Carolin Sohl

Doktorandin am Fachgebiet Geschichte Westeuropas 18.-20. Jahrhundert


Universität Kassel
Fachbereich 05 Gesellschaftswissenschaften
Nora-Platiel-Str. 1
34109 Kassel

Bild: Lina Kothenschulte

seit 06/2021    Promotionsstipendiatin der Universität Kassel

seit 03/2020    Tätigkeit im Archiv der Gedenkstätte Breitenau und Bearbeitung von Anfragen (Minijob)

2018 – 2021    Studentische / wissenschaftliche Hilfskraft in der Gedenkstätte Breitenau bei Guxhagen

2017 – 2020    Masterstudium Geschichte und Öffentlichkeit an der Universität Kassel

2014 – 2017    Kombinationsbachelorstudium Geschichte (BA) und Germanistik (NF) an der Universität Kassel

„Heimat“ im Wandel? Die Konstruktion regionaler Identität(en) über den Heimatbegriff im kurhessischen und waldeckischen Raum 1900-1960 (Arbeitstitel)

„Heimat“ ist ein zutiefst ambivalenter Begriff. Steht er einerseits für das menschliche Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Geborgenheit in einer lokal und regional gebundenen Gemeinschaft, ist er andererseits in hohem Maß anfällig für eine ideologische Aufladung. Im ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelte sich in den deutschen Regionen die Heimatbewegung, die trotz ihrer Vielgestaltigkeit zumeist eng mit dem Ziel verbunden war, die „nationale Identität“ zu stärken. Im Zuge einer sich modernisierenden und urbanisierenden Gesellschaft bestand ein wichtiges Ziel der Bewegung darin, ein regional verwurzeltes Heimatbewusstsein als Basis für eine „nationale Identität“ zu entwerfen. Vor diesem Hintergrund gingen Teile der Heimatbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine enge Verbindung mit völkischem Gedankengut ein. Allerdings entwickelte sich auf regionaler Ebene häufig eine nicht zu unterschätzende Eigendynamik, die sich regionalspezifisch ausgeprägte. Der je regional bezogene Heimatbegriff diente der Konstruktion der jeweiligen regionalen Identitäten, die sich sowohl zur Nation als auch zu anderen, insbesondere benachbarten Regionen verorten mussten. Statt Geborgenheit, Einigkeit und Verbundenheit mit der Gemeinschaft zu vermitteln, wie es die Heimatideologie versprach, avancierte der Heimatbegriff so vielfach zu einem politischen Kampffeld.
Ziel des geplanten Promotionsprojektes ist es, derartige Prozesse am Beispiel des ehemals kurhessischen und waldeckischen Raumes zu untersuchen. Es soll gefragt werden, wie und durch wen regionale Identität(en) und Zugehörigkeit(en) über den Heimatbegriff im nordhessischen Raum konstruiert wurden und welche Wandlungen dieser Begriff durchlief. In welcher Weise waren Heimatvorstellungen von den politischen Systemen und Umbrüchen abhängig? Bargen Heimatvorstellungen ggf. auch Emanzipations- und Resistenzpotenzial? Wie wurden regionale Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konstruiert und wie wurde versucht, sich von anderen Regionen abzugrenzen? Wie konstruierten die Akteure die Region und welche Rolle spielte die Nation?
Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom ausgehenden 19. Jahrhundert, als dem Beginn der Institutionalisierungsphase der Heimatbewegung, bis zu der Zeit um 1960, die in vielerlei Hinsicht als gesamtgesellschaftliche Zäsurphase gelten kann. Für diese Zeit mit tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen soll anhand von Publikationen regional ansässiger Heimat-, Wander- und Geschichtsvereine und Heimatliteratur, wie z.B. Heimatbüchern, für den kurhessischen und waldeckischen Raum nach Kontinuitäten und Zäsuren, Gemeinsamkeiten, Unterschieden und möglichen Pluralitäten von Heimatvorstellungen gefragt werden. 

  • Zwangsarbeit in den Baunataler Gemeinden während des Zweiten Weltkriegs, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 125 (2020), S. 267-287.
  • Gedenkstätte Breitenau, in: Ann-Katrin Mauel / Mareike Pfläging (Hrsg.), Guess What? Praktikum und Beruf für Studierende der Gesellschaftswissenschaften und verwandter Fachrichtungen, Kassel 2021, S. 39-42.
  • Bericht über das Archiv und die Sammlung der Gedenkstätte Breitenau, in: Rundbrief No. 40 der Gedenkstätte Breitenau (2021), S. 29-31.
  • Ehrenamtliche Mitarbeiterin des „Digitalen Dorfarchivs Körle“
  • Mitglied im Verein für hessische Geschichte und Landeskunde
  • Mitgliedschaft im Förderverein der Gedenkstätte Breitenau