die der Einladung an einem Freitagnachmittag trotz voller Stundenpläne folgten: Durch das Miteinander von Studierenden und Lehramtsanwärter*innen der 2. Studienphase sowie bereits routiniert praktizierenden Lehrkräften wurde dieser Nachmittag, wie gehofft, auch ein Ort der Begegnung und des Austauschs zwischen den verschiedenen Phasen der Lehrer*innenbildung.